Es ist der 17. November 2011. Kurt Werner, damals Baubürgermeister, wirbt noch einmal bei den Kommunalpolitikern: Ein provisorischer Umbau diene als "wichtiges Testergebnis für den Endausbau des Bahnhofplatz-Boulevards". Werner weiß: Es wird knapp.

Freie Grüne Liste, SPD und Linke waren gegen Provisorium

Die Fraktionen der Freien Grünen Liste, der SPD und der Linken wollen im Technischen und Umweltausschuss gegen das Provisorium stimmen. Mit sieben zu vier Stimmen stimmen die Ausschuss-Mitglieder dem Vorschlag der Stadt schließlich zu – mit der Aussicht, dass der endgültige Ausbau 2014 erfolgen soll.

Aus der Zwischen- wurde eine Dauerlösung

Im Juni 2018 ist es zwar wärmer als damals, amtiert mit Karl Langensteiner-Schönborn längst ein anderer Baubürgermeister. Von einem Boulevard vor dem Konstanzer Bahnhof ist jedoch wenig zu sehen, aus der vermeintlichen Zwischen- scheint eine Dauerlösung geworden zu sein.

Die politischen Gremien sollen diesem Zustand ein Ende bereiten und für den Umbau des Bahnhofplatzes ab Herbst 2019 nach folgenden Plänen stimmen:

Neuer Kreisverkehr am Lago-Einkaufszentrum

Da vor dem früheren Finanzamt und heutigen Geschäftshaus am Bahnhofsplatz 12 eine Haltebucht für Busse eingerichtet wird, werden diese nicht mehr über die Bahnhof-, Siegesmund- und Bodanstraße wenden können. Deshalb soll es direkt vor dem jetzigen Lago-Einkaufszentrum einen Kreisverkehr geben.

Dieser Kreisel ist als Teil des C-Konzepts zur Verkehrsminimierung in der Altstadt bereits länger vorgesehen. Zwischen dem Empfangsgebäude und dem sogenannten Fürstenpavillon, dort halten schon heute Busse, will die Stadt einen überdachten Wartepunkt für Fahrgäste einrichten. Die Gestaltung dafür müsse auf die Umgebung und mit der Bahn abgestimmt werden, heißt es seitens der Stadt.

Bis zu 480 private Fahrräder plus Stationen für Leihräder

Prägend für das Erscheinungsbild des Bahnhofplatzes werden Stellflächen für Fahrräder sein. Die Planungen sehen 16 Plätze für Stadtwerke-Leihräder (Konrad) und vier für Lastenräder von TINK unmittelbar vor dem jetzigen Eingang zum Empfangsgebäude vor. Zudem sollen entlang der gesamten Straße bis zu 480 Abstellmöglichkeiten für private Fahrräder geschaffen werden.

Diese werden benötigt, weil die Deutsche Bahn zeitgleich den Bahnhof selbst modernisieren will und damit Fahrradständer am Bahnsteig wegfallen. Das große Fahrradparkhaus wird laut Stadtverwaltung bis zur Fertigstellung des Bahnhofplatzes nicht fertig werden.

Mitfahren statt selbst fahren

Vor der Einfahrt zur Dammgasse sollen Flächen für den motorisierten Verkehr geschaffen werden. Parkplätze sind das nicht. Sondern sieben Taxi-Haltepunkte vor dem jetzigen Sparkassen-Gebäude und vier Plätze fürs Carsharing, für Menschen also, die einen Wagen gemeinschaftlich nutzen. Diese werden vor der Ladenzeile gebaut, ebenso wie drei Stellplätze für den Hol- und Bringverkehr. Für alle anderen Autofahrer heißt es ab der Dammgasse: bis hierhin und nicht weiter. Dort ist eine Wendemöglichkeit geplant.

Boulevard-Charakter mit Bäumen und Sitzbänken

Insgesamt 26 Bäume und 31 Sitzplätze entlang der knapp 300 Meter langen Straße sollen für ein neues Aussehen des Bahnhofplatzes sorgen. Von der Fahrbahn abgegrenzt werden sollen die Aufenthalts- und Gehbereiche nur mit abgesetzten Leitstreifen. Die farbliche Gestaltung soll dagegen dieselbe sein, schlägt die Stadt vor. Möglichst auf dem gesamten Platz, mit Ausnahme der Buseinstiege, soll außerdem das Höhenniveau der Straße angeglichen werden.

Über den Vorschlag der Stadtverwaltung beraten die Mitglieder des Technischen und Umweltausschuss am Donnerstag, 21. Juni, ab 16 Uhr (6. Stock, Verwaltungsgebäude an der Unteren Laube) vor. Fünf Tage später trifft der Gemeinderat ab 17 Uhr im Rathaus eine Entscheidung über den Baubeginn ab Herbst 2019. Beide Sitzungen sind öffentlich.