Claudia Wagner und Jörg-Peter Rau

Nach dem tödlichen Unfall auf der Schänzlebrücke überprüft die Stadt Konstanz die Sicherheit der Straße und des darunter liegenden Parkplatzes. Das erklärte Rathaus-Sprecher Walter Rügert am Dienstag, nachdem ein 22 Jahre alter Motorradfahrer von der Brücke auf den Pendler-Parkplatz gestürzt und an den Folgen des Unfalls gestorben war.

Nach dem tödlichen Unfall auf der Schänzlebrücke in Konstanz: Die Abfahrt von der Neuen Rheinbrücke in Richtung Industriegebiet. Ein ...
Nach dem tödlichen Unfall auf der Schänzlebrücke in Konstanz: Die Abfahrt von der Neuen Rheinbrücke in Richtung Industriegebiet. Ein Motorradfahrer war von der Brücke rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt.

Der 22-Jährige war am Dienstagmorgen gegen 7.20 Uhr verunglückt. Laut Mitteilung der Polizei war Motorradfahrer auf der Brücke Richtung Oberlohn-Kreisverkehr mit extrem überhöhter Geschwindigkeit unterwegs. In der Linkskurve der Fahrbahn fuhr er geradeaus gegen die Schutzplanken am rechten Rand. Der Mann wurde über die Schutzplanken und das Geländer geschleudert und prallte auf dem Park-and-Ride-Parkplatz unterhalb der Rheinbrücke auf. Der Motorradfahrer war sofort tot, das Motorrad blieb auf der Fahrbahn liegen. Laut Auskunft von Polizeisprecher Peter Hauke schätzten Zeugen die Geschwindigkeit des Motorrads auf etwa 150 Stundenkilometer.

Die Fahrbahn sei trocken gewesen, eine Beteiligung eines weiteren Fahrzeugs habe es nicht gegeben, so Polizei-Sprecher Hauke. Die Brücke war offenbar nicht übermäßig stark befahren, andernfalls wäre eine so hohe Geschwindigkeit nicht denkbar gewesen. Der junge Mann trug keinen Helm. Das Motorrad, eine leistungsstarke Maschine, war ordnungsgemäß zugelassen. Laut Polizei gibt es keine Hinweise, dass der Unfall im Zusammenhang mit einem Diebstahl steht und der Fahrer womöglich flüchtete.

Nach dem tödlichen Unfall auf der Schänzlebrücke in Konstanz: Der Park-and-Ride-Platz unterhalb der Neuen Rheinbrücke war vorübergehend ...
Nach dem tödlichen Unfall auf der Schänzlebrücke in Konstanz: Der Park-and-Ride-Platz unterhalb der Neuen Rheinbrücke war vorübergehend gesperrt. Ein Motorradfahrer war von der Brücke rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt. | Bild: Jörg-Peter Rau

An der Unfallstelle erinnern eine verbogene Leitplanke, ein abgeknicktes Verkehrszeichen und eine lange Ölspur an den schrecklichen Unfall. Der Motorradfahrer war mehr als 20 Meter weit durch die Luft geschleudert worden, seine Maschine wurde von den Sicherheitseinrichtungen aufgefangen. Sie rutschte fast die komplette Auffahrt in Richtung Oberlohn hinunter. Beamte sperrten die Unglücksstelle weiträumig ab, bis der Körper des Verunglückten geborgen war. Gegen 9.30 Uhr wurde die Abfahrt wieder freigegeben.

Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Hinweise auf eine unzureichende Sicherheit der Brücke, sagte Walter Rügert, Pressesprecher der Stadtverwaltung, auf Nachfrage des SÜDKURIER. Die Zuständigkeit für die Sicherheit der B¦33 liege allerdings in der Verantwortung des Bundes, das Landratsamt müsse entscheiden, ob Handlungsbedarf bestehe. Wegen der Sicherheit des Park-and-Ride-Parkplatzes werde sich die Stadt als Eigentümerin der Fläche an das Landratsamt wenden. Man müsse entscheiden, ob an dieser Stelle Menschen gefährdet sein könnten.

Nach dem tödlichen Unfall auf der Schänzlebrücke in Konstanz: Der Park-and-Ride-Platz unterhalb der Neuen Rheinbrücke war vorübergehend ...
Nach dem tödlichen Unfall auf der Schänzlebrücke in Konstanz: Der Park-and-Ride-Platz unterhalb der Neuen Rheinbrücke war vorübergehend gesperrt. Ein Motorradfahrer war von der Brücke rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt. | Bild: Jörg-Peter Rau

Der Unfall dürfte auch der Debatte über stationäre Blitzer in Konstanz neue Nahrung geben, denn Tempoverstöße werden auf der Schänzlebrücke immer wieder festgestellt. Das Thema stehe ohnehin im Juli auf der Tagesordnung des Gemeinderats, so Rügert. Falls der Rat zustimmt, könnte die Anlage voraussichtlich schon im Sommer installiert werden.

Auf der Schänzlebrücke haben sich bisher wenige, aber schwere Unfälle ereignet. 2007 stürzte ein Lastwagen von der Brücke. Im Oktober 2007 prallte ein Motorradfahrer gegen eine Leitplanke und starb. Fünf Schweizer verunglückten im März 2008 mit dem Auto, einer der Insassen kam ums Leben. In den Jahren 2015 und 2016 hat es in Konstanz drei tödliche Unfälle gegeben, zwei davon Fahrradunfälle, bei einem starb der Sozius auf einem Motorrad.

Weitere Zeugen des Unfalls bittet die Polizei, sich unter der Telefonnummer (0¦77¦33) 9¦96¦00 beim Verkehrskommissariat Mühlhausen-Ehingen zu melden.

Was Schutzplanken leisten müssen

  1. .Wozu werden Schutzplanken eingesetzt? Die häufigste Form der Schutzplanke, die umgangssprachlich meist Leitplanke genannt wird, ist die Stahlschutzplanke. Eine solche ist auch an der Schänzlebrücke installiert. Laut Markus Adler, Pressesprecher des Regierungspräsidiums Freiburg, dienen sie einerseits dem Schutz unbeteiligter Personen oder eines schutzbedürftigen Bereichs (etwa eines Geschäfts nahe der Autobahn). Ebenso soll bei zweibahnigen Straßen der Gegenverkehr geschützt werden. Darüber hinaus sollen die Schutzplanken die Fahrzeuginsassen vor schweren Unfallfolgen bewahren, beispielsweise bei einem drohenden Absturz an einer Böschung.
  2. .Gibt es eine Vorschrift, die eine Schutzplanke an der Schänzlebrücke vorsieht? Nein.
    Nach der „Richtlinie für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme“ wäre an dieser Stelle keine Schutzplanke nötig. Nach einem Unfall 2008 wurde eine Schutzplanke als zusätzliche Schutzmaßnahme in Ergänzung zum Bordstein und einem verstärkten Geländer installiert.
  3. .Wie stabil muss eine Schutzplanke sein? Schutzplanken müssen zahlreiche Kriterien erfüllen. Eines ist die an einer Straße zulässige Höchstgeschwindigkeit. Je höher sie ist, und je mehr Fahrzeuge auf einer Straße unterwegs sind, desto stabiler muss die Planke sein, erklärt das für Bundesstraßen zuständige Regierungspräsidum. (cla)