Mit einem Zeitungsartikel aus der Zukunft hat sich die 25-jährige Marit Meinhold beworben. In dem Text hat die Lehramtsstudentin für Englisch, Französisch und Geschichte beschrieben, was sie alles aus dem Jahr Wohnen und Leben in der Luxus-Seniorenresidenz mitgenommen hat: "Rückblickend hätte ich viele neue Bekanntschaften geschlossen, neue Erfahrungen gemacht und viel gelernt." Damit konnte sie die Jury überzeugen. 35 ernsthafte Bewerbungen habe es gegeben, sagt Anna Schingen, Marketingleiterin des Tertianum. Nun wird Marit Meinhold dort für ein Jahr eine helle und geräumige Zwei-Zimmer-Wohnung beziehen. Jeglichen Service, täglich ein Drei-Gänge-Menü aus dem hauseigenen Restaurant Colette, Dachgarten, Gymnastikraum, Schwimmbad sowie eine ständig besetzte Rezeption gehören zu dem Paket, das sie gratis genießen darf.
Im Gegenzug muss Marit Meinhold 20 Stunde im Monat mit ihren neuen Nachbarn verbringen. Um diese Zeit sinnvoll zu nutzen, hat sich die 25-Jährige schon Gedanken gemacht. "Ich würde gerne etwas mit Literatur anbieten. Vielleicht einen Lesekreis oder Lesungen. Aber ich bin an sich offen für alles, worauf die Bewohner Lust haben", sagt sie. Die Tertianum-Mieter sind gespannt auf die neue Bewohnerin. Bei der Schlüsselübergabe kamen viele zum Fest auf der Dachterrasse in der Sigismundstraße. Helga Lopez ist 91 Jahre als und wohnt im Haupthaus in der Brotlaube. "Ich finde das eine super Idee", sagt die modische Seniorin. Es gebe viel zu wenig Kontakt zwischen älteren und jungen Menschen. "Ich freue mich, dass sie auch Zeit mit uns verbringen wird", so Lopez. Theodor Breuning, Vorsitzender des Bewohnerbeirates, sichert Marit Meinhold seine Unterstützung zu: "Wir werden ihr helfen, sie im Haus bekannt machen und mit ihr das Angebot erarbeiten."
Marit Meinhold ist mit ihrem Lehramtsstudium fast fertig. Da sie jedoch eine Promotion anstrebt, spielt ihr das Leben in der Seniorenresidenz zum Nulltarif gerade auch in die Karten. "Die Finanzierung der Promotion ist immer etwas schwierig. Ich freue mich, das Jahr Übergang zwischen Studium und Promotion Geld sparen zu können", sagt die Studentin. Ihre Kommilitonen, Freunde und Familie fanden die Idee toll. Marit Meinhold stammt aus Langenenslingen (Kreis Biberach). Seit fünf Jahren wohnt sie bereits in Konstanz, zuletzt in einer Wohngemeinschaft mit ihrer Freundin. "Diese zieht jetzt jedoch aus. Also ist es auch für mich an der Zeit für was Neues", sagt sie.