Mit dem Fahrrad direkt vom Zähringerplatz über die Radstraße quer durch Petershausen, weiter über die Fahrradbrücke, und dann mit ordentlichem Tempo durch die Schottenstraße, die zweite Konstanzer Fahrradstraße: Das ist für Radfahrer ein Service, den nicht jede Stadt bietet.

Jetzt hat es Konstanz offiziell bestätigt bekommen: Im Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) belegt Konstanz in der Kategorie Aufholer deutschlandweit den ersten Platz und in der Kategorie Spitzenreiter den dritten Platz.

Das geht aus einer Pressemitteilung des Landesverkehrsministeriums hervor. Es gibt 111 Plätze bei den Städten mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern, in die auch Konstanz fällt.

Grundlage der Fahrradklimatests ist die Befragung von deutschlandweit 170.000 Radfahrern auf freiwilliger Basis.

Das heißt, dass die Befragten nicht repräsentativ ausgewählt werden, sondern, dass sich beteiligt, wer Interesse hat. In Konstanz haben 437 Personen an der Umfrage teilgenommen.

Gesamtnote: 3,1

Das sichert der Stadt den ersten Platz landesweit bei den Städten zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern. Die durchschnittliche Bewertung dieser Städte liegt bei der Note 4,0. Erkennbar ist eine positive Entwicklung: Von 2012 bis 2018 verbessert sich Konstanz im Notenschnitt von der Bewertung 3,5 auf 3,1. Die meisten Verbesserungen erzielte die Stadt beim Stellenwert des Radfahrens und bei der Sicherheit. Verteilt auf diesen Artikel finden Sie die Bewertungen, die Konstanz in einzelnen Kategorien erhalten hat. Die Noten entsprechen den Schulnoten 1 bis 6.

Was in Konstanz positiv bewertet wird

  • Zugänglichkeit von öffentlichen Fahrrädern
  • Erreichbarkeit des Stadtzentrums
  • Dass alle Generationen das Fahrrad nutzen

Was in Konstanz negativ bewertet wird

  • Viele Raddiebstähle
  • Möglichkeit, Räder im Nahverkehr mitzunehmen
  • Radwegeführung an Baustellen
  • Konflikte mit Autofahrern

Ralf Seuffert, Vorsitzender des ADFC in Konstanz, freut sich sehr über das gute Ergebnis für Konstanz als Radstadt. Ganz unerwartet kam die Platzierung für ihn nicht: "Ich habe es geahnt, dass Konstanz gut abschneidet, schon, weil wir als Verein sehr viele Flyer herausgegeben haben, die zur Teilnahme auffordern – und diese gern angenommen wurden."

Note für Komfort: 3,7
Note für Infrastruktur: 2,3

Auch die Gefühlslage habe er schon im Vorfeld durch viele Gespräche herausfiltern können: Die meisten Radfahrer seien recht zufrieden mit der Entwicklung in der Stadt und erlebten eine positive Haltung gegenüber Radfahrern, auch vonseiten der Stadtverwaltung.

Note für Diebstahl: 4,5

Bei der Problematik der konsequenten Beschilderung der Radwege, die viele Befragte monierten, verweist Seuffert auf das Versprechen der Verwaltung, dieses Thema zügig anzugehen.

Wo es laut ADFC in Konstanz noch Verbesserungsbedarf gibt

Ralf Seuffert nennt selbst einige Probleme, die aus seiner Sicht für Radfahrer noch gelöst gehören:

  • Eine Radstation am Bahnhof, um dort Fahrräder diebstahlsicher unterzubringen. Die jetzigen Radstellplätze reichten dazu nicht aus. Sein Vorschlag: den ehemaligen Schweizer Bahnhof dazu zu nutzen.
  • Die Verkehrssituation am Zähringerplatz zu verbessern; dort, wo die Fahrradstraße entlang der Jahnstraße "im Nichts" ende und ortsfremde Radfahrer irritiert seien, wo es weiter gehe.
  • Radwege-Schnellverbindungen, die immer wichtiger werden, weil viele Personen inzwischen auch von außerhalb zur Arbeit mit dem Rad pendeln. "Aber diese Frage kann die Stadt nicht alleine entscheiden, hier ist die Abstimmung zwischen Kreis und den jeweiligen Kommunen gefragt", sagt Seuffert.

Also alles eitel Sonnenschein in Konstanz, was das Radfahren betrifft?

Nicht ganz, auch wenn nur wenige Personen die radfahrfreundliche Atmosphäre öffentlich kritisieren wollen. In den sozialen Netzwerken ist die Zurückhaltung geringer, in einer Konstanzer Facebook-Gruppe wird das "Radfahrchaos" in der Petershauser Straße (Fahrradstraße) vehement angegangen, andere Nutzer beschweren sich über die Radfahrer, die sich zu einem hohen Prozentsatz nicht an Verkehrsregeln hielten und damit andere gefährdeten.

Note für Konflikte mit Fußgängern: 3,6
Note für Konflikte mit Autos: 3,8

Vom sinnvollen Miteinander auf Rad- und anderen Straßen scheint man gemäß dieser Aussagen noch weit entfernt.

Das könnte Sie auch interessieren

Unbestritten aber ist, dass die Stadtverwaltung einen deutlichen politischen Schwerpunkt bei der umweltfreundlichen Mobilität setzt, das zeigt zum Beispiel das Handlungsprogramm Radverkehr, das der Gemeinderat 2016 beschlossen hat und das seitdem schrittweise umgesetzt wird.

Note für zügiges Radfahren: 2,2
Note für Beschilderung: 3,2

In diesem Jahr soll zum Beispiel die Neuausschilderung der Radwege im ganzen Stadtgebiet erfolgen, in der Innenstadt sollen weitere Abstellanlagen geschaffen werden, die Schützenstraße soll in eine Fahrradstraße umgewandelt werden und es ist geplant, fünf weitere Fahrrad-Dauerzählstellen einzurichten.