Wen soll es bei diesem Wetter drin halten? Spätestens wenn der Feierabend eingeläutet oder die letzte Vorlesung des Tages beendet ist, werden die beliebtesten Orte der Stadt voller. Und mit ihr viele öffentlich zugänglichen Mülltonnen. „Selbst Schuld“, hört man am Münsterplatz eine Gruppe jüngerer Menschen sagen, „in Konstanz gibt es ja auch viel zu wenige Mülleimer, man muss die teilweise richtig suchen.“

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Die To-Go-Mentalität hat Folgen

Die Pizza lässt man sich an den See liefern, Getränke werden vorab im Supermarkt gekauft, hier und da glimmt ein Einweggrill. Die To-Go-Mentalität hat Folgen, manch städtischer Mülleimer ist nicht nur voll, sondern quillt über.

Bild 1: Gibt es zu wenige öffentliche Mülleimer in Konstanz oder wird einfach nur viel Abfall leichtfertig weggeworfen?
Bild: Oliver Hanser

Warum? Haben die Menschen zu viele Verpackungen dabei, die sie schnell loswerden wollen? Oder gibt es in Konstanz – wie die Beobachtung am Münster nahelegt – wirklich weniger Mülleimer als anderswo.

Es lohnt ein Blick auf die Fakten

873 Müllbehälter halte die Stadtreinigung laut Auskunft der Technischen Betriebe Konstanz (TBK) im öffentlichen Raum bereit. Rund 60 Prozent davon, 531 Stück, seien einfache Papierkörbe, die je 50 Liter fassen. Das entspricht dem Fassungsvermögen eines üblichen Mülleimers für den privaten Gebrauch.

Bild 2: Gibt es zu wenige öffentliche Mülleimer in Konstanz oder wird einfach nur viel Abfall leichtfertig weggeworfen?
Bild: Oliver Hanser

Hinzu kommen laut TBK 191 größere 120-Liter-Behälter, von denen ein knappes Viertel – 57 Stück genau – mit Tütenspendern für Hundekot versehen sind. Echte Müll-Vielfraße sind die 158 Unterflurbehälter der Stadtreinigung, von denen jeder 650 Liter fassen kann, was etwa fünf Badewannen entspricht.

Bild 3: Gibt es zu wenige öffentliche Mülleimer in Konstanz oder wird einfach nur viel Abfall leichtfertig weggeworfen?
Bild: Oliver Hanser

Sie werden laut TBK zweimal wöchentlich mit einem speziellen Müllsauger geleert. Von den übrigen Behältern würden an Wochentagen circa 60 Prozent täglich, der Rest jeden zweiten Tag geleert. An den wichtigsten Standorten – zu denen die Stadtreiniger die Innenstadt und den Uferbereich zählt – erfolge zudem ganzjährig auch eine Leerung an Wochenenden und Feiertagen.

Was das Wetter mit dem Gewicht des Mülls zu tun hat

Mit diesem Modell habe die TBK 2018 knapp 470 Tonnen Abfall eingesammelt, ungefähr gleich viel wie im Jahr 2015. Aber weniger als in den beiden Jahren dazwischen (2016: rund 500 Tonnen, 2017: rund 490 Tonnen). Wurde vergangenes Jahr also weniger weggeworfen?

Eher habe der Rückgang etwas mit dem Wetter zu tun, lautet die Einschätzung der Stadtreinigung. „Das führen wir auf den extrem trockenen Sommer zurück – durchnässter Müll ist schwerer“, lässt sie ausrichten. Der Trend, Müll achtlos und unsortiert wegzuwerfen, nehme eher zu.

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Ein Phänomen, das nicht nur Konstanz betrifft

Aber mehr als andere Städte in Baden-Württemberg mit vergleichbarer Einwohnerzahl. Eine Abfrage bei den beiden nächstgrößeren beziehungsweise -kleineren Gemeinden im Land, Tübingen (Ende 2017: 89.447 Einwohner), Villingen-Schwenningen (84.557), Aalen (67.849) und Sindelfingen (64.599), zeigt: Die Leerung städtischer Abfalleimer funktioniert überall ähnlich wie im 84.440 Einwohner zählenden Konstanz. Je nach Standort und Nutzung der Behälter erfolge sie laut der jeweiligen Verwaltung täglich bis einmal pro Woche.

Mehr Müllbehälter = auch mehr Müll?

Ganz anders sieht es bei der Menge des dort eingesammeltem Mülls und der Anzahl der Behälter aus. Bei beidem liegt Konstanz im Fünfer-Vergleich vorne. So fielen in Aalen 250 Tonnen in 340 Behältern an. In Sindelfingen stehen mit 775 zwar fast so viele Behälter wie in Konstanz zur Verfügung, aber die Gemeinde erhebe laut Auskunft der Pressesprecherin keine Statistik über die Menge.

Die Städte Tübingen und Villingen-Schwenningen mit etwas mehr Einwohnern und einer im Übrigen deutlich größeren Gemeindefläche als Konstanz geben mit jeweils 700 Behältern eine niedrigere Zahl von Müllbehältern als die TBK an.

Setzt man die Einwohnerzahl ins Verhältnis zur Fläche der fünf Städte, wird deutlich: Konstanz ist mit 1560 Einwohnern je Quadratkilometer die am dichtesten besiedelte Stadt, gefolgt von Sindelfingen (1271), Tübingen (828), Villingen-Schwenningen (511) und Aalen (463).

Stuttgart: Achtmal mehr Einwohner als Konstanz, aber nur dreimal so viel Abfall weggeworfen?

Die Abfallmengen liegen mit 300 Tonnen in Tübingen beziehungsweise rund 335 Tonnen in Villingen-Schwenningen um mindestens ein Drittel unter der von Konstanz.

Auch in der Landeshauptstadt Stuttgart mit rund 630.000 Einwohnern fällt pro Kopf deutlich weniger Abfall an. Zwischen 1500 und 1690 Tonnen seien es in den vergangenen Jahren gewesen, teilt eine Sprecherin der Stadt mit: Achtmal mehr Einwohner warfen also nur dreimal mehr Abfall in öffentliche Mülleimer.