Das Bistro im Kinderhaus am Salzberg war kaum groß genug, um all die neugierigen Mütter und Väter aufzunehmen, die dem täglichen Machtkampf mit ihren Kindern entkommen wollen. Rund 70 Besucher waren neugierig, welche Tricks die Referentin auf Lager hat, um bockige Kinder zur Vernunft zu bringen. Susanne Hübschle-Spaett, zweifache Mutter und gelernte Erzieherin, gibt ihre Erfahrungen als Elterncoach in Vorträgen und Seminaren weiter.

Zunächst forderte sie zu einem Perspektivwechsel auf. "Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie plötzlich in einem Dschungel mit fremden Pflanzen und Tieren aufwachen würden?", fragte sie die Eltern. Erwartungsgemäß kamen als Antworten "unsicher" und "ängstlich". Welche Eigenschaften müsste also ein Dschungelführer haben? Klar: Kompetent, geduldig, Sicherheit gebend. Die Eltern begriffen: Ihre Kinder möchten den Dschungel, also die Welt entdecken, immer Neues lernen, sich geborgen fühlen. Doch die vielen Reize und ihre wachsenden Fähigkeiten überfordern die Kleinen oft. Sie brauchen Eltern mit Dschungelführer-Qualitäten, die ihnen keine Boshaftigkeit unterstellen. "Trotzende Kinder möchten nur mehr Freiheiten, weil sie einen Schritt weiter sind", sagte Hübschle-Spaett.

Anschließend gab sie dem Publikum praktische Tipps an die Hand: Regeln werden erklärt, Konsequenzen angekündigt und ohne Ausnahme umgesetzt. Fünfmaliges Einreden auf ein Kind habe keinen Sinn. "Auch ich habe meinem Sohn lang und breit erklärt, dass es im Winter draußen kalt ist und er krank wird, wenn er keine Schuhe anzieht", erzählte Hübschle-Spaett. "Dann wurde mir klar, dass er das gar nicht versteht. Also habe ich ihn kurz barfuß in den Schnee gestellt, seitdem war das kein Thema mehr."

Sie mahnte auch zur Vorsicht bei angedrohten Konsequenzen: "Kündigen Sie nichts an, das Sie nicht umsetzen können", riet sie. Genauso wenig sinnvoll seien Verbote, die sich über mehrere Tage hinziehen. Und was ist, wenn Kinder trotzdem nicht in den Griff zu bekommen sind? Völlig normal, sagte die Mutter. "Kinder suchen bewusst den Punkt, an dem wir ausrasten."

Mit einem so vollen Saal hatte die Referentin nicht gerechnet. "Viele Eltern trauen sich noch nicht, über Erziehungsherausforderungen zu sprechen, da dies in unserer Generation eher mit einem Zugeben von Versagen zu tun hatte", sagte Hübschle-Spaett dem SÜDKURIER. Langsam beginne ein Umdenken: "Die Beschäftigung mit Erziehung hat nichts mit Versagen, sondern mit Verantwortung zu tun."



Der nächste kostenloser Vortrag mit dem Titel "Wie kann ich das Selbstvertrauen meines Kindes stärken?" ist am Mittwoch, 22. März, um 19.30 Uhr in der Villa Kunterbunt. Anmeldung unter www.elterncoaching-konstanz.de