Als Paul Bischoff im Spätsommer des vergangenen Jahres erfuhr, dass mit dem Seehasen-Ehrenpräsidenten Hans-Joachim Pfeffer ein jahrzehntelanger Fasnachtsfreund gestorben ist, wirkte er traurig und doch irgendwie gefasst. „Wieder ebber weniger“, sagte der Ehrenpräsident der Narrenverenigung Schneckenburg damals. Nun ist der 92-Jährige an Herzversagen gestorben. Wieder ebber weniger. Die Granden der Konschtanzer Fasnacht werden immer weniger.
„Das Wichtigste: Er musste nicht leiden“
„Paul war einer meiner engsten und besten Freunde“, so Wolfgang Rolle. „Einen besseren Weggefährten kann man sich nicht vorstellen.“ Der Elferrat und langjährige Programmchef der Elefanten hatte noch am Mittwoch mit seinem Freund telefoniert. Paul Bischoff bat ihn, Blumengebinde an den Gräbern von Walter Fröhlich, dem Wafrö, und Sigrun Mattes, der Kuh vom Lande, für ihn abzulegen. Da wusste er offenbar schon, dass er nicht mehr viel Zeit haben würde. „Er war schon seit Tagen im Krankenhaus wegen seines Herzens“, erzählt Wolfgang Rolle. „Das Wichtigste ist, dass er nicht leiden musste. Er ist am Donnerstag früh einfach nicht mehr aufgewacht.“
Mit Paul Bischoff Zeit zu verbringen, war immer sehr angenehm. Er wählte seine Worte stets mit Bedacht, war freundlich, höflich, zuvorkommend. Seine Augen hatten diesen besonderen Charme, sie funkelten, wenn er redete. Er liebte sein Glas Bier und seine saure Kutteln bei Manfred Hölzl im Konzil, regelmäßig ging er mit Freunden dorthin zum Mittagessen. Konstanz war seine Stadt, er liebte das Leben und die Menschen am See. „Was Bessers gibt‘s it, wo mer lebe könnt“, sagte er gerne. Dass er selbst ein wesentlicher Baustein dieser Liebenswürdigkeit war, hätte er nie so gesagt.
„Jeder hat seine Macken. Beim Paul waren es nicht viele“
„Er hatte immer Rat“, erinnert sich Kurtle Köberlin. „Jeder Mensch hat seine Macken. Doch beim Paul waren es nicht so viele.“ Er selbst habe viel von Paul Bischoff gelernt. „Ich bin glücklich, dass ich so oft mit ihm zusammen war und dass wir so tolle Geschichten miteinander erlebt haben.“ Kurtle Köberlin, 25 Jahre jünger, bezeichnet Paul Bischoff gerne als seinen Ziehvater. „Auf seine Fürsprache hin durfte ich 1969 erstmals bei den Schneckenburgern auftreten“, erinnert sich der Kameler. „Ich habe ihm viel zu verdanken.“

Bis zuletzt gingen die beiden regelmäßig zum legendären Dipfele-Stammtisch, dem regelmäßigen Treffen zu Ehren des 2005 gestorbenen Helmut Faßnacht in der Traube oder im Hohenegg in Staad. Dort sitzen noch Uli Blum, Ehrenpräsident der Elefanten, Konrad Schatz, Dreizehnerrat der Niederburg, sowie Joachim Graf, Ehrenelferrat der Elefanten. „Der Paule hat uns noch die Karten für den Bunten Abend der Niederburg und für den Frühschoppen im Konzil organisiert“, erzählt Kurtle Köberlin und verschluckt eine Träne. Für Uli Blum war der Paul „einfach ein Fasnachter durch und durch. Leider Gottes ist kein Nachfolger seines Schlages in Sicht. Wir werden ihn sehr vermissen“. Paul Bischoffs Ehefrau Elfriede, die Ellie, starb 2013. „Sie war seine Herz- und Hofdame“, weiß Kurtle Köberlin. Die beiden hatten keine Kinder. Von Beruf war Paul Bischoff Geschäftsführer des Spar- und Bauvereins.

Im Protokoll der ersten Sitzung nach dem Zweiten Weltkrieg, am 12. November 1949, vermerkt Paul Bischoff als Schriftführer am Ende: „Im allgemeinen war man über die rege Beteiligung und den Eifer der Narren an der Sache überhaupt überrascht und lässt eine berechtigte Hoffnung offen, dass bei der kommenden Fasnacht die allbekannte Schneckenburg wieder einen Schritt zum alten Glanz und Ruf macht.“ Am 11. Februar 1950 fand der erste Bunte Abend nach dem Krieg statt. Das Motto: „Die Schnecken in Aufruhr!“ Austragungsort war der Dachplattenhof, so der Name des Ziegelhofs während der Fasnacht.
„Wenn er redete, waren alle still“
Jürgen Stöß, Präsident der Schneckenburg, spricht von einem „Riesenverlust. Paul war die Seele unseres Narrenvereins und 80 Jahre Mitglied. Er war ein Mensch, wie man ihn sich vorstellt. Wenn Paul geredet hat im Rat, waren alle still. Er war immer verbindlich und zuverlässig“.