Noch bevor Hans Jürg Buff das Wort ergreift, stehen seine Gäste bereits in dichten Gruppen auf dem weiten Gelände und diskutieren. Es ist ein kalter Dienstagnachmittag, der sich kaum nach Frühling anfühlt, und die Stimmung ist streckenweise auch frostig. Buff hat in seinen Park eingeladen, das Büdingen-Areal in bester Lage an der Seestraße, wo er ein Luxus-Gesundheitshotel bauen will. Er mache das, sagt er wenig später, um "Fehlinformationen der Bürgerinitiative" zu korrigieren.
Die Fotomontage der Gegner nennt Buff "Fake News"
Besonders ärgert er sich über eine Fotomontage, in der der angeblich geplante Neubau die mächtigen Bäume auf dem seit Jahrzehnten brachliegenden Gelände weit überragt. Mehrfach sagt er solche Sätze in sein Mikrofon wie "es sind falsche Zahlen im Umlauf" und "ich verwehre mich gegen die bewusst falsche Darstellung der Bürgerinitiative Büdingenpark".
Der Investor will rund 70 Millionen Euro in die Hand nehmen
Zur Diskussion steht ein Hotelprojekt an einem Standort mit langer Geschichte, doch Buff spricht vor allem von der Zukunft. Er habe das Gelände gekauft, weil er sich dort einen Traum erfüllen wolle. Er stellt sich als Hotelier aus St. Moritz vor, der einst ein Hotel erbte und daraus eine Gruppe von fünf Häusern gemacht habe, "bis auf eines betreibe ich sie alle selbst".

In Konstanz wolle er investieren, weil er das Gelände für eines der schönsten Grundstücke überhaupt halte; auf Nachfragen nennt er später die Summe von "rund 70 Millionen Euro". Er stelle sich der demokratischen Willensbildung und der Entscheidungsmacht der Stadtverwaltung, "es gibt keine Nebenabsprachen".
An vielen Bäumen zeigen rote Bänder: reif für die Kettensäge
Im Halbrund stehen die Zuhörer – unter ihnen viele Nachbarn, aber auch Stadträte mehrerer Fraktionen und interessierte Bürger. Sie alle haben die roten Bänder gesehen, die an vielen Bäumen angebracht sind. Sie sollen für das Bauvorhaben fallen. Von insgesamt 263 Bäumen sollen 26 weichen, "mit rund 40 Stämmlingen", weil aus manchen Wurzeln längst mehrere Bäume gewachsen sind. Fast alle Kandidaten für die Kettensäge stehen im hinteren, seeabgewandten Teil des Geländes.

Die anderen Bäume würden nach dem geltenden Pflegekonzept erhalten, so lange sie standsicher seien, verspricht Buff: "Ich weiß doch, was so ein alter Baum und erst recht ein Naturdenkmal wert ist, das macht doch den Wert dieses Ortes aus." Ob er seinen Gästen nicht lieber Zimmer mit Seesicht als Zimmer mit Baumsicht bieten wolle, diese mehrfach gestellte Frage verneint er. Im Gesundheitshotel suchten die Gäste vor allem eines: Ruhe.
Parkschützer wehren sich: Ihre Grundlage ist Buffs eigener Plan
So richtig glauben mag Patrick Pfeiffer die Beteuerungen nicht. Er ist einer der Sprecher der Initiative Bürgerpark Büdingen und will auch Buffs Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen. Die Information, dass fast alle Bäume auf dem Gelände gefällt werden sollen, hat er dem Bauantrag entnommen, der auch dem SÜDKURIER vorliegt. Darin sind tatsächlich nur wenige Bäume als zu erhalten markiert – weil, wie Buff sagt, er mit einem veralteten Plan gearbeitet habe.

Auch die Verantwortung für die Fotomontage, über die sich Buff so sehr ärgert, weist Pfeiffer von sich. Das Bild sei unabhängig von der Initiative für eine Online-Petition verwendet worden. Gerade als sich ein interessanter Meinungsaustausch zwischen den beiden Kontrahenten entspannt, wird aber das Mikrofon abgedreht. So nutzt Pfeiffer die vielen kleinen Gesprächsrunden, die sich im Laufe der zwei Stunden bilden, um seine Sicht zu erklären.
Am Ende muss ein Amtsleiter im Rathaus entscheiden
Dicht umringt ist aber auch Andreas Napel. Er ist der Leiter des Baurechts- und Denkmalamts der Stadt Konstanz, er muss am Ende mit seiner Unterschrift den Bau genehmigen oder den Antrag ablehnen. Nein, Entscheidung sei noch keine getroffen, sagt er. Und nein, der Bebauungsplan aus dem Jahr 1987 müsse nicht bis ins letzte Detail eingehalten werden.

Und worin liegt das Ermessen dann? Zum Beispiel in der Frage, ob Buff, der im Park auf 900 zum Bau freigegebene Quadratmeter Fläche verzichtet, stattdessen höher bauen und die zulässige Baumasse überschreiten darf. Genau auf diese Frage kommt es an, sagt auch Anwohner Frohwin Lüttin. Er ist selbst Architekt und kann dem Projekt auch gute Seiten abgewinnen. "Das hat eine gewisse Qualität", sagt er über den Bau, der stark auf Holz als Material setzt. Seine Prognose: "Man wird es nicht verhindern können" – immerhin gebe es Baurecht, und das auch ausschließlich für genau das, was Buff errichten will, ein Hotel.
Bei den Anwohnern herrscht teils Argwohn, teils Verständnis
Kritischer äußert sich Paul Jeni, der in der Säntisstraße wohnt. "Sie wollen ein 20 Meter hohes Gebäude errichten, das alles überschreitet, was der Bebauungsplan hergibt", sagt er, Buff solle sich an das halten, was der Gemeinderat der Stadt Konstanz einst festgelegt habe.

Gabriele Blanke dagegen träumt noch immer davon, dass auf dem Gelände gar nicht gebaut wird und ausschließlich ein öffentlicher Park entsteht. Sie erzählt davon, dass in der indischen und in der indianischen Kultur Bäume einen hohen Stellenwert hätten. Wenn Hotel, findet sie, "dann bitte nur ein kleines".
Das mit einem Mini-Bau dürfte aber nicht so einfach werden, sagt Edgar Lehn. Er hat sich vor 15 Jahren eine Eigentumswohnung an der Mainaustraße gekauft. Mit herrlichem Blick in den urwüchsigen Park. "Es war mir immer klar, dass hier gebaut wird", sagt er, "ich habe jedes Jahr, in dem es nicht losging, als Bonus genommen". Auch andere direkte Nachbarn äußern sich so – ihnen geht es vor allem darum, dass die Trakte mit Personalzimmern nicht zu nahe an ihre Grundstücke und Wohnungen heranrücken.
Jetzt sollen es es weniger Gäste- und Personalzimmer werden
Dass es am Ende tatsächlich einen Kompromiss geben könnte, zeichnet sich beim Ortstermin eher am Rande ab. Buff erwähnt eher beiläufig, dass er sein Vorhaben auch "redimensionieren" könne und spricht von "etwa 100 Zimmern und Suiten" sowie "26 bis 40 Personalzimmern". Das ist neu, bisher standen 113 Gäste- und bis zu 60 Personalzimmer im Raum.

Im Gestaltungsbeirat, der am heutigen Mittwoch (14 Uhr, Verwaltungsgebäude Untere Laube 24, 6. Stock) öffentlich tagt, werde er "verschiedene Alternativen" vorstellen. Gemeint ist offenbar: ein neuer, abgespeckter Bauantrag. Damit käme Buff auch einer Aufforderung nach, die die Stadtverwaltung schon auf seine Bauvoranfrage hin an ihn gerichtet hatte. Sie wies ihn darauf hin, dass nicht nur ein Hubschrauberlandeplatz für Gäste-Transporte undenkbar sei, sondern dass sein Vorhaben schlicht zu groß sei.
Warum Buff in der Folge dennoch – mit städtischem Eingangsstempel vom 22. Januar 2018 – einen Bauantrag gestellt hat, der nochmals mehr Baumasse auswies, diese Frage bleibt wie einige andere beim Ortstermin unbeantwortet.
Der Zeitplan des Investors: Baubeginn 2018, Eröffnung 2021
Als nach zwei Stunden Schneetreiben einsetzt, verlassen auch die letzten Gäste das Gelände. Hat Hans Jürg Buff die Stimmung an diesem kalten Nachmittag als feindselig empfunden? Nein, sagt er, mit Kritik habe er gerechnet, und in persönlichen Gesprächen habe er auch einige Zustimmung erlebt. Und einen Umgang, der sich deutlich von der Veröffentlichung von "Gerüchten, falschen Zahlen und gefälschten Bildmontagen" unterscheide.

Noch immer gehe er von einem Baubeginn 2018 und einer Eröffnung 2020 oder 2021 aus. Hotelier wolle er selbst sein; argwöhnischen Vermutungen, er entwickle das Projekt lediglich und wolle es dann weiterverkaufen, tritt er entgehen: "Es ist und bleibt meine Absicht, ein Gesundheitshotel zu errichten."
Eine bewegte Geschichte voller Hoffnungen und Rückschläge
Damit würde sich am Büdingen ein Kreis schließen und das Gelände nach einem Jahrzehnte andauernden Dornröschenschlaf zu alter Nutzung zurückkehren. Es war die Stadt selbst, die im 19. Jahrhundert an diesem Premium-Ort mit einem Hotel dem Fremdenverkehr weiteren Aufschwung geben wollte.

Der Plan war unter Max Stromeyer gereift, der von 1866 bis 1877 das Amt des Oberbürgermeisters inne hatte. Er wollte die Dominikanerinsel – in dem ehemaligen Klostergemäuer war bereits ein Hotel untergebracht – erwerben und die Stadt durch Aufschüttung an dieser Stelle erweitern. Der Gemeinderat hielt angesichts des hohen Kaufpreises nichts von seinen Plänen. Stattdessen entschied er sich für den Kauf des Vincentschen Guts – in dem das heutige Büdingen-Areal liegt.
Das erste Hotel auf dem Areal ging schnell in Konkurs
Mit dem Kauf des Guts im Gebiet Neuhausen hoffte der Gemeinderat auf eine Ausdehnung der Stadt mit repräsentativen Bauten und einem Hotel. Es kam so, wie am Musikerviertel heute abzulesen ist. Es entstand die Seestraße, wie auch der Stadtgarten, durch Auffüllung und damit das Bad-Hotel für den gehobenen Tourismus für eine Million Mark. Viel Geld für eine Stadt, in deren Säckel es mau aussah.
1873 legten die Bauarbeiter los – drei Tage vor dem Börsenkrach in Wien, New York und Berlin, wie Gert Zang in seinem Buch über Konstanz während der Großherzoglichen Zeit schreibt. Die Freude am Hotel währte nicht lange. Kaum eröffnet, ging es 1876 in Konkurs und an die Hauptgläubigerin, die Sparkasse Stuttgart, über.
Sechs Jahre später übernahm das Inselhotel die Liegenschaft: für 300.000 Mark, weit unter der von der Stadt investierten einen Million. Die privaten Betreiber verfolgten das Ziel, die Touristen mit dem Konstanzer Hof als Pensionhotel für einen längeren Aufenthalt anzulocken. Doch auch dieser Plan ging nicht auf.
Am Ende war es ein Sanatorium – also so etwas wie ein Gesundheitshotel
1889 endete die kurze Hotel-Ära auf dem Areal, eine Heilanstalt zog ein, geführt von Hofrat und Arzt Georg Fischer mit seinem Kollegen Dr. Mühlberger. Denn auch daran hatte Konstanz noch Bedarf: an kurmedizinischen Einrichtungen.
1902 erwarb Theodor Büdingen das Ensemble mit Gelände und baute es um – zu einem Sanatorium für Menschen mit Erkrankungen am Nervensystem und damit genau für jene Klientel, die nun Hans Jürg Buff unter anderem wieder ansprechen will.
