Nach jahrzehntelangem Streit ist eines der attraktivsten Grundstücke der Stadt jetzt verkauft worden. Ein Schweizer Investor hat den Büdingenpark, eine 40.000 Quadratmeter große Fläche, direkt am Bodenseeufer, übernommen. Entsprechende SÜDKURIER-Recherchen hat der bisherige Eigentümer, die Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte, bestätigt. „Wir haben einen notariellen Kaufvertrag über das Gelände abgeschlossen“, sagte Martin Schäfer, Abteilungsleiter Immobilien bei der Versorgungsanstalt. Über alles weitere habe man mit dem Käufer allerdings Stillschweigen vereinbart. Weder zum Verkaufspreis noch zum Käufer selbst wollte Schäfer sich äußern. Nach SÜDKURIER-Informationen liegt der Preis allerdings bei 9,5 Millionen Euro, Käufer ist demnach ein Schweizer Investor, der auf dem Gelände jetzt ein Luxushotel errichten möchte. Oberbürgermeister Uli Burchardt hatte den Gemeinderat in der vergangenen Woche in nicht-öffentlicher Sitzung über die Pläne informiert.

Seit Jahrzehnten wird über das Für und Wider einer Bebauung des Areals gestritten, es gab verschiedene Pläne, auch die Stadt selbst hatte immer mal wieder erwogen, das Gelände zu kaufen (siehe Text unten). Letztlich wurde daraus nichts. Dass der Verkauf jetzt über die Bühne ging, liegt laut Martin Schäfer von der Versorgungsanstalt daran, dass man endlich den richtigen Investoren für den Büdingenpark gefunden habe. Schäfer bestätigt, dass es „routinemäßig alle ein bis zwei Jahre Gespräche mit Oberbürgermeistern und Baubürgermeistern der Stadt Konstanz“ über einen Kauf gegeben habe. „Wir waren immer offen und verkaufsbereit, aber ein konkretes Angebot wurde uns nie unterbreitet“, erklärt der Immobilienmanager der Versorgungsanstalt für Ärzte.

Idee der Bürgerinitiative ist mit dem Verkauf gescheitert

Der Büdingenpark ist eine der letzten großen, innenstadtnahen Grünflächen. Auch deshalb war eine Bebauung immer umstritten. In den vergangenen Jahren hat sich auch eine Bürgerinitiative entwickelt, der Verein Bürgerpark Büdingen. Ziel der Initiative war es, auf dem Areal einen Park für die Bürger zu bauen. Mit dem Verkauf des Grundstücks ist auch diese Idee gescheitert. Klar ist, dass sich der Investor in den bestehenden Bebauungsplan fügen muss. Das heißt vor allem zweierlei. Erstens: Es wird hier keine Wohnbebauung, sondern lediglich ein Hotel geben. Zu dessen Größe und Umfang gibt es noch keine Erkenntnisse, nur so viel ist inzwischen durchgesickert: es soll innerhalb des vorgegebenen Baufensters bleiben.

Zweitens: Zumindest der vordere Teil der Grünflächen muss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das wäre deutlich mehr als bislang – seit Jahren ist das Gelände für die Öffentlichkeit komplett gesperrt. Dafür, dass es bei dem Bebauungsplan von 1987 bleibt, hat auch Anneliese Fearns lange gekämpft. Sie ist noch immer im Vorstand des Vereins Bürgerpark Büdingen. Die Nachricht vom Verkauf des Grundstücks trifft sie überraschend: „Wir haben schon fast nicht mehr damit gerechnet, dass da nochmal etwas passieren könnte“, sagt Fearns. Trotzdem regt sich nicht sofort die Protesthaltung bei ihr angesichts der neuen Entwicklung. „Wir haben ja auch nie gegen ein Hotel gekämpft, sondern nur gegen eine komplette Bebauung des Areals“, erläutert Fearns. Die neuen Pläne erwarte die Bürgerinitiative nun gespannt, fügt sie an. „Unsere Aufgabe wird es künftig sein, dem Investor auf die Finger zu schauen“, kündigt die Aktivistin schon mal an.

Ob es überhaupt noch Bedarf für ein solches Nobelhotel in der Stadt gebe, vermag der Konstanzer Tourismus-Chef Norbert Henneberger nicht zu sagen. „Dazu müsste ich mehr über das Projekt wissen.“ Um den Markt insgesamt besser einschätzen zu können, erwäge die Stadt derzeit eine Potenzialanalyse für Hotels durchzuführen, so Henneberger. Dann könnte klarer sein, wie viele Hotels die Stadt noch verträgt.
 

 

Ein Grundstück mit bewegter Geschichte

Seit Jahrzehnten dauert der Streit um eine Bebauung des Büdingen-Areals an. Ein kurzer Abriss der Geschichte des Geländes.

Die Anfänge: Das Bad-Hotel eröffnet am 1. Juni 1875. Bevor es richtig starten konnte, war das Haus pleite. 1876 folgte der Konkurs, Bürgermeister Max Stromeyer musste aufgrund seiner Verstrickungen in das Projekt und dem für die Stadtkasse entstandenen Schaden 1877 zurücktreten.

Vom Hotel zum Sanatorium: Von 1882 bis 1889 war das Haus als „Konstanzer Hof“ noch Ableger des Inselhotels. 1889 erwarb der Arzt Georg Fischer das Gebäude und richtete die „Heilanstalt für Nervenkranke – Konstanzer Hof“ ein. 1902 kaufte der Arzt Theodor Büdingen das Anwesen und etablierte ein Herz- und Kreislaufsanatorium. Als Theodor Büdingen 1927 starb, führten seine beiden Söhne die Heilanstalt bis 1971 weiter.

Der Abriss: Nach der Schließung 1971 wurde die Einrichtung versteigert und das Gebäude abgerissen. Das Gelände verkauften die Büdingen-Erben für zwölf Millionen Mark an die Essener Immobilienfirma Gagfah.

Die Klagen: Die Gagfah will Wohnungen bauen. Ein vom Rat aufgelegter Bebauungsplan mit ausschließlicher Hotelbebauung verhindert dies. Daraufhin klagt die Immobilienfirma gegen die Stadt. In einem außergerichtlichen Vergleich zahlt die Stadt der Gagfah schließlich 3,75 Millionen Mark Schadensersatz.

Noch ein Verkauf: 1987 übernimmt die Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte das Gelände. Der Preis: 12 Millionen Mark. Über die Nutzung des Geländes wird seitdem diskutiert, verschiedene Investoren versuchen zu bauen. Alle Pläne scheitern.


In einer früheren Version des Artikels wurde die Fläche des Parks in Hektar anstelle von Quadratmetern angegeben, wir bitten dies zu entschuldigen.

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