Jetzt geht es bald beim Schloss Hohenfels selbst los, nachdem andere Gebäude auf dem Areal schon fertig sind: Der Verein Eos Erlebnispädagogik hat die Baugenehmigung erhalten. Dies hatte gedauert, da das historische Gemäuer der höchsten Stufe des Denkmalschutzes unterliegt. Noch im April könne mit dem Umbau des Schlosses begonnen werden können, berichtete Michael Birnthaler, Gründer des Vereins Eos Erlebnispädagogik und Bauherr, in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Hohenfels.
Eos hat das Schloss-Areal 2019 gekauft und baute seither Stück für Stück die Nebengebäude um. Es entsteht ein Tagungszentrum mit Hotel, Schullandheim und Erlebnispädagogik. Der frühere Zeiserhof ist zum Beispiel unter dem neuen Namen „Siebter Himmel“ ein Gästehaus geworden. Das ehemalige Haus Josenberg heißt inzwischen Gästehaus Morgenrot. Im denkmalgeschützten Schloss wird das Hotel mit rund 50 Zimmern entstehen. Die Zimmer sollen nach bekannten Persönlichkeiten benannt werden, wie Eos-Geschäftsführerin Roswitha Merazzi im vergangenen Jahr erzählte.
Zukunftsweisende Architektur
Der Betrieb konnte bereits trotz Corona aufgenommen werden, erzählte Michael Birnthaler: „Wir sind nach wie vor froh, dass wir diesen Standort erwerben durften.“ In der Zwischenzeit habe es eine Einweihung einiger Gebäude gegeben, bei der auch Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz anwesend gewesen sei, so Birnthaler.
„Er riet zu einer zusätzlichen Attraktion auf dem Schlossgelände, um die 30- bis 40-prozentige Auslastung der Einrichtung zu bewerkstelligen. Das Tagungszentrum wird nur funktionieren können, wenn wir 50 Prozent Buchungen schaffen. Bleiben wir darunter, dann ist es auf Dauer schwierig“, sagte er weiter. „Wir sind aber begründet zuversichtlich, weil wir gemerkt haben, dass dieses Tagungszentrum schon jetzt sehr gut angenommen wird. Aber es braucht noch eine Attraktion.“
Michael Birnthaler und sein Kollege Peter Birnthaler stellten diese mögliche Attraktion in der Ratssitzung vor: Es könnte ein neues Gebäude für kulturelle Veranstaltungen auf dem Gelände des Sportplatzes gebaut werden. Abgesehen von der Turnhalle, die über den Innenhof des Schlosses zugänglich ist, gebe es sonst keinen größeren Raum. Man könne so einen 200 Quadratmeter großen Raum schaffen und mit einer besonderen Architektur als Attraktion verbinden.

„Wir haben uns überlegt, was der typische Geschmack für die Zukunft sein könnte“, erklärte Michael Birnthaler. „Da sind wir auf die Organische Architektur gestoßen, im Stil von Imre Makovecz, dem Architekten des Naturata-Gebäudes in Überlingen, der sogar bereits Interesse an einer Mitarbeit bekundet hat.“
Mögliche Attraktionen
Und noch mehr Ideen für mögliche Attraktionen auf Schloss Hohenfels wurden in einer Präsentation vorgestellt: Weitere Konzerthäuser mit ebenfalls zukunftsweisender Architektur gehören dazu, ein Multimediagebäude, eine Freilichtbühne für Theater und Vorträge, ein Park-Bähnle, öffentliche Restaurants und Cafés mit biologischer und regionaler Speisekarte, Kooperation mit einem Bio-Bauernhof sowie sogenannte Land-Art, also Kunstobjekte aus Naturmaterialien in freier Landschaft.
Michael Birnthaler erläuterte, dass das Tagungszentrum zu einer Art Leuchtturmprojekt hin entwickelt werden solle: für ein Konzept der Nachhaltigkeit und Ökologie, für die Belebung der Kunst- und Kulturlandschaft im Raum Bodensee und für einen vorbildlichen Umbau eines europaweit renommierten Denkmalschutzgebäudes. Auch solle es kein Sternehotel werden, sondern es solle auf dem Gelände für jeden Geldbeutel etwas für Gruppen und Individualreisende dabei sein.

Für die Übergangsphase, bis das neue Gebäude entstanden ist, ist auf dem Sportplatzgelände ein Zeltplatz angedacht mit mobilen Einrichtungen, der bis zum Sommer 2022 fertiggestellt sein soll. Im Frühjahr 2023 könnte ein Wasseranschluss für den Zeltplatz für feststehende sanitäre Einrichtungen gelegt werden. Hierüber muss jedoch der Gemeinderat entscheiden, mit dem es als nächsten Schritt eine Vor-Ort-Begehung geben wird.
Ausstrahlung über Landkreis hinaus
Der Hohenfelser Bürgermeister Florian Zindeler begrüßte die Ideenvielfalt für das Schloss Hohenfels und war erfreut darüber, dass das Tagungszentrum mit den geplanten Einrichtungen wie Restaurants, Cafés, einem Kulturzentrum und vielem mehr auch für umliegende Landkreise eine Funktion erfüllen könne.
Allerdings müsse man, bevor die Gedanken konkreter werden können, sich draußen beim Schloss treffen, auch um die Sichtachsen zu beurteilen. Für das Fortschreiten der Baumaßnahmen wünschte Florian Zindeler Michael Birnthaler alles Gute, auch was die Auslastung der Gebäude angeht. Er sagte: „Unsere guten Wünsche begleiten Sie.“
Organische Architektur
Der Begriff Organische Architektur umschreibt laut der Internet-Plattform Wikipedia verschiedene Strömungen der Architektur seit der Wende zum 20. Jahrhundert. In ihr findet demnach eine Harmonie zwischen Gebäude und Landschaft statt, die sowohl Formen und Farben als auch die Baumaterialien betrifft. In der Organischen Architektur fügen sich Gebäude also harmonisch in eine Landschaft ein, statt einen Kontrast zu ihnen zu bilden. In jüngerer Zeit wurde der Organischen Architektur das Konzept des ökologischen Bauens und der organischen Farbe hinzugefügt. Wichtige Architekten der Organischen Architektur waren Antoni Gaudí, Friedensreich Hundertwasser, Otto Frei, der das Olympiastadion in München kreierte, oder Hans Scharoun, Architekt der Philharmonie in Berlin. (wyn)
Infos im Internet:
http://www.organische-architektur.org