Herr Zindeler, Sie haben am 1. Januar 2020 Halbzeit in Ihrer Amtszeit als Bürgermeister von Hohenfels. Sind die ersten vier Jahre schnell vergangen und sind Sie zufrieden?

Im Rückblick verging diese Zeit wirklich enorm schnell. Man wird vom Tagesgeschäft auch recht zügig vereinnahmt. Ich fühle mich sehr wohl hier in Hohenfels und hoffe natürlich, dass die Bürgerinnen und Bürger mit meiner Arbeit zufrieden sind.

Was waren seit 2016 die größten Bauprojekte?

Das erste größere Projekt war die Verlegung von Leerrohren für Glasfaserkabel in der Ortsdurchfahrt Mindersdorf und danach wurde die Straße mit dem Landkreis saniert. 2017 folgte der Ortsteil Deutwang mit der gesamten Infrastruktur. Dort wurde sogar ein Erdgas-Netz vor der Vergabe der Gaskonzession mitverlegt. Uns beschäftigt ebenso das Thema Mischwasserbehandlung. Dabei werden zum Beispiel die alten Kläranlagen umgebaut. Seit 2016 befassen wir uns mit Starkregen und Hochwasser, da wir in mehreren Ortsteilen Probleme hatten. Wir wurden planerisch etwas ausgebremst, aber wir geben nicht auf.

Das könnte Sie auch interessieren

Und Erfolge in anderen Bereichen?

2016 wurde das Baugebiet Röschberg II übergeben und es gab sehr schnell keinen Bauplatz mehr. Das hat uns natürlich dazu bewegt, zu überlegen, wie es mit der Wohnentwicklung weitergehen kann. Das Gewerbe ist uns ebenfalls sehr wichtig und so läuft derzeit die Vorbereitung für die Erweiterung des interkommunalen Gewerbegebiets Egelsee. Bei den Quartiersimpulsen beziehungsweise dem Projekt „Wir! Für mehr Lebensqualität in Hohenfels!“ gab es eine Bürgerbefragung mit wichtigen Erkenntnissen. 90 Prozent der Teilnehmenden haben bestätigt, dass sie gerne in unserer Gemeinde leben. Das ist eine sensationelle Zahl.

Was hat sich seit Ihrem Amtsantritt in der Gemeinde am Meisten verändert?

Im Prinzip ist alles in Bewegung. Die Welt wird zunehmend digitaler und wir haben in der Zwischenzeit schon fast 50 Prozent von Hohenfels mit FTTB, also Glasfaser bis zum Gebäude, erschlossen und hoffen, dass dieses Netz bald in Betrieb geht. Was vor Jahren in Hohenfels absolut undenkbar war, war die Vergabe der Gaskonzession mit Ausbau des Erdgas-Netzes. Hier wird versucht einen Anschluss an jede Haustür zu bringen.

Hätten Sie sich gewünscht, dass etwas anders gelaufen wäre?

Größtenteils bin ich sehr zufrieden, aber es gibt sicherlich ein oder zwei Punkte. Ich hätte mich gefreut, wenn wir beim Thema Hochwasser weiter wären, weil es Konfliktpunkte in den Ortslagen gibt. Außerdem hoffe ich auf eine baldige Inbetriebnahme des FTTB-Netzes. Für 2020 bin ich in beiden Fällen zuversichtlich.

Wie bewerten Sie die bisherige Entwicklung von Schloss Hohenfels zum Tagungszentrum und Landschulheim?

Der Austausch mit dem Verein Eos Erlebnispädagogik, dem neuen Eigentümer, läuft gut. Der Gemeinderat hat eine gute planerische Ausgangslage geschaffen und so werden gerade verschiedene Nutzungsänderungsanträge für einzelne Gebäude eingereicht. Man muss dabei verstehen, dass die Landesdenkmalpflege sehr viel Einfluss nehmen kann und die Auseinandersetzung mit dem Denkmal- und Brandschutz für Verzögerungen sorgt. Ich bin weiterhin optimistisch und gehe davon aus, dass sich mittelfristig eine schöne Entwicklung abzeichnet. Zudem hat uns Eos die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Hans Veit in der Zehntscheuer ermöglicht. Das fand ich ganz toll.

Wie ist der Stand bei der Hohenfelshalle?

In der ersten Novembersitzung haben wir uns im Gemeinderat über den Zeitplan unterhalten und nun visieren wir das Jahr 2025 an. Ein Neubau hängt davon ab, wie laufende Projekte umgesetzt und dann Mittel zur Finanzierung dargestellt werden können. Die Fläche ist vorhanden. Wir beginnen auf jeden Fall parallel mit den Vorbereitungen und Planungen.

Wo gibt es künftig noch das Meiste in der Gemeinde zu tun?

Neben dem laufenden Erdgas- und Glasfaserausbau wird die Wohnentwicklung natürlich ein Schwerpunkt sein. Grunderwerb und Erschließung binden finanzielle Mittel und diese müssen auch wieder erwirtschaftet werden. Wir werden uns zudem mit der Kinderbetreuung, Maßnahmen im Bereich Hochwasser oder Flüchtlingsunterbringung beschäftigen und zuletzt wären dann noch die Ergebnisse aus den Quartiersimpulsen zu nennen.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie schätzen Sie die Bedeutung der Quartiersimpulse ein?

An den Bürgerabenden wird bislang sehr intensiv und konstruktiv diskutiert. Ich denke, dass bereits einige schöne und positive Ideen für die Zukunft formuliert wurden. Die möglicherweise daraus entstehenden Projekte, werden dann für sich selbst sprechen und entstammen der Feder unserer Bürgerinnen und Bürger. Es soll ja ein Bürgerprozess sein und kein Bürgermeisterprozess.

Was wird im Jahr 2020 in Hohenfels am Wichtigsten?

Es gibt so viele Dinge, aber vermutlich das größte Projekt wird der Umbau in Kalkofen im Bereich Mischwasserbehandlung sein. Danach folgen wieder Dauerbrenner, wie Kinderbetreuung, Ausschreibung des Feuerwehrfahrzeugs oder Weiterführen der begonnenen Bebauungspläne. Auf einer anderen Ebene finden wir dann das Jubiläumstreffen der Kuhsattler im Februar, dies wird mit Sicherheit auch eine schöne Sache.

Hohenfels hatte sich in der Verwaltungsgemeinschaft als erste Gemeinde für die Bewerbung um die Heimattage 2021 bis 2026 ausgesprochen. Finden Sie es schade, dass nicht alle das wollen und es nun deshalb nichts wird?

Ja, natürlich finde ich es schade. Die Gemeinde Hohenfels und die Verwaltungsgemeinschaft werden 2025 beide 50 Jahre alt und das wäre möglicherweise mit dem Neubau der Hohenfelshalle zusammengefallen. Die gemeinsame Präsentation nach außen und dann ganz Baden-Württemberg zu zeigen, was wir hier Schönes haben, wäre aus meiner Sicht eine sehr gute Sache gewesen. Nun beschäftigen wir uns im Kleinen mit der Außendarstellung. Daher wollen wir bei der Landesgartenschau 2020 in Überlingen einen Tag mitgestalten. Das wird am 31. Juli sein.

Das könnte Sie auch interessieren

Welche persönlichen Ziele haben Sie?

Ich möchte mit gleicher Motivation den eingeschlagenen Weg mit dem Gemeinderat weitergehen und hoffe, dass sich manche Dinge vielleicht auch schneller lösen lassen. Von privater Seite kann ich von keinen größeren Entwicklungen berichten. Vielleicht sollte ich wieder einen Tick mehr Sport treiben, das wäre ganz gut.

Wissen Sie schon, ob Sie für eine zweite Amtszeit antreten wollen?

Ich habe dieses Amt angetreten, um eine möglichst gute Arbeit zu machen, das Vertrauen zurückzuzahlen und die Gemeinde voranzubringen. Nach acht Jahren werden die Bürgerinnen und Bürger meine Arbeit bewerten können und ich hoffe, dass dieses Urteil wohlwollend ausfällt.

Ihr Vater war auch Bürgermeister. Wie ist das so, wenn sich Vater und Sohn dann unterhalten?

Der Landkreis Tuttlingen ist von den Strukturen anders als der Landkreis Konstanz und es war auch eine andere Zeit. Aber man unterhält sich immer mal wieder über die Gemeinde und ich freue mich auf die Rückmeldung, wenn ich mal wieder eine Idee habe. Es ist ein offener Austausch. Das ist aber nicht unser zentrales Thema, wenn wir miteinander sprechen.

Was wollten Sie in einem Interview schon immer mal gefragt werden?

Damit hab ich jetzt nicht gerechnet. Vielleicht: Was ist ein unerfüllter Traum? Irgendwann möchte ich mir einmal das Musical „König der Löwen“ anschauen. Das war mein Lieblings-Disneyfilm in meiner Kindheit.

Fragen: Ramona Löffler