Es fehlte nicht viel, dann wäre der Gottmadinger Tennisclub Geschichte. Mit einer aufrüttelnden Botschaft hatte der Vorstand vor nur rund zwei Monaten in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Grundsatzfrage gestellt: Wird es einen neuen Anlauf geben, um die maroden Plätze wieder in Schuss zu bringen, oder soll sich der Verein auflösen und nach neuen, kreativen Lösungen suchen? Der harte Vereinskern entschied sich dafür, unter dem Vorsitz von Sven Refeld weiterzumachen. Der hat sich jetzt bis an die Grenze der Belastbarkeit ins Zeug gelegt und die Rettung vorbereitet.

Verein betritt Neuland mit einer digitalen Mitgliederversammlung

In der Pandemie ist nichts mehr normal, auch nicht das Vereinsleben. Das bekamen jetzt auch die Mitglieder des Tennisclubs zu spüren, die sich auf ein ganz neues Format der Mitgliederversammlung und Abstimmung einlassen mussten. Sven Refeld hätte ein analoges Treffen in der Fahrkantine bevorzugt, doch die Verordnung zur Bekämpfung von Covid 19, wonach sich nur noch maximal zehn Personen aus zwei Haushalten treffen dürfen, ließ die Versammlung nicht zu. Also beschritt man Neuland mit einer Online-Video- oder Telefonkonferenz. 19 Mitglieder hatten sich zugeschaltet, einige nur per Telefon, die meisten ohne Bild, damit die Leitung nicht überlastet war. Sven Refeld hatte eine Präsentation vorbereitet, mit deren Hilfe er die neue Situation darstellte.

So konnten die Mitglieder des TC Gottmadingen sich im August noch versammeln. Vor dem Clubhaus entschieden sie unter den gebotenen ...
So konnten die Mitglieder des TC Gottmadingen sich im August noch versammeln. Vor dem Clubhaus entschieden sie unter den gebotenen Abstandsregeln über Auflösung oder Neustart. Der Auftrag heißt Neustart. | Bild: Trautmann, Gudrun

Wegen der Pandemie gelten Ausnahmen in der Rechtskraft von Beschlüssen

Eigentlich sind Beschlüsse aus Online-Vereins-Meetings laut Satzung nicht rechtskräftig. Wegen der Corona-Pandemie ist diese Beschränkung bis zum 31. Dezember 2020 ausgesetzt. Damit soll erreicht werden, dass Vereine handlungsfähig bleiben und in ihrer Planung nicht behindert werden.

Rechtliche Hürde: Neuer Vorstand war noch nicht im Vereinsregister eingetragen

Der neue Vorsitzende hatte noch eine weitere Hürde zu nehmen: „Nach der letzten Mitgliederversammlung war die Veränderung im Vereinsvorstand noch nicht im Vereinsregister eingetragen“, erzählt Sven Refeld. „Noch am Samstagmorgen vor der Mitgliederversammlung am Abend haben wir im Öhninger Rathaus den beglaubigten Antrag zur Änderung im Vereinsregister gestellt.“

Kaputte Pumpe und marode Drainage: Um die Tennisplätze zu erhalten, muss der Verein investieren.
Kaputte Pumpe und marode Drainage: Um die Tennisplätze zu erhalten, muss der Verein investieren. | Bild: Trautmann, Gudrun

Die Rettung des Vereins als Lebensaufgabe

Es ist alles ein bisschen auf Kante genäht im Verein. Sven Refeld hat sich die Rettung zur Lebensaufgabe gemacht, zahlreiche Verhandlungen geführt und alles noch einmal neu durchgerechnet. Nachdem im Sommer der Umbau von sechs Tennisplätze zu Allwetterplätzen aufgrund fehlender Zuschüsse vom Sportbund geplatzt war, suchte der Verein nach neuen Wegen. Der kleinste gemeinsame Nenner in der Krisensitzung im September war der Beschluss, den Spielbetrieb mit nur drei Sandplätzen fortzuführen und sich bis 2021 über Kooperationen mit anderen Nutzern des restlichen Geländes Gedanken zu machen.

Mit neuem Angebot zu neuen Tennisplätzen

Seither hat Refeld neue Angebote eingeholt und mit der Firma Gotec einen deutlich günstigeren Preis für den Umbau der drei Sandplätze zu Allwetterplätzen auf Keramikbasis ausgehandelt. Der Vorteil dieses Belags liegt darin, dass die Plätze nicht mehr beregnet werden müssen. „Drei Plätze sind vollkommen ausreichend für unsere Mitglieder“, erklärt der Vorsitzende. Und der Turnierbetrieb lasse sich auch aufrechterhalten. Die Herren-Mannschaft spielt in der obersten Liga, was den Sportbund veranlasste, auch die Förderung des dritten Platzes zu genehmigen, damit auf dem Gottmadinger Vereinsgelände Wettkämpfe ausgetragen werden können.

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Gemeinde und Sparkasse stehen zu Zuschuss und Darlehen

Vor der digitalen Sitzung hatte sich Refeld noch einmal intensiv um die Finanzierung des mit rund 120 000 Euro bezifferten Umbaus der drei Plätze gekümmert. „Ich bin froh, dass die Gemeinde trotz der Corona-bedingten Einbußen bei der Gewerbesteuer zu ihrer Zuschuss-Zusage steht und 36 000 Euro beisteuert“, erklärt der Vorsitzende. „Der Sportbund übernimmt 19 200 Euro, der Darlehensvertrag mit der Sparkasse über 51 000 Euro ist unterschriftsreif und die Mitglieder haben Privatdarlehen in Höhe von 9000 Euro zugesagt.“ 4800 Euro sollen durch Eigenleistung eingespart werden. Das Sparkassendarlehen und die Privatdarlehen der Mitglieder sollen über zehn Jahre verteilt abbezahlt werden, wodurch sich eine Gesamtbelastung für den Verein in Höhe von knapp 4000 Euro ergibt.

Sven Refeld hat sich über die Rettung der Plätze Gedanken gemacht und nochmal mit der Gemeinde und dem Sportbund verhandelt.
Sven Refeld hat sich über die Rettung der Plätze Gedanken gemacht und nochmal mit der Gemeinde und dem Sportbund verhandelt. | Bild: Trautmann, Gudrun

Sanierung soll noch in diesem Jahr beginnen

Eile war geboten, weil die Firma Gotec, die noch in diesem Jahr mit der Sanierung der Plätze zum Festpreis beginnen will, eine rasche Zusage benötigte. Nach einer eineinhalbstündigen, impulsiven Sitzung stand das Ergebnis fest: Die Mitglieder stimmten bei zwei Nein-Stimmen, drei Enthaltungen und 14 Ja-Stimmen der Sanierung zu.

Wie soll der restliche Teil des Geländes genutzt werden?

„Die vergangenen zwei Monate waren für mich sehr aufregend“, sagt Sven Refeld. „Ich habe fast rund um die Uhr an dem Thema gearbeitet.“ Eine externe Firma habe Sand-Proben vom Platz genommen und nach der Analyse festgestellt, dass die Altlastenentsorgung deutlich kostengünstiger erledigt werden könne, als ursprünglich berechnet. „Statt 135 Euro pro Tonne Sand kommen wir jetzt auf rund 40 Euro“, freut sich Refeld. Mit dem Sanierungsbeschluss ist der Fortbestand des Vereins erstmal gesichert. Im nächsten Schritt soll nun ein Konzept zur Nutzung des restlichen Geländes erarbeitet werden.

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