An Informationsveranstaltung zum geplanten Nahwärme-Netz in Ebringen hat es nicht gemangelt. Auch am Interesse der Bürger gibt es nichts zu kritisieren. Ausführlich wurden die Fakten von Jörg Dürr-Pucher von der Radolfzeller Firma Clean-Energie und auch von der Landwirtsfamilie Streit erklärt. Die produziert nämlich am Dorfrand zu Thayngen die Bio-Energie, aus der die Ebringer Haushalte künftig ihre Heizungen speisen können. Trotzdem sei die Nachfrage eher schwach, konstatiert Bürgermeister Michael Klinger. Von 90 Haushalten hätten sich bisher nur 39 zum Bezug von Nahwärme entschieden. Angesichts der zu verlegenden Wärme-Leitungen im Dorf ist das offenbar an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit.
Irgendwie scheinen einige Dorfbewohner dem Konzept noch nicht so richtig zu vertrauen. Dabei gibt es in der Umgebung mehrere Beispiele für funktionierende Nahwärmenetze. In Randegg ist das der Fall. Und auch im benachbarten Thayngen. Michael Klinger rechnet noch mit ein paar Kurzentschlossenen und nennt das Bagger-Akquise. Wenn die ersten Gräben ausgehoben würden, rege sich meistens noch bei einigen Anliegern Interesse.

Tatsächlich drängt die Zeit, zumindest für die Anlieger der Thaynger Straße. Diese ist längst mit all ihren Leitungen in die Jahre gekommen und soll komplett saniert werden. Glasfaser, Wasser, Abwasser, einfach alles wird erneuert. Und in diesem Zusammenhang sollen auch die Leitungen für das Nahwärmenetz verlegt werden. Wenn die Baustelle abgeschlossen sei, werde sie in den nächsten zehn Jahren nicht mehr für einzelne Nahwärme-Interessenten aufgerissen, warnt Heinz-Dieter Restle vom Gottmadinger Tiefbauamt. „Wer sich in der Thaynger Straße nicht rechtzeitig entscheidet“, kommt zu spät.

Vertragspartner der Gemeinde Gottmadingen wird die Streit Wohnbau-Gesellschaft sein. Die Wärme wird von der Familie Streit aus Bioenergie gewonnen. Die großen Gärbehälter mit ihren runden Kuppeln am Ortsrand sind weithin sichtbar. Von hier aus wird auch schon Nahwärme nach Hilzingen geliefert. Die Spitzenlast soll durch Heizöl und Gas abgefedert werden. In Randegg funktioniert ein Nahwärmenetz mit Solarpanels und Holzhackschnitzeln bereits. Warum die Ebringer bisher so zögerlich reagieren, ist Michael Klinger ein Rätsel.
Förderung durch Verzicht auf Konzessionsabgabe
In der jüngsten Gemeinderatssitzung ging es nun aber nicht um die Frage, ob das Nahwärmenetz kommt, sondern ob die Gemeinde drei Jahre lang auf eine Konzessionsabgabe von rund 3000 Euro pro Jahr verzichten will. Normalerweise erhalten die Gemeinden diese Abgabe dafür, dass der Nahwärmeversorger den öffentlichen Grund nutzen darf, um die Wärme durchzuleiten.
2024 soll das Nahwärmenetz in Ebringen in Betrieb gehen. Danach würde die Gemeinde auf Einnahmen in Höhe von rund 9000 Euro verzichten. Klinger richtete einen Appell an seine Räte: „Ganz Deutschland schreit nach der Wärmewende und wir halten uns an 3000 Euro Jahreseinnahmen fest“, sagte er: „Wenn wir solche Projekte nicht anschieben, gibt es keine Energiewende.“

In Randegg habe man ebenfalls auf die Abgabe verzichtet, erinnerte Kirsten Graf (SPD). Dass man rechtlich darüber streiten müsse, sei ein Hohn, ergänzte Bernd Gassner (ebenfalls SPD). Schließlich gab es im Gremium ein einstimmiges Votum für den Verzicht.