Gottmadingen – Die Situation unter Gottmadingens Straßen hat sich in den vergangenen zehn Jahren trotz Investitionen nicht verbessert. Im Gegenteil: Sie hat sich sogar verschlechtert. Rund 65 Kilometer lang sind die Rohre im Ortsnetz, wie Heinz-Dieter Restle vom Bauamt in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt erklärte. Davon müssen Stand 2020 rund 25 Kilometer sofort oder zumindest mittelfristig saniert werden. Eine eingehende Begutachtung durch ein Ingenieurbüro habe ergeben, dass 11.687 Meter des Kanals sofort oder mittelfristig saniert werden müssen. Das könnte 4,18 Millionen Euro kosten, teilte er dem Gremium mit. Der Gemeinderat soll voraussichtlich im April einen Grundsatzbeschluss fällen, wenn genaue Zahlen vorliegen.
Klar war aber schon im Ausschuss: „Es reicht nicht, was wir investieren, um den Zustand zu halten“, wie Bürgermeister Michael Klinger deutlich machte. Denn trotz 140.000 Euro pro Jahr für Sanierungen gab es 2020 rund 100 Schäden mehr als zehn Jahre zuvor – obwohl 60 Schäden in der Zwischenzeit behoben worden waren. Wenn die Gemeinde mehr Geld in die Sanierung investieren muss, könnten auch die Abwassergebühren im Ort steigen.
Finanzielle Auswirkungen sind noch nicht absehbar
Heinz-Dieter Restle zeigte in der Ausschusssitzung mehrere mögliche Berechnungen mit Investitionen zwischen 140.000 und 400.000 Euro pro Jahr auf. Aktuell müssen Gottmadinger 1,55 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser bezahlen und 0,37 Euro pro Kubikmeter Niederschlagswasser zahlen. Wenn künftig 250.000 Euro pro Jahr in die Kanalsanierung investiert werden würden, könnten die Gebühren auf 1,84 Euro und bis zu 0,43 Euro pro Kubikmeter steigen, so Restle weiter. Bei 300.000 Euro pro Jahr wären es 1,89 Euro und 0,45 Euro, bei 400.000 Euro sogar 1,99 Euro und bis zu 0,50 Euro pro Kubikmeter.
Das sagen die Gemeinderäte
Doch in Zukunft könne man die Gebühren eben nicht mehr schonen, sagte etwa SPD-Gemeinderätin Kirsten Graf. „Wenn ich die Zahlen sehe, ist klar, dass wir investieren müssen“, betonte sie. Das sei die Kehrseite dafür, dass die Infrastruktur immer weiter ausgebaut worden sei, ohne entsprechende Unterhaltsmittel zu erhöhen, ergänzte Gemeinderat Eberhard Koch (FWG). „Es ist Zeit, dass wir jetzt was machen“, befand auch Gemeinderat Walter Beyl (FWG), denn die Kanalisation sei eine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Florian Schönle FWG-Gemeinderat erkundigte sich nach den Gebühren in umliegenden Gemeinden, wo Gottmadingen laut Bürgermeister Klinger im Mittelfeld liege.
Die gute Nachricht ist, dass 56,9 Prozent der Kanäle ohne Schäden sind oder erst langfristig saniert werden müssen. Das entspricht 37 Kilometern. 3,2 Kilometer der Kanäle seien so verkalkt, dass sie nicht befahren werden konnten. „Aber sie funktionieren noch“, betonte Restle. Mehr Sorge habe er etwa bei manchem Regenrückhaltebecken. „Es klemmt an vielen Stellen. Wir sind bei 10 vor 12 und müssen jetzt die Stellschrauben drehen.“