Eine Vision aus der Vergangenheit bewegt Schifffahrtsfreunde zwischen Untersee und Hochrhein. Über zehn Jahre macht sich der Verein Pro Dampfer nun schon für den Bau eines mit Holzpellets klimaneutral bewegten Dampfers auf der Linie Schaffhausen/Kreuzlingen stark. Dabei ist es stets voran gegangen, wenngleich nicht im erhofften Tempo. Das Jahr 2020 war einst Traumdatum für den Stapellauf. Dazu ist es nicht gekommen. Dennoch ist der Verein aktiv – und sammelt mit der Pro-Dampfer-AG fleißig Geld, um die Vision eines Tages doch noch wahr werden zu lassen. Der scheidende Präsident Hansjörg Lang, der die Aktiengesellschaft 2016 mit aus der Taufe hob, bleibt zuversichtlich. „Meinen 80. Geburtstag am 6. Juni 2028 will ich auf dem Schiff feiern!“, kündigt Lang an.
Mit Thomas Leu aus Mannenbach bekommt die Aktiengesellschaft jetzt einen neuen Präsident des Verwaltungsrates. „Gut 30 Aktionäre sind in Mammern zur Generalversammlung zusammen gekommen“, berichtet Elisabeth Sulger Büel in einer Pressemitteilung des Vereins Pro Dampfer.
In den vergangenen Monaten habe das Dampfschiff-Projekt deutliche Fortschritte gemacht, schreibt Sulger-Büel: Die Bemühungen um eine Betreibergesellschaft für den Dampfer führten, nach dem die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URH) signalisiert hatte, nicht als Partner zur Verfügung zu stehen, zu einem europäisch tätigen Reeder und Besitzer von Dutzenden von Fluss-Schiffen. Er habe seine Unterstützung zugesagt, eine Betreibergesellschaft zu finden oder zu gründen. Voraussetzung dafür ist ein Heimathafen oder -steg, an welchem der Dampfer liegt, wenn er nicht unterwegs ist.
Damit sind die Aktivitäten der Dampfer-Enthusiasten nun darauf ausgerichtet, einen Liegeplatz zu finden. „Es wurde mit allen Landestellen an Untersee und Rhein Kontakt aufgenommen und es haben sich bereits erfreuliche Aussichten ergeben, allerdings noch nichts Definitives“, so Büel-Sulger weiter.
Kessel-Optimierung spart Platz und Gewicht
Chris van Rekum, Chef der Arbeitsgruppe Technik, habe zur Generalversammlung die technischen Fortschritte präsentiert. In Berlin wurde der Dampfkessel neu gezeichnet. Dank zwei statt drei Zügen sei er nun kleiner, passe unter Deck und wiege noch fünf Tonnen. „Damit wird Platz auf Deck gewonnen und Gewicht gespart“, heißt es in der Pressemitteilung. Nachforschungen von Ingenieur Peter Opitz hätten ergeben, dass die maximale Breite von 9,40 Meter von der alten Steiner Brücke stammt, die aber 1972 abgerissen wurde. Die Brücke in Diessenhofen ist 2,50 Meter breiter. Es ist geplant, das Dampfschiff etwas breiter zu bauen als bisher geplant. Das verbessert die Stabilität und erlaubt breitere Schaufelräder mit besserem Wirkungsgrad.

Die Wahl des neuen Verwaltungsratspräsidenten würde zum Höhepunkt des Abends. Rechtsanwalt Thomas Leu wurde einstimmig gewählt. Damit habe das Dampferprojekt nicht nur einen Juristen, um die rechtlichen Dinge zu bewerten, sondern auch einen weiteren aktiven Politiker mit an Bord: Leu wurde dieses Frühjahr in den Großen Rat des Kantons Thurgau gewählt. Verwaltungsrats-Mitglied Ueli Böhni ist Kantonsrat in Schaffhausen.
Neuer Steuermann zeigt sich fasziniert
Leu fasziniere am Dampferprojekt der Ansatz, von Grund auf etwas Neues zu entwickeln, das gleichzeitig an die Vergangenheit erinnert und sie neu interpretiert. „Es ist eine Herausforderung, dieses einmalige Projekt aufs Wasser zu bringen, aber die im Projekt involvierten Personen sind hochmotiviert und arbeiten professionell und ich sehe der Aufgabe mit Freude entgegen“, erklärt Leu, der schon als kleiner Junge viel Zeit auf dem See verbracht habe: „Das sind meine ruhigsten und inspirierendsten Stunden“, so Leu.
Der Schaffhauser Edi Joos, der wie Hansjörg Lang zu den Pionieren des Dampfschiff-Projektes gehört, erzählte von den Anfängen des Projektes und würdigte Hansjörg Langs Leistung. Hansjörg Lang bleibt aber im Verwaltungsrat der Pro Dampfer AG und übernimmt das Amt des Vizepräsidenten. Edi Joos, bisher Vize, wird Beisitzer. Weiter im Verwaltungsrat sind Jürg Hochstrasser aus Kleinandelfingen, Ueli Böhni aus Stein am Rhein und Brigitta Brüschweiler aus Neuhausen.
Die Finanzierung des 14-Millionen-Euro-Projekts bereitet den Vereinsverantwortlichen wenig Kopfschmerzen. Der Kanton Thurgau hat 3,13 Millionen Franken aus der Ausschüttung des Erlöses der Partizipationsscheine der Thurgauer Kantonalbank zugesagt und die Pro Dampfer AG hat bereits eine Million Franken von privater Seite zusammen.