In der Gemeinde Gaienhofen kommt es bei der Bürgermeisterwahl 2022 zu einem zweiten Wahlgang am Sonntag, 6. November. Keiner der Kandidaten konnte die erforderliche Mehrheit von über 50 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen.
Viele tragen andere Namen ein
Am besten schnitt Frank Schweitzer ab. Der Architekt aus Zürich mit Elternhaus in Hemmenhofen kam auf 29,3 Prozent. Diplom-Verwaltungswirt Heiko de Vita aus Pfinztal erreicht 20,7 Prozent, Derya Yildirim, die Stadträtin aus Radolfzell ist die Drittplatzierte mit 19,3 Prozent. Bauleiter Andreas Werft sammelt 13,4 Prozent ein und der selbständige Wirtschaftsbeauftragte Fatih Cicek aus Amtzell landet abgeschlagen mit 3,2 Prozent an fünfter Stelle. Dauerkandidat Samuel Speitelsbach spielte wie erwartet keine Rolle, er bekam sechs Stimmen oder nur 0,4 Prozent.
Die erstaunlichste Zahl ist die der „freie Zeile“ auf dem Stimmzettel, dort wurden 202 Stimmen für vorher nicht genannte Namen eingetragen. Der scheidende Bürgermeister Uwe Eisch bemerkte bei der Verkündung des Wahlergebnisses in der Höri-Halle: „Auch ich habe 78 Stimmen bekommen.“ Diese viele Namen in der freien Zeile hätten die Auszählung durch die Wahlhelfer in die Länge gezogen.
„Wahlkampf in Gaienhofen ist immer Ausnahmezustand“, spielte Bürgermeister Eisch auf frühere Ereignisse an. Als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses stellte er mit Blick auf das Ergebnis fest: „Damit ist ein zweiter Wahlgang nötig, bis Mittwoch können sich neue Bewerber melden.“
Wahlbeteiligung wurde zuletzt immer schlechter
In der Höri-Halle waren etwa 300 Interessierte, darunter die Bürgermeister Andreas Schmid (Öhningen), Patrick Krauss (Moos) sowie die Oberbürgermeister Simon Gröger und Bernd Häusler sowie Landrat Zeno Danner.
Wahlberechtigt von den rund 3300 Einwohnern waren 2691 Bürger, ihre Stimmen abgegeben haben 1512 Wähler. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 56,2 Prozent. Damit hat die Wahlbeteiligung in Gaienhofen bei den vergangen Bürgermeisterwahlen kontinuierlich abgenommen: Im Jahr 2006 lag sie bei 74,2 Prozent und acht Jahre später, im Jahr 2014, waren es immerhin noch 63,8 Prozent.
Schweitzer, Yildirim und Werft machen weiter
Frank Schweitzer (432 Stimmen), verkündete nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses: „Ich mache auf jeden Fall weiter.“ Er habe mit einem zweiten Wahlgang gerechnet, teilte er mit. Derya Yildirim (285 Stimmen) haderte ein bisschen mit ihrem Abschneiden: „Es hätte besser sein können“, resümierte sie. Aber auch für sie steht fest: „Ich mache auf jeden Fall weiter.“ Andreas Werft (198 Simmen) will ebenfalls auch am zweiten Wahlgang teilnehmen: „Ich mache weiter“, verkündete er. Kandidat Fatih Cicek war in der Höri-Halle nicht anzutreffen und konnte zu seinen Absichten nicht befragt werden.

Überraschend sind die 305 Stimmen, die Heiko de Vita erhalten hat. Der Amtsleiter aus dem Kraichgau ist wegen der schweren Erkrankung seiner Frau erst gar nicht in den „aktiven“ Wahlkampf eingetreten. In der Höri-Woche hat er kurz vor der Wahl in der vergangenen Woche eine Anzeige geschaltet, die in weiten Teilen wie eine endgültige Absage an Gaienhofen klingt. Darin heißt es: „Ich bitte um Ihr Verständnis, dass ich in der schwierigen Situation meine volle Aufmerksamkeit auch zukünftig auf meine Familie fokussieren muss und daher derzeit nicht für eine neue Aufgabe zur Verfügung stehen kann.“ Sprich: De Vita will weiterhin Leiter des Bürgermeisterbüros in Oberderdingen bleiben.