Vier Gruppen, unzählige Ideen und jede Menge positive Energie: Der zweite Abend im Rahmen des Zukunftsdialogs für Bodman-Ludwigshafen war eine durchweg Runde Sache. Es saßen nicht nur alle im Kreis, es zeigte sich auch, dass die entwickelten Ideen geschlossen waren und sich in allen Gruppen um ähnliche Ergebnisse drehten. Wichtige Stichworte waren Verkehr, Wohnen, Einkaufen und Tourismus.

Je ein Vertreter der Gruppe trug die erarbeiteten Ziele und Ergebnisse, wie Bodman-Ludwigshafen im Jahr 2035 aussehen könnte, in Geschichten verpackt vor. Das Format war eine Geschichte, weil diese im Gedächtnis bleiben und Geschichten seit Jahrtausenden erzählt werden, um Wissen oder Erkenntnisse weiterzutragen oder Gefühle und Erlebnisse zu vermitteln, erläuterte Wolfgang Himmel von Translake in Konstanz. Er betreute die Veranstaltung gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Julia Gunsilius und der Studentin Melina Honegg. Die in die Geschichten verpackten Ergebnisse sollen dem Gemeinderat zeigen, was die wichtigsten Themen der kommenden Jahre sind, erklärte Bürgermeister Matthias Weckbach. Für diesen werden die Ergebnisse aber nichts Unbekanntes sein, denn sechs Mitglieder des Gremiums haben in Arbeitsgruppen mitgewirkt.

"Schöner Wohnen am See-Ende" lautete der Titel der Geschichte der Arbeitsgruppe "Lebensqualität". Bettina Jäger-Gönner und Roland Scherer inszenierten ein Telefongespräch zwischen zwei älteren Leuten, in dem es darum ging, dass die Frau wieder in die Seegemeinde ziehen will und er erzählt, was sich dort alles verändert hat. Sie zeichneten das Bild einer Gemeinde, in der es zum Beispiel einen Nachbarschaftshilfeverein, einen Jugendtreff und einen Ehrenamtsbeauftragten gibt. Wege in Schluchten haben neue Aussichtspunkte und Hängebrücken. Außerdem gibt es viel sozialen Wohnungsbau und weniger Zweit- oder Ferienwohnungen. Die Gruppe bekam Komplimente für ihre Ideen und die augenzwinkernde Frage, ob im Jahr 2035 denn noch telefoniert werde.

Die Arbeitsgruppe "Wirtschaft" erzählte ihre Ergebnisse in Form eines Radioberichts: Der Wirtschaftscast. Maximilan Weber stellte darin eine Gemeinde dar, die keine klassischen Gewerbegebiete mehr hat, in der es eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft sowie Naturreservate gibt und in der zum Beispiel Lieferroboter unterwegs sind. Standortvorteile sind ausgebaut und alles hat sich vom Tagestourismus zu länger bleibenden Feriengästen entwickelt.

Wie der Obstbau im Einklang mit Natur und Mensch ist, beschrieb Erika Zahn aus der Gruppe "Landwirtschaft und Naturschutz" für das Jahr 2035. Hier fährt zum Beispiel das Apfelzügle, mit dem die Touristen auf die Felder gelangen. Es wird kostengünstiger als früher in der Landwirtschaft produziert, es gibt eine lokale Qualitätsmarke und Frostschäden können komplett verhindert werden. Außerdem hat die Artenvielfalt zugenommen.

Die Gruppe "Infrastruktur" erzählte die Geschichte "Der Blick von oben". Tobias Jaklin umriss, wie Bürgermeister Weckbach und der Gemeinderat vom Spittelsberg auf den Ort schauen, der blüht, während es in umliegenden Gemeinden düster aussieht. Bodman-Ludwigshafen hat die wichtigen Themen Wohnen, Tourismus und Verkehr bewältigt. Zum Beispiel hat die Gemeinde auf eigenen Grundstücken Mehrfamilienhäuser mit moderaten Mietpreisen. Es gibt Busse im Zehn-Minuten-Takt nach Radolfzell, wo die weiter Anbindung sehr gut ist, und es fahren Shuttleschiffe zwischen beiden Ortsteilen auf dem See. Das Internet ist perfekt ausgebaut.

"Respekt für so viele positive Zukunftsvisionen. Ich bin beeindruckt", sagte Wolfgang Himmel am Ende. Er dankte allen Mitwirkenden, aber auch dem Bürgermeister und Gemeinderat für ihren Mut und ihre Offenheit. Matthias Weckbach freute sich ebenfalls über die Ergebnisse. Sie zeigen, in welche Richtung es in der Gemeinde gehen solle, und beinhalteten auch Themen, die teilweise schon in der Diskussion stehen. "Der Rückhalt der Bürger ist uns wichtig", so Weckbach.

Die Abschlussrunde am Ende brachte rundherum positive Rückmeldungen. Viele freuen sich auf die kommenden Jahre und darauf, wie sich die Gemeinde entwickeln wird. "Aus Kraft und Visionen werden sich Dinge bewegen", sagte einer der Teilnehmer.

Wie es nun weitergeht und wer sich in den Arbeitsgruppen engagiert hat

  • Interaktives Format: Die Veranstaltung im katholischen Gemeindezentrum war so angelegt, dass nicht nur die Gruppen ihre Arbeit vorstellen, sondern alle Anwesenden eingebunden waren. Zu Beginn liefen Wolfgang Himmel und Melina Honegg von Translake mit Schildern herum, nach denen sich alle Anwesenden sortierten. Das zeigte zum Beispiel, wer in welchem Teilort wohnt oder wer schon bei der Auftaktveranstaltung war. Anschließend bildete sich ein riesiger Stuhlkreis mit allen rund 50 Anwesenden. Die Gruppen trugen in Form einer Geschichte ihre Ergebnisse vor und im Kreis verteilt hatten immer wieder andere Personen Klemmbretter, auf denen sie zu einer bestimmten Fragestellung notieren konnten, was sie dazu aus der jeweiligen Geschichte herauslesen. Michael Mautz hatte dabei die Aufgabe, Gemeinsamkeiten aller vier Erzählungen festzuhalten. Das waren zum Beispiel Unterstützung für die Vereine und Lösungen für das Thema Mobilität.
  • Weiterer Ablauf: Die Ergebnisse der vier Gruppen sollen nun in einer Broschüre für Bürger und Gemeinderat zusammenfließen, erklärten Wolfgang Himmel (Translake) und Bürgermeister Matthias Weckbach. Der Gemeinderat werde sich dann mit dem beschäftigen, was die Gruppen als wichtig herausgearbeitet haben.
  • Die Gruppen: In der Arbeitsgruppe (AG) "Lebensqualität" sind Annette Winterhalter, Bettina Jäger-Gönner, Heike Frommer, Michael Koch, Joachim Hölzle, Peter Schuch, Ramona Licina, Regina Modenbach, Thomas Modenbach, Renate Hug, Roland Scherer, Walter Kleiner und Barbara Brender. In der AG "Infrastruktur" sind: Andreas Bappert, Berthold Weber, Camille Ferriere, David Schreiber, Ella Zieher, Florian Hildebrand, Jürgen Schmidts, Klaus Gohl, Klaus Lempp, Robert Bentele, Silvia Haag und Tobias Jaklin. In der AG "Landwirtschaft und Naturschutz" sind: Johannes von Bodman, Erika Zahn, Alexander Fischer, Ulrich Schmid, Jean-Paul Callau, Philipp Kuppel, Johannes Schmid, Markus Martin und Alwin Honstetter. In der AG "Wirtschaft" sind: Annett Sauter, Benno Störkle, Daniel Trisner, Dietmar Specht, Eva Kraus, Henning Kaess, Robert Hermann, Ina Chupik, Isabel Kraus, Jürgen Hug, Kuno Storz, Maximilian Weber, Reinhard Gasser und Thomas Krämer. Alle haben sich ehrenamtlich engagiert und eingebracht. (löf)