Einer dieser Fesselmodellflugzeug-Piloten ist Wolfgang Nieuwkamp aus Überlingen. Der Holländer, der mit seiner Familie seit über 40 Jahren in Deutschland lebt, entdeckte den Fesselkunstflug als 16-Jähriger in einer amerikanischen Modellbauzeitschrift. "Meinen ersten Bausatz habe ich mir in einem Modellbauladen in meiner Heimatstadt Eindhoven gekauft. Damals gab es solche Geschäfte noch", erzählt Wolfgang Nieuwkamp, Jahrgang 1946. Der Autodidakt brachte sich das Fliegen selbst bei – durch Üben. Eine spezielle Sportlizenz sei nur bei internationalen Wettbewerben erforderlich. Die habe er später erworben. "Mich fasziniert am Fesselkunstflug, dass man während des Flugs durch die mechanische Verbindung unmittelbaren Kontakt mit dem Flugzeug hat", erzählt Nieuwkamp über sein in Deutschland recht seltenes Hobby. In Baden-Württemberg gibt es derzeit nur etwa 30 Modellflieg-Fesselflieger, wobei der Kunstflug dominiert.

Fesselmodellflieger konstruieren und bauen ihre Holzflugzeuge selbst. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Gebaut werde im Winter, geflogen im Sommer. Ein Flugmodell koste ihn zwischen 150 und 200 Euro, sagt Nieuwkamp. "Die teuersten Teile sind der Motor und die Lithium-Ionen-Akkus, beides erwerbe ich im Internet, alles andere baue ich selbst." Beim Bau eines Modells, der mehrere Monate in Anspruch nehmen kann, werde Wert auf Ästhetik gelegt. "Die Sache ist aufwendig", erklärt Wolfgang Nieuwkamp. In einem ersten Schritt erstellt er eine CAD-Zeichnung des Modells am Computer (CAD = Computer Aided Design) und kauft die Balsaholz-Bretter, die sehr leicht sein müssen. Anhand der CAD-Vorlage werden Flügel, Rumpf und Höhenleitwerk ausgeschnitten und zusammengeklebt. Danach werden die Teile mit Papier nach althergebrachter Methode bespannt und mit mehreren Schichten Spannlack grundiert. In einem letzten, sehr zeitintensiven Schritt erhalte das Modell seine charakteristische Lackierung.
Landesmeisterschaften in Bodman beginnen am Freitag
Mit einem Flugzeug mit selbstentwickeltem Messsystem wird Wolfgang Nieuwkamp am 4. und 5. August in Bodman-Ludwigshafen bei der baden-württembergischen Landesmeisterschaft im Fesselflug-Kunstflug an den Start gehen. Los geht es bereits morgen, Freitag, mit Trainingsflügen ab 16 Uhr. Der Wettbewerb startet am Samstag um 9 Uhr und endet um 19 Uhr. Von 12 bis 14 Uhr ist Mittagsruhe. Der Wettkampf wird am Sonntag von 9 bis 12 Uhr fortgesetzt. Die letzten Flüge finden von 14 bis 15 Uhr statt und enden mit der Siegerehrung im Clubhaus des TSV Bodman.
In Bodman dabei sind internationale Größen wie Ex-Welt- und Europameister Richard Kornmeier aus Nussloch und Christoph Holtermann aus Dortmund, zusammen mit Kornmeier langjähriges Mitglied der deutschen Fesselflug-Nationalmannschaft. Wie der Bereichsleiter Fesselflug Baden-Württemberg, Wolfgang Gromann aus Konstanz mitteilt, werden auch Teilnehmer aus den Niederlanden und Österreich nach Bodman kommen. Unterteilt ist Fesselflug in Klassen wie Kunstflug, Geschwindigkeitsflug, Mannschaftsrennen und Fuchsjagd. In Bodman geht es um die Landesmeisterschaft der Klasse Kunstflug, die sogenannte Königsklasse. Hier muss ein vorgeschriebenes Programm, bestehend aus 16 Manövern, innerhalb einer bestimmten Zeit geflogen werden. Internationale Punktrichter bewerten die erbrachte Leistung.
Fesselkunstflug
Beim Modell-Fessel-Kunstflug sind die mit einem Verbrennungs- oder Elektromotor angetriebenen Modellflugzeuge an bis zu 20 Meter langen, dünnen Stahllitzen befestigt. Sie fliegen auf einer Kreisbahn und werden vom Piloten mechanisch gesteuert. Der Pilot am Boden hat im Gegensatz zu anderen Modellflugzeugen, die mit elektronischen Fernsteuerungen kontrolliert werden, unmittelbaren Kontakt mit dem Fluggerät. Kunstflug-Modelle bilden aufgrund ihrer Optik und den schwierigen Flugmanövern die Königsklasse in dieser Sportart. (fws)