Noch herrscht drückende Hitze im Salemer Schlosshof. Daher freuen sich die Zwillingsschwestern Amrita und Soraya Crain und ihre Freundin Michelle Müller, als eine sanfte Brise kurz über den Platz streift. „Wir sind seit 12.30 Uhr da“, schildert Amrita Crain, die aus Villingen angereist ist. Sie konnten sich Stehplätze mit guter Sicht auf die Bühne sichern. Alle drei seien sie Fans von James Blunt, doch für Soraya Crain gehe ein Herzenswunsch in Erfüllung. „Wir sind heute das allererste Mal bei James Blunt, deswegen ist es auch so besonders“, begründet die Konstanzerin.

Amrita und Soraya Crain und Michelle Müller (von links) sind bereits um die Mittagszeit angereist.
Amrita und Soraya Crain und Michelle Müller (von links) sind bereits um die Mittagszeit angereist. | Bild: Miriam Altmann

Auch Jule Kaiser und ihr Freund Nicolas Beck wollen den britischen Sänger das erste Mal live sehen: „Ich bin schon mein Leben lang Fan“, sagt die Freiburgerin, die ursprünglich aus Dettingen bei Konstanz stammt. Ihre Eltern hätten James Blunt bereits vor elf Jahren hier am Schloss gesehen. „Deshalb freuen sie sich, dass wir das jetzt machen.“ Eine Heimfahrt sei heute aber nicht geplant: „Wahrscheinlich übernachten wir im VW-Bus.“ Hoffentlich regne es nicht, schiebt Jule Kaiser hinterher.

Jule Kaiser und Nicolas Beck hoffen am frühen Abend noch auf trockenes Wetter.
Jule Kaiser und Nicolas Beck hoffen am frühen Abend noch auf trockenes Wetter. | Bild: Miriam Altmann

Jan und Marc Rettenberger aus St. Georgen haben ihre Eltern direkt mit dabei: „Fans sind wir nicht die allergrößten“, offenbaren die Brüder, während die Eltern Getränke besorgen. Vater Udo habe seiner Frau die Karten für die ganze Familie geschenkt. „Wenn man nichts bezahlen muss, nimmt man alles mit“, kommentiert Kerstin Rettenberger augenzwinkernd. Sie freue sich vor allem auf die älteren Lieder, könne aber spontan außer „You‘re Beautiful“ keinen Titel nennen. „Toller Fan“, spöttelt der 22-jährige Marc. „Ich höre die Lieder gern, aber mir ist egal, wie sie heißen“, kontert seine Mutter.

Jan und Marc Rettenberger (von links) sind mit ihren Eltern Udo und Kerstin nach Salem gekommen.
Jan und Marc Rettenberger (von links) sind mit ihren Eltern Udo und Kerstin nach Salem gekommen. | Bild: Miriam Altmann

Thomas Meisinger wurde ebenfalls zum Konzert eingeladen: Sein Ex-Schwager habe ihm die Karte geschenkt. „Ich bin wirklich ein glühender Fan – er kommt einfach mega-authentisch rüber“, sagt Michael Gut über den Künstler. Von Mimmenhausen aus hatten die Freunde keinen weiten Weg und trotz der aufziehenden Wolken amüsieren sie sich prächtig.

Michael Gut (links) und Thomas Meisinger hatten es von Mimmenhausen aus nicht weit bis zum Schloss.
Michael Gut (links) und Thomas Meisinger hatten es von Mimmenhausen aus nicht weit bis zum Schloss. | Bild: Miriam Altmann

Auch bei der Polizei ist man noch entspannt, was das Wetter angeht: „Wir sind dabei, uns zu besprechen“, berichtet Thomas Bonauer vom Revier Überlingen. Mit sieben Kollegen seien sie im Einsatz – aktuell auf dem Konzertgelände und später draußen, um den Verkehr zu regeln. „Das ist ein schönerer Einsatz als so manch anderer“, meint er. „Ich bin kein Fan, aber es gibt Schlimmeres“, bestätigt seine Kollegin Nicole Waizmann.

Nicole Waizmann und Thomas Bonauer vom Polizeirevier Überlingen sind zwei von insgesamt sieben Polizisten, die beim Konzert im Einsatz sind.
Nicole Waizmann und Thomas Bonauer vom Polizeirevier Überlingen sind zwei von insgesamt sieben Polizisten, die beim Konzert im Einsatz sind. | Bild: Miriam Altmann

Mittlerweile verdichtet sich allerdings die Wolkenfront im Westen. Einige Besucher haben schon in Erwartung auf die Vorband Peter Pux Platz genommen, doch die Bühnentechnik hinter ihnen ist noch wetterfest verpackt.

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Zunächst besteht noch Hoffnung auf ein verspätetes Konzert

Michael und Bianca Ehret haben sogar für Plätze in der vierten Reihe bezahlt. Das Ehepaar aus Rheinfelden hat sich für das Wochenende in der Nähe einquartiert: „Wir verbinden es mit Ausspannen am See“, erzählt Bianca Ehret. Geplant seien Besuche im Auto- und Traktormuseum und auf dem Affenberg.

Michael und Bianca Ehret aus Rheinfelden verbinden den Open-Air-Besuch mit einer Auszeit in der Region.
Michael und Bianca Ehret aus Rheinfelden verbinden den Open-Air-Besuch mit einer Auszeit in der Region. | Bild: Miriam Altmann

Bevor sie dazu kommen, von ihrer Vorfreude auf James Blunt zu berichten, ertönt eine Megafon-Ansage: „Wir haben uns mit dem Deutschen Wetterdienst kurzgeschlossen“, teilt eine Mitarbeiterin des Veranstalters mit. Ein kurzes, knackiges Gewitter ziehe auf, vor dem man Schutz suchen müsse. „Bitte setzt euch alle in eure Autos bis 21 Uhr und bringt euch in Sicherheit!“ Wer noch Platz im Auto habe, könne per Warnblinkanlage signalisieren, wo sich Fußgänger und Radfahrer noch „dazukuscheln“ könnten.

Die Bühne wird geräumt.
Die Bühne wird geräumt. | Bild: Miriam Altmann

Bevor die Besucher in Bewegung kommen, wird auf der Bühne schon zügig zusammengepackt. Ruhig und geordnet verlassen die Besucher das Gelände, hoffen aber noch darauf, es in einer Stunde wieder betreten dürfen. „So gute Plätze kriegen wir nachher nicht wieder“, ärgern sich die Crain-Zwillinge beim Gehen.

Besucher verlassen das Konzertgelände. Zunächst besteht noch die Hoffnung darauf, dass das Konzert nach einem kurzen Gewitter doch noch ...
Besucher verlassen das Konzertgelände. Zunächst besteht noch die Hoffnung darauf, dass das Konzert nach einem kurzen Gewitter doch noch beginnen kann. | Bild: Miriam Altmann

Ein paar wenige hoffen noch, ausharren zu können, doch die Sicherheitsmitarbeiter sind freundlich, aber sehr bestimmt. Auch wer unter Dächern Unterschlupf suchen will oder zurück zum Veranstaltungsort strebt, wird mit Nachdruck zum Parkplatz geschickt. Routiniert macht das Team der Security-Firma SRS seine Arbeit. Dass ein Konzert evakuiert werden muss, erleben sie nicht zum ersten Mal. „Hilft ja nix“, sind sie sich einig.

Mitarbeiter der Security-Firma packen im Sturm zusammen.
Mitarbeiter der Security-Firma packen im Sturm zusammen. | Bild: Miriam Altmann

Unter dem Vordach des Eingangspavillons haben sich dennoch ein paar Besucher untergestellt. „Wir sind mit dem Fahrrad da und hatten keine Lust, die Autos abzuklappern“, konstatiert Sibylle Vogel. Ihr Mann Jörg prüft gerade mit Eugen König die Wettervorhersage: „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob wir James Blunt noch sehen werden“, dämpft er den Optimismus.

Was sagt die Wetter-App? Jörg und Sibylle Vogel (von links) sowie Eugen König sind gewiss nicht die einzigen Besucher, die das an diesem ...
Was sagt die Wetter-App? Jörg und Sibylle Vogel (von links) sowie Eugen König sind gewiss nicht die einzigen Besucher, die das an diesem Abend prüfen. | Bild: Miriam Altmann

Die Gruppe erinnert sich an das Konzert von Santana im Schlosshof vor ein paar Jahren: „Das war grandios, aber wir hatten auch gnadenlos schönes Wetter!“ Auf die Heimfahrt ins Deggenhausertal angesprochen, meint Sibylle Vogel: „Von unten rauf find ich‘s nicht schlimm, oben sind wir ausgerüstet und daheim geht es unter die Dusche.“

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Direkt danach wird die Entscheidung des Veranstalters verbreitet: Das Konzert wird abgesagt, alle werden nach Hause geschickt. „Schade, aber für das Wetter kann keiner was“, gibt sich Dieter Ott aus Sigmaringen verständnisvoll. Er sei schon auf mehreren Open-Air-Konzerten gewesen, doch das sei ihm noch nie passiert. Gemeinsam mit Ute Beller harrte er unter dem Vordach aus, bis seine Schwester Astrid Ott dazustieß.

Astrid Ott, Ute Beller und Dieter Ott (von links) haben Schutz vor dem Regen gesucht.
Astrid Ott, Ute Beller und Dieter Ott (von links) haben Schutz vor dem Regen gesucht. | Bild: Miriam Altmann

Eine Besucherin aus Stefansfeld schlägt im Gehen vor: „Am besten morgen nachholen – ich hätte Zeit.“ Der Veranstalter bittet unterdessen auf seiner Facebook-Seite um ein paar Tage Zeit. Dann werde man darüber informieren, wie es weitergeht. „Kommt gut nach Hause!“

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Der Konzertabend musste beendet werden, bevor er überhaupt angefangen hatte. Wegen eines Gewitters wurde das Open-Air-Konzert in Salem am Freitagabend abgesagt. | Bild: Reiner Jäckle