Sie sind klein, pelzig und eigentlich dämmerungsaktiv. Umso überraschter war Osman Dautovic, als ihm an einem Tag gleich drei Ratten im Haslach über den Weg liefen, die bislang eher in der Innenstadt und entlang der Brigach aufgetaucht sind. Dass der nördliche Stadtteil von Villingen seiner Meinung nach ein Rattenproblem hat, daraus macht der Familienvater keinen Hehl. Schließlich rauben ihm die Ratten schon seit Anfang des Jahres den Nerv. „Meine Frau und ich sehen die Ratten tagsüber in der Königsberger- und Breslauer Straße. Und wir finden ihren Kot überall, auch in unserem Garten“, sagt er.
Zwei Firmen hat er schon engagiert, um im Garten Köder auszulegen. Das kostet. „2000 Euro sind es jetzt schon gewesen.“ Und noch immer seien die Ratten da. Bei der Stadtverwaltung hat Dautovic angerufen und die Nachbarn sensibilisiert. Doch geändert habe das wenig, sagt er: „Wir haben gesehen, dass die Stadt etwas tut und dass sie ebenfalls Köder auslegen, aber Ratten sind offenbar hartnäckig.“
Auf SÜDKURIER-Anfrage bestätigt die Stadt zwar, dass ihnen die Ratten in der Königsberger- und Breslauer Straße gemeldet worden seien und man mit der Auslegung der Köder auch schon im Januar begonnen habe. Doch von einem Rattenproblem will die Stadt nicht sprechen. Werden Ratten entdeckt, sei das nicht grundsätzlich ein Hinweis auf eine Rattenplage. „Oft genug sind einzelne Ratten oder ein ganzer Familienverbund schlicht auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Sie sind also nicht auf dem Vormarsch, sondern nur auf der Durchreise“, sagt Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt.
Nicht mehr Ratten unterwegs
als in den Jahren zuvor
Auch das Verhalten der Menschen, das sich durch die Pandemie verändert habe, sei ein Grund, weshalb die Tiere präsenter und sichtbarer würden. Weil insgesamt weniger Menschen und zu anderen Tageszeiten unterwegs seien, ermutige das Wildtiere, wie etwa Füchse, aber eben auch Raten, für die Nahrungssuche in die Wohngebiete vorzudringen, sagt Brunner.
Doch nach Angaben der Stadt seien in Villingen-Schwenningen, und ganz besonders im Stadtteil Haslach, nicht mehr als Ratten unterwegs als in den Jahren zuvor. Die Giftköder würden nur innerhalb der Kanalisation eingesetzt, und zwar so, dass sie für andere Tiere nicht zugänglich seien.
Das Gift wirkt zeitversetzt
Weil Ratten nun aber clevere Tiere sind – und sich gegenseitig vor dem Gift warnen – wirkt der Wirkstoff zeitversetzt. „Das Gift enthält einen Wirkstoff der sogenannten zweiten Generation. Es ist hochwirksam und wirkt schon nach einmaliger Aufnahme. Der Wirkstoff hemmt die Blutgerinnung. Die Wirkung tritt nach vier bis sieben Tagen ein“, sagt Brunner. Die Auslegung erfolge in Form von Ködern, die den Nagern in Köderboxen präsentiert werden.
Ob die Bekämpfung erfolgreich sei, merke die Stadt an den Bissspuren der Köder. Sobald Bissspuren erkennbar seien, würde die Köder ausgetauscht und die Prozedur solange wiederholt, bis keine Bissspuren mehr festgestellt werden könnten. Im Haslach sei man noch in genau diesem Prozedere.