„Einen wichtigen Meilenstein haben wir jetzt mit unserem wichtigsten Städtebaulichen Projekt erreicht“, erklärt Oberbürgermeister Jürgen Roth beim Durchschneiden des symbolischen Absperrbandes im oberen Brühl. Anlass war die Fertigstellung der Erschließungsmaßnahmen auf dem ehemaligen Kasernen-Gelände Mangin.
5000 Quadratmeter Asphalt wurden hier für Straßen, Fuß- und Radwege verbaut. Darunter 1,8 Kilometer Kanäle verlegt, Glasfaserleitungen gezogen und Nahwärmeleitungen vorbereitet.
Große Pläne, keine Investoren
Auf dem Areal sollen Wohnungen für 1500 Menschen entstehen. Nur dass deren Bau bis dato weder begonnen wurde, noch dass auch nur ein einziger Investor fest steht. Das erste Baufeld, auf dem vor allem Sozialwohnungen entstehen sollen, wurde jetzt erneut ausgeschrieben.

Angepeilt werden sozial verträgliche Mietpreise von 10 bis 12 Euro pro Quadratmeter. „Wir wollen hier ein urbanes und ökologisches Vorzeigequartier entwickeln und hoffen dafür in naher Zukunft auch die passenden Investoren begeistern zu können“, äußert sich Roth hoffnungsvoll.
So will die Stadtverwaltung die Kaserne nutzen
Ganz anders ist die Situation bei den eigenen Bauvorhaben in diesem Areal. Die Kernsanierung der beiden mehrgeschossigen ehemaligen Mannschaftsgebäude ist in vollem Gang.

Hier sollen zukünftig das Bürgeramt, das Stadtarchiv und noch weitere Ämter einziehen.

Der Umbau der ehemaligen Offiziersunterkunft zu einer Acht-gruppigen Kindertagesstätte ist beauftragt und die Bauleistungen werden jetzt ausgeschrieben.
Platz für Mensch und Technik
Dazwischen wird eine freie Grünfläche entstehen, der Ewald-Merkle-Platz. Der soll vor allem ein Ort der Begegnung für alle Bewohner des Quartiers werden. Darunter finden sich die Bohrungen für die Geothermie-Anlage, welche direkt in das geplante Nahwärmenetz einspeisen wird.
Über die Verwendung zwei weiterer Denkmalsgeschützter Objekte muss im Gemeinderat noch entschieden werden. Zum einen ist das die ehemalige Waffenmeisterei. Dort ist das Haus des Ehrenamtes geplant, das vor allem von kleineren Vereinen und ehrenamtlichen Initiativen aller Art genutzt werden könnte.

Rad oder Radio im Pferdestall
Beim zweiten Gebäude handelt es sich um den ehemaligen Pferdestahl. Aus Sicht der Stadtplaner könnte das ein idealer Ort für moderne Drahtesel werden. Also Abstellmöglichkeiten und eine Werkstatt für Fahrräder. Auch eine Saba Radiowerkstatt oder ähnliches könnte dort zusätzlich untergebracht werden.
Die Nutzungsmöglichkeiten für diese beiden Gebäude sind von baurechtlicher Seite eingeschränkt und müssen auch einem sozialen quartierbezogenen Zweck zugeführt werden. Sollte das nicht gelingen, müsste die Stadt diese beiden Gebäude an die BIMA zurückgeben, gekoppelt mit einer Ausgleichszahlung in Höhe von 350.000 Euro.
Beim ehemaligen französischen Kindergarten an der Ecke Pontalier- und Kirnacherstraße könnte zukünftig die Musikakademie ihr neues Zuhause finden. Alternativ wird auch über die Unterbringung des städtischen Personalrats und anderer Abteilungen nachgedacht.

Und an der anderen Ecke des Areals, an der Kreuzung zur Richthofenstraße, steht das Gebäude des ehemaligen Offizierskasinos nun zum Verkauf. Welche Verwendung dieses Objekt zukünftig findet ist also derzeit erst mal noch offen.

Baupreise immer noch hoch
Obwohl das Zinsniveau neuerdings wieder sinkt, wirkt sich das noch nicht direkt auf die Baupreise aus. „Die sind immer noch hoch, aber wir können jetzt bei unseren Bauausschreibungen zumindest wieder unter mehreren Bietern auswählen“, erläutert Amtsleiter Dieter Kleinhans vom Amt für Gebäudewirtschaft und Hochbau.
13,5 Millionen Euro investiert die Stadt im oberen Brühl, um wie viel sich dieser Betrag eventuell noch erhöhen wird, bleibt abzuwarten und hängt sicherlich von der weiteren Entwicklung im Bausektor und anderer konjunktureller Einflussfaktoren ab.
Das ist der Zeithorizont
Der Umzug der Verwaltung ist für 2026 geplant, die Fertigstellung des gesamten Quartiers für 2027. Letzteres darf aber Angesicht der Probleme bei der Suche nach geeigneten Investoren noch mehr als fraglich sein.
Auch welche Zugeständnisse die Stadt in Sachen Mietniveau und Mindestanforderungen noch machen muss, bevor ein potentieller Investor hier eine realisierbares Projekt vorschlägt. Im Gegensatz zur Stadt muss der schließlich Geld verdienen, und das wird in Zeiten von massiv gestiegenen Baupreisen und stetig steigenden Auflagen immer schwieriger.