Tauben in Villingen-Schwenningen auch auf privatem Gelände exzessiv zu füttern, wird aller Voraussicht nach verboten. Der Verwaltungs- und Kulturausschuss stimmte dem zu, jetzt muss der Gemeinderat entscheiden. Bei der Überwachung soll das Bürgeramt mit Augenmaß vorgehen, nicht betroffen seien davon Taubenzüchter oder auch Bürger, in deren Vogelhäuschen sich einzelne Tiere verirren, versprach Bürgermeister Detlev Bührer. Das Amt werde mit "Augenmaß und Fingerspitzengefühl" vorgehen.
Die Polizeiordnung wird nach dem Stuttgarter Vorbild geändert, erläuterte Bürgeramtsleiter Ralf Glück. Es soll erreicht werden, dass im Freien größere Ansammlungen der Vögel verhindert werden. Damit will die Stadt vor allem einem Schwenninger Taubenfreund einen Riegel vorschieben, der sehr zum Leidwesen der Anwohner säcke- und kiloweise Körner verfüttert. Darunter leidet die gesamte Nachbarschaft und selbst ein Unternehmen, Isgus, beschwerte sich bereits.
Umsiedlung oder Taubenhäuser?
Das exzessive Füttern "wollen wir verhindern", betont CDU-Sprecherin Renate Breuning. Andere sollten nicht leiden und sie geht davon aus, dass das Bürgeramt "seinen Ermessensspielraum nutzt". Auch Bertold Ummenhofer (Freie Wähler) stimmte der Vorlage zu. Es sei aber Flickschusterei und keine grundsätzliche Lösung des Problems. Die Stadt müsse etwas gegen die ständig wachsende Taubenpopulation tun. Daher forderte er die Einführung von Taubenhäusern. In solchen Schlägen werden die Eier gegen Gipseier ausgetauscht. Das sollte auch in Villingen-Schwenningen umgesetzt werden, der inzwischen aufgelöste Verein "Menschen für Tiere" wollte das Projekt mit Unterstützung der Freien Wähler realisieren.
Die Mehrheit des Gemeinderats hatte sich dagegen gewandt. Nun schlug Ummenhofer vor, sich erneut damit auseinanderzusetzen. Alternativ schlug er eine Umsiedlung von Tieren vor, wie sie in Radolfzell praktiziert werde. Das koste die Bodensee-Stadt um die 40 000 Euro, eine Summe, die auch Villingen-Schwenningen ausgeben solle.
Züchter nicht betroffen
Auch die Grünen signalisierten für das Fütterungsverbot Zustimmung. Joachim von Mirbach geht davon aus, dass die größten Tiere, die sich sich an einem Vogelhäuschen zeigten, die Amseln seien. Diskutiert wurde noch, ob die Formulierung in der Polizeiverordnung geändert werden solle und beispielsweise Züchter ausgenommen werden. Davon riet Birgitta Schäfer (SPD) ab, der Ermessensspielraum des Bürgeramts reiche aus.
Dem Bürgeramt waren bisher die Hände gebunden. Die Polizeiverordnung in Villingen-Schwenningen gibt den Stadtsheriffs außerhalb öffentlicher Plätze keine Handhabe, das Füttern von Tauben auf Privatgrundstücken zu untersagen. Und auch das Infektionsschutzgesetz verhinderte ausufernde Taubenliebe nicht. Bereits früher habe die Stadt das beim Gesundheitsamt prüfen lassen, allerdings wurde da ein Infektionsrisiko durch Tauben oder Taubenkot für die hiesige Gegend verneint. Jetzt verlieh ein neuer und besonders eklatanter Fall der Frage neue Brisanz: Ein Schwenninger brachte ein ganzes Stadtviertel rund um die Turnerstraße gegen sich auf. Auch die angedrohte Beschlagnahmung seiner Futtersäcke, Bußgelder, persönliche Gespräche, nichts half. Im Gegenteil: Täglich bis zu drei Mal öffnet sich bisher das Kellerfenster und der Mann wirft Futter für die Tauben in seinen Hof. Bis zu 100 Tiere fliegen heran, zurückzuführen ist die Tierliebe vermutlich auf die Religion des Mannes. Eine Taube soll laut Koran den Propheten Mohammed vor dem Tode bewahrt haben.