„Herr Ober, bitte noch ein Viertele von dem trockenen Riesling.“: Diesen oder ähnliche Wünsche zeitnah zu erfüllen, wird im Gastgewerbe immer schwieriger. Der Grund: Ein Großteil der Branche leidet unter Personalmangel. Villinger Gastwirte erzählen, wie sie diesem eklatanten Mangel insbesondere gut ausgebildeter Mitarbeiter in Küche und Service begegnen.
- Pulvertürmle: Natürlich leide auch sein Betrieb immer wieder unter Engpässen beim Personal, räumt Michael Widlowski-Käfer, Koch aus Leidenschaft und Wirt im Villinger „Pulvertürmle“, ein. „Wir legen Wert auf ein hochwertiges Angebot aus Küche und Keller und unsere Gäste müssen sich darauf verlassen können, dass wir diesem eigenen Anspruch auch gerecht werden.“ Ebenso wichtig sei ein Service auf gleich hohem Niveau, sagt Widlowski, der immer wieder als Springer im eigenen Laden unterwegs ist. Glücklicherweise könne er sich auf seine fünf festangestellten Mitarbeiter verlassen. Ganz besonders freue ihn, dass seine zwei Köche dem „Pulvertürmle“ bereits seit acht Jahren die Treue halten. Vernünftige Mitarbeiter, die den von Dienstleistung geprägten Job auch gerne machen, finde man heute selbst über die neuen Medien kaum noch. „Wenn sich auf ein Inserat jemand bewirbt, dann kann man schon glücklich sein“, so der Pulvertürmlewirt. „Und wenn dieser dann auch noch das Dienstleistungs-Gen hat, dann ist das ein absoluter Glücksfall.“ Dem Personalengpass könne er oftmals nur mit geänderten Öffnungszeiten, also einem zusätzlichen Ruhetag, begegnen, so Widlowski.
- Gasthaus Ott: Einen Großteil die Schuld an der Personalmisere gibt Domenico Wittkopf dem Schulsystem. Wittkopf betreibt das Villinger Gasthaus „Ott“ und bemängelt, dass es keine Hauptschüler mehr gibt, die nach einer Ausbildung im Gaststättengewerbe Geld verdienen möchten. Viele Wirte, so Wittkopf, zahlen ein paar Euro mehr und wenn man das Trinkgeld dazu rechne, dann könne man als Servicekraft durchaus ein respektables Einkommen verdienen. Das große Handicap: „Es gibt keinen arbeitslosen Koch.“ Viele Köche wanderten insbesondere wegen der familienfreundlicheren Arbeitszeiten ab in Betriebe wie beispielsweise Kliniken, die ihnen einen geregelten Feierabend bieten können.
- Café Dammert: Weniger Probleme hat man mit einem Tages-Café, kann sich Arwed Dammert freuen. „Wir haben andere Arbeitszeiten und finden eigentlich immer Mitarbeiter.“ Dammert betreibt in Villingen-Schwenningen drei Cafés und arbeitet mit 18 Festangestellten und etwa 25 Aushilfen. Ein Handicap bei der Verpflichtung neuer Mitarbeiter seien manchmal mangelnde Sprachkenntnisse, stellt Dammert fest.
- Restaurant Großherzog: Überhaupt keine Probleme, Personal zu rekrutieren, hat Pamela Piattello, die gemeinsam mit ihrem Bruder Daniele das italienische Restaurant „Großherzog“ in der Großherzog-Karl-Straße betreibt. „Wir holen uns junge Leute aus unserer Heimat Kalabrien, die meist noch Familienmitglieder sind“, so die Italienerin und ergänzt: „Die haben Bock zu arbeiten.“ Innerhalb kürzester Zeit lernen die neuen Mitarbeiter Deutsch und so seien Personalengpässe im „Großherzog“ ein Fremdwort.
- Die Hotelfachschule: Robert Fechteler, Schulleiter der Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe in VS, berichtet über aktuell steigende Schülerzahlen. Die Berufe würden durch den Einsatz neuer Medien interessanter und die Gastronomie verändere sich aktuell in Richtung moderner Essformen. Fleischlose Kost und wertvolle, oft heimische Produkte stünden im Fokus. Neue Angebote auch in der dualen Ausbildung tun ein Übriges, um die Branche auch für Berufsanfänger attraktiver zu machen. Nach seinen Erkenntnissen sei der Schwarzwald-Baar-Kreis personell noch gut versorgt, lediglich im ländlichen Raum fehle es oft an Übernahmen elterlicher Gastbetriebe durch die Jugend.