Von virtuellen Hafenmanövern über nachhaltige Yachten bis hin zum Faltboot im Rucksack – die Interboot 2025 zeigt, wohin sich der Wassersport entwickelt. Digitalisierung, Klimaschutz und Einsteigerfreundlichkeit stehen im Mittelpunkt der Messe. Der SÜDKURIER hat vorab einen Blick auf die wichtigsten Neuerungen geworfen.

Digitalisierung: Virtuelles Hafenmanöver und digitale Liegeplatzbuchung

Auf dem Wasser hält die Digitalisierung nach und nach Einzug – und die Interboot zeigt, wie das in der Praxis aussieht. In Halle A3 können Besucher mit einer VR-Brille Hafenmanöver üben, ganz ohne Risiko für Boot oder Anleger. Eine Wassersportschule aus München hat dafür einen Simulator entwickelt, der Segel- und Motorboottraining realistisch in die virtuelle Welt verlagert.

Ein zweiter Schwerpunkt liegt an Land: Ein Brühler Start-up präsentiert eine App, die Yachthäfen digital verwaltet. „Ob Zugangskontrollen zum Stegtor, Duschen oder Waschmaschinen: Alles lässt sich bequem per Smartphone steuern“, erklärt Up2Boat-Geschäftsführer Andreas Haberer. „Abgerechnet wird nach dem Prinzip ‚digitaler Bierdeckel‘. Das heißt: Sämtliche Leistungen werden automatisch erfasst und verrechnet.“

Nicht nur Profis dürfen im Simulator trainieren

Auch der America‘s-Cup-Simulator AC40 ist zu sehen: ein originalgetreu nachgebautes Cockpit, in dem Profis wie die deutschen Segler Lukas Hesse und Jesse Lindstädt Abläufe, Manöver und sogar Rennen gegen andere Crews trainieren. Wer will, darf selbst ins Cockpit steigen und ausprobieren, wie sich Hochleistungssegeln anfühlt.

Zur Vorbereitung auf den berühmten America‘s Cup nutzen Crews virtuelle Technologien, die einen realen Wettkampf nachbilden. Hier ...
Zur Vorbereitung auf den berühmten America‘s Cup nutzen Crews virtuelle Technologien, die einen realen Wettkampf nachbilden. Hier navigieren Lukas Hesse und Jesse Lindstädt gerade über den Kurs vor Barcelona. | Bild: Tobias Weißert

Die wichtigste Eigenschaft des Simulators: „Wenn du mit einem echten Schiff kenterst, dann entsteht locker ein Schaden um die 10.000 Euro“, so Hesse. Kentert man am Simulator, wird man weder nass noch arm. „Meiner Meinung nach ist es ein Muss, dass man den Simulator beherrscht, bevor man in eine echte Rennyacht steigt“, findet der Profi-Segler.

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E-Yacht und Faltboot: Diese Premieren erwarten Besucher auf der Interboot

Insbesondere Nachhaltigkeit, aber auch zunehmend individuelles Design, werden von Kunden nachgefragt. „Die Kunden wollen sich ihre Farbe, aber auch das Interieur oder das Lenkrad selbst aussuchen“, erklärt Lucas Enderli, Administrationsleiter bei Ganz Yachting. „Neulich wollte jemand ein DJ-Pult eingebaut haben. Das hat er dann bekommen.“

Ein futuristisches Design hat der Katamaran Twiel Z7 von Mizu, der mit nur zweimal 20 kW auf nahezu 40 Knoten beschleunigt.
Ein futuristisches Design hat der Katamaran Twiel Z7 von Mizu, der mit nur zweimal 20 kW auf nahezu 40 Knoten beschleunigt. | Bild: Tobias Weißert

Futuristisch präsentiert sich ein Katamaran, dessen schnabelartige Form an einen Sportwagen erinnert. Dank leichter Holzbauweise und E-Antrieb erreicht er fast 40 Knoten (etwa 74 Kilometer pro Stunde). Auch ein nachhaltiges Segelboot ist im Angebot. „Es wird aus Reishülsen gefertigt, welche als Abfallprodukt in der Lebensmittelindustrie anfallen“, berichtet Günter Ambrosi von der Firma Sunbeam aus der Nähe von Salzburg.

„Mein erstes Boot“: Junge Kunden sollen mit günstigen Preisen gelockt werden

Doch auch diejenigen, die vom eigenen Boot träumen, aber keine Preise jenseits der 100.000 Euro bezahlen können, finden auf der Interboot Antworten. Die Sonderschau „Mein erstes Boot“ in Halle B2 richtet sich gezielt an Einsteiger und zeigt auf mehr als 1000 Quadratmetern über 20 Modelle bis 35.000 Euro – vom sportlichen Flitzer bis zum handlichen Allrounder.

Neben den Booten selbst gibt es wertvolle Orientierung zu allen Fragen rund um Finanzierung, Versicherung oder Liegeplatz. Ein Rahmenprogramm liefert praxisnahe Tipps: Experten erklären, welcher Bootsführerschein notwendig ist, wie Trailer funktionieren oder wie das Einsetzen ins Wasser gelingt. Besonders gefragt ist Jens Böckmann, der als „Dr. Einsteiger“ Vorträge hält und persönliche Fragen beantwortet.

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Faltboot kann auch im Zug mitgenommen werden

Ebenfalls im Budget der meisten Besucher dürfte ein ganz besonderes Boot liegen: ein im sachsen-anhaltinischen Bitterfeld gefertigtes Faltboot. Das 3.600 Euro teure Gefährt ist für Einzelpaddler und Duos geeignet. Das Holzgerüst wurde zur Gewichtsersparnis auf ein Minimum reduziert, ohne Sicherheit oder Stabilität einzubüßen. Insgesamt 24 Kilogramm erleichtern den Transport zum Meer, Fluss oder See. Felix Klarmann, Projektleiter bei Poucher Faltboot GmbH, zeigte auf dem Messesee, wie das Faltboot funktioniert.

Projektleiter Felix Klarmann fährt mit dem Faltboot über den Messesee Video: Tobias Weißert

Drei verschiedene Sitzpositionen sind mit zwei verstellbaren Schaumsitzen vorgesehen und können je nach Gewicht angepasst werden. „Es muss nur ein Rucksack und eine Tasche mitgenommen werden. Das ist perfekt für den Transport im ÖPNV“, erklärt PFB-Faltboot-Geschäftsführer Helmar Becker. „Auch wenn ein Kind im Boot aufstehen würde, würde das Boot wegen der Luftschläuche an der Seite nicht kippen“, versichert er.