Der Fuchs geht um in Villingen-Schwenningen. Nachdem in den vergangenen Tagen in den sozialen Netzwerken verstärkt Berichte von Bürgern aufgetaucht sind, die von Begegnungen mit Füchsen im Stadtgebiet von Villingen-Schwenningen berichten, greift das städtische Forstamt das Thema auf. Es klärt auf, was der Mensch tun kann, damit sich das Wildtier im Stadtbereich nicht allzu wohl fühlt.
"Das Thema Stadtfüchse beschäftigt uns seit rund 20 Jahren immer wieder", erklärt der Leiter des städtischen Forstamtes, Tobias Kühn. Davor seien kaum Füchse in Siedlungen gesehen worden. Kühn sieht im Anstieg der Population einen direkten Zusammenhang mit der Ausrottung der Tollwut. "Früher zog alle fünf bis sieben Jahre eine Tollwutwelle durch einzelne Landstriche, wodurch der Fuchsbestand dezimiert wurde. Durch die erfolgreiche Ausrottung der Tollwut fehlt diese Regulierung", sagt der Forstamtsleiter. Heute sorgten lediglich Infektionskrankheiten wie Räude und die Staupe für die natürliche Bestandsregulierung.
Aber weshalb verschlägt es das gegenüber dem Menschen eigentlich scheue Wildtier in die Stadt? Das kann Tobias Kühn ganz einfach erklären. Aufgrund der steigenden Population wird der Platz im Wald knapp und die ersten Füchse wagten sich in die Nähe von Wohnsiedlungen. Dort fanden sie geradezu paradiesische Zustände vor. Unter Garagen ließen sich hervorragende Fuchsbauten einrichten. Und Mülltonnen und Komposthaufen boten einen reich gedeckten Tisch. "Irgendwann wurden die ersten Fuchswelpen in der Stadt geboren. Und inzwischen haben sich die Nachfolgegenerationen längst an das Leben in der Stadt gewöhnt."
Begegnungen zwischen Mensch und Fuchs im Stadtgebiet sind laut Kühn keine Seltenheit. "Wir haben pro Jahr etwa 100 Anrufe von Bürgern, die uns mitteilen, dass sie einen Fuchs in der Stadt gesehen haben." Doch dem schlauen Vierbeiner habhaft zu werden, oder die Population einzudämmen, ist schier unmöglich. Das Bejagen in befriedetem Gebiet ist verboten, Ausnahmen gibt es nur unter hohen bürokratischen Auflagen. Auch das Einfangen mit Lebendfallen sei nicht einfach. Meist hockten ohnehin nur Katzen oder Elstern in den Käfigen. "Und Lebendfallen muss man zweimal täglich kontrollieren." Bei zehn aufgestellten Fallen müsste die Stadt hierfür extra Personal einstellen, das diese Arbeit übernähme.
Als Problem sieht Tobias Kühn den Fuchs, abgesehen davon, dass er Hühner- und Kaninchenställe plündert, in Menschennähe nicht. "Und wenn, dann ein von Menschen gemachtes." Denn das sehr intelligente Wildtier wird unter anderem durch Speiseabfälle angelockt. Oder gar von Menschen angefüttert. "Das ist das Blödeste, was man tun kann." Ihm sei allerdings kein Fall bekannt, wo einen Fuchs je einen Menschen angegriffen habe.
Immerhin trägt der Fuchs im Rahmen seiner Möglichkeiten auch etwas zur Gesellschaft bei. "Seit der Fuchs in der Stadt ist, haben wir viel weniger Probleme mit Mäusen und Ratten, die ja auch Überträger von Krankheiten sind."
Ein Drittel der Füchse ist von Bandwürmern befallen
- Wie viele Stadtfüchse gibt es in Villingen-Schwenningen? Eine genaue Erhebung gibt es nicht. Forstamtsleiter Tobias Kühn schätzt, dass die Population flächenmäßig um ein Zehnfaches höher ist als im Wald. So kämen im Sommer auf einen Quadratkilometer Stadtfläche etwa 30 Füchse, im Winter etwa fünf. Villingen-Schwenningen hat eine Fläche von rund 165 Quadratkilometern.
- Wie alt werden Füchse? Ein Fuchsleben dauert etwa zwei Jahre. Die meisten Füchse werden innerhalb dieser Zeit durch Krankheit dahingerafft oder vom Auto überfahren.
- Ist ein Fuchs für einen Menschen gefährlich? Ein Fuchs stellt im Allgemeinen keine direkte Gefahr dar. Das scheue Wildtier meidet normalerweise den Kontakt zum Menschen. Es gibt einzelne, etwa durch Anfütterung halbzahme Tiere, die sich bis auf Armlänge an Menschen herantrauen. Allerdings sollte man nicht versuchen wollen, einen Fuchs anzufassen. Zudem sollte man dem Fuchs einen Fluchtweg freilassen.
- Kann der Fuchs Krankheiten übertragen? Ja. Der Fuchs ist der Hauptwirt des Fuchsbandwurms. Er nimmt die Eier dieses Parasiten über infizierte Nahrung, etwa Nagetiere, auf. Durch das Absetzen von Kot gelangen diese leichten Eier in die Umwelt und können vom Menschen eingeatmet werden. Besonders Landwirte haben ein erhöhtes Risiko beim Heu machen, die Eier des Fuchsbandwurms einzuatmen.
- Ein Fuchs hat sich auf dem Grundstück sein Zuhause geschaffen. Kann man ihn vertreiben? Das ist nahezu unmöglich. Möchte man keinen Fuchs in seiner Nähe oder auf seinem Grundstück haben, kann man versuchen, dem Tier das Leben so ungemütlich wie möglich zu machen. Beispielsweise, in dem man es mit dem Gartenschlauch nass spritzt. Auch können leere Fuchsbauten unter der Garage mit Beton zugegossen werden, damit sich der Fuchs eine neue Bleibe suchen muss. (spr)