In Villingen gibt es eine rührige Gruppe von Hobbysammlern, die in ihren Kellern, Wohnzimmern und Speichern eine riesige Fülle an historischen Dokumenten zur Stadt- und Zeitgeschichte gehortet haben. Allerdings macht sich die Riege älterer Herren inzwischen ernsthafte Gedanken darum, was aus diesen Schätzen werden soll. Ihr dringendster Wunsch: Sie hätten gerne einen geeigneten Ausstellungsraum, in dem sie ihre Sammlungen präsentieren können. Hier hoffen sie auf Unterstützung der Stadt. Andernfalls, so fürchten sie, werden die Exponate nach auswärts abwandern oder in alle Winde zerstreut.

Die Hobby-Sammler sind beim Stadtjubiläum 1999, als Villingen tausend Jahre Markt-, Münz und Zollrech feierte, einem größeren Publikum bekannt geworden. Doch ihre Reihen haben sich seither stark gelichtet. „Es geht uns darum, dieses Kulturgut in Villingen zu erhalten“, betont Manfred Hildebrandt im Namen seiner Kollegen Wilfried Steinhart, Manfred Beichl, Willy Grießhaber und Jakob Enzersberger.

Dass der Erhalt dieser Sammlungen gefährdet ist, liegt für die Männer auf der Hand. In den vergangenen Jahren sind eine ganze Reihe von Sammlungen, darunter auch heimatgeschichtlich bedeutsame, bereits abgewandert.

Besonders schmerzvoll: Die Maskensammlung des Villinger Bildhauers und Schemenschnitzers Manfred Merz ging in den Narrenschopf Bad Dürrheim.

Ähnliches spielte sich einige Jahre zuvor ab. Die kostbare Schemensammlung des Villinger Rechtsanwalts Kurt Müller wanderte ins Narrenmuseum Schloss Langenstein am Bodensee ab.

Die Schlösser-Sammlung von Karl Kratt aus Villingen wurde zwar vom Franziskaner-Museum erworben, ist aber zum Bedauern der Sammler bis auf eine kleine Vitrine nirgends ausgestellt.

Die Waffen- und Militariasammlung von Herbert Fränkel landete bei einem privaten Sammler aus Rottweil.

Die Schulsammlung von Axel Strecker aus Neuhausen wurde im Schulmuseum Hüfingen untergebracht.

Für die Villinger Sammler ist dieser „Verlust von heimischen Kulturgütern“ vor allem ein Versäumnis der Stadt und des Museums. Den allesamt von auswärts stammenden Mitarbeitern des Museums fehle die Bindung an die Villinger Stadtgeschichte und das Verständnis für volkstümliche Ausstellungen, beklagen sie. Die Hobbysammler-Ausstellung von 1999 habe mehr zahlendes Publikum angelockt als im Museum sonst im halben Jahr kämen.Die Sammler verlangen kein Geld von der Stadt und kein Personal für Ausstellungen. „Das machen wir alles selbst“, sagt Hildebrandt. Wichtig wäre aber ein Raum, in dem sie ihre Sammlungen präsentieren könnten. Vor allem die jungen Leute wollen sie erreichen. Möglicherweise könnte diese Arbeit auch auf Vereinsbasis erfolgen, überlegen sie.Ein weiteres Betätigungsfeld der Sammler sieht Willy Grießhaber im Zusammenhang mit dem Stadtfest 2017 und der zu diesem Anlass geplanten Stadt-Chronik, in der auch die Zeit des Dritten Reichs aufgearbeitet werden soll. Hier könnten die Sammler eine begleitende Ausstellung anbieten, so Grießhaber. Voraussetzung sei, dass weitere Bürger dazu Zeitzeugnisse und Fotografien zuliefern.