Gunther Jauch und Ronan Doran versuchen an einem Montagvormittag im Besprechungsraum des Central Hotel in Schwenningen zu erklären, wie sie das eigentlich Unmögliche möglich machen wollen. Ein Hotel im unteren Preissegment – rund 50 Euro soll ein Zimmer kosten – das gleichzeitig einem ökologischen Anspruch – regionale Produkte, nachhaltige Wasseraufbereitung und Energieeffizienz – gerecht werden soll. Einzigartig in der Region, sagen sie.
Gunther Jauch, der Unternehmensberater von der Immobilienagentur Meder Vermögensverwaltungs GmbH und Ronan Doran, der Hotelier, der seit 2013 das Central Hotel in Schwenningen betreibt, sie sind, so sagen sie es selbst: "Aus dem gleichen Holz geschnitzt." Unternehmer, die etwas schaffen wollen, das nicht nur Geld bringt, sondern auch nachhaltig ist. Und zwar von Grund auf.

Das Konzept: Green Hotel soll das Ganze einmal heißen und der Name Programm sein: Mittels Fotovoltaik-Anlage und einem Blockheizkraftwerk soll bis zu 30 Prozent weniger Energie als im normalen Hotelbetrieb verbraucht werden, Regenwasser soll für die Wäscherei rückgewonnen werden, sie wollen Bio-Baumwolle nutzen und beim Frühstück auf regionale Produkte (Honig, Brot, Marmelade) setzen und Einwegverpackungen vermeiden. Einen Teil des Oberflächenwassers wollen sie filtern und dem Moosbach, dem Zufluss zur Neckarquelle, zukommen lassen. Im Keller soll eine Ladestation sowie eine Werkstatt für Elektro-Fahrräder eingerichtet werden.
Die Zimmer sollen rund 16 Quadratmeter groß sein. Jedes mit einem eigenen Bad. Ein Sofa kann als Sitzgelegenheit dienen oder zum Bett umgebaut werden.
Ausklappbare Betten in der Wand und Einrichtungsmodule, wie sie auch im Wohnwagen- oder Bootsbau zum Einsatz kommen, wollen sie nutzen, um mit wenigen Handgriffen aus dem Einzelzimmer für den Monteur ein Mehrbett-Zimmer für die Schulklasse zu machen. In dem sie zwei Märkte bedienen, kostengünstige Zimmer für Monteure, Handwerker, Studenten auf der einen und Schulklassen, Vereine und Ferienfreizeiten auf der anderen, wollen sie eine Auslastung über die ganze Woche sicherstellen und so den niedrigen Preis halten können.
Die Idee: Die Idee hatten beide getrennt voneinander. Doran wollte eine Marktlücke in der doppelstädtischen Hotellandschaft schließen und Jauch eine sinnvolle Nachnutzung für das Grundstück an der Salinenstraße 80 finden, dass die Vermögensverwaltungs GmbH Meder vor längerer Zeit erworben hatte. Irgendwann erzählen beide ihrem Architekten, Uwe Schlenker, von ihrer Idee. Der bringt sie schließlich zusammen. Das war vor rund neun Monaten.
Das Einfachste, sagt Ronan Doran, wäre es gewesen, einen Franchise-Betrieb hinzustellen. Holiday Inn, Hilton, Best Western, was auch immer. Weniger Arbeit und weniger Geld hätte es sicherlich gekostet, sagt Doran. Mit unterschiedlichen Hotelkonzepten kennt er sich aus. Er führt das Hotel in Schwenningen, ein Vier-Sterne-Betrieb, ebenso wie das Holiday Inn Express am Stuttgarter Flughafen oder ein Kongresshotel in Nordrhein-Westfalen. Doran, gebürtiger Ire, ist in Schwenningen heimisch geworden. Er will die Wertschöpfung in der Region behalten. "Wir sind keine Helden oder Gutmenschen", sagt er.
"Es macht einfach Sinn. Wir können mit dem Konzept ein gutes Geschäft führen." "Ökologie und Geld verdienen", sagt Jauch, "schließen sich nicht unbedingt aus". Geld und darüber reden manchmal aber schon. Über den Investitionsbetrag schweigen sie. "Die Ausschreibungen laufen noch", sagt Doran. Sie wollen sich nicht selbst den Preis zerreden. Mit der Stadt haben sie indes gesprochen, OB Kubon konnten sie sofort für die Idee gewinnen, die untere Naturschutzbehörde hat ihnen bei der Planung geholfen.
Der Standort: Noch steht das ehemalige Landhaus dort, wo der Hotelkomplex entstehen soll. 81 Zimmer sind geplant, 20 Mitarbeiter sollen den Betrieb am Laufen halten. Aktuell warten sie auf die Baugenehmigung. Das bestehende Gebäude soll abgerissen werden. Wenn alles nach Plan läuft, könnten 2019 die ersten Gäste einziehen. "Die Lage ist exzellent", sagt Jauch. Das 300 Quadratmeter große Grundstück liegt in der Salinenstraße umgeben von der Helios Arena, dem Schwenninger Moos, dem Umweltzentrum und den Sportplätzen sämtlicher Vereine. Auch der Neckarradweg beginnt dort. "Es schreit nach Sport, Jugend und Erholung", sagt Doran. Das Green Hotel soll ihre Antwort darauf sein.