St. Georgen Dröhnender Motorradsound, wo sonst Haarschneidemaschinen leise surren – bei der Firma Wahl in Peterzell machte jetzt eine Handvoll Motorradfahrer Station und blickte in die Produktion des weltweit führenden Herstellers von Haarschneidemaschinen.
Die elf Motorradfahrer, die auf schweren Maschinen auf den Hof einbogen, sind Teilnehmer der Barbersride-Motorrad-Charity-Tour. Diese vorzugsweise aus dem Barbier- und Friseurhandwerk stammenden Biker reisen auf einer mehrtägigen Motorradtour durch Deutschland und Frankreich und sammeln Geld für „Make-a-Wish“, eine Organisation, die schwerkranken Kindern und Jugendlichen individuelle Herzenswünsche erfüllt.
Dass die Biketour des knappen Dutzends des Deutschland-Chapters bei der Firma Wahl Station machte, war kein Zufall. Biker Jerome Kantner, Friseurweltmeister von 2014 und Barber aus Mainz, bringt als langjähriger Trainer bei der Firma Wahl anderen Friseuren und Barbern in Seminaren und bei Schulungen bei, wie man bei den professionellen Haarschneidemaschinen das volle Potenzial ausschöpft, um Frisuren zu schneiden und Bärte zu trimmen. „Wenn man es richtig macht, kann man dabei komplett auf die Benutzung einer Schere verzichten“, sagt der Barbier.
Was lag also näher, als dass die Biker, die im täglichen Geschäft die Maschinen von Wahl in der Hand halten, einen Blick in die Produktion werfen, wo die Haarschneidemaschinen hergestellt werden. Oder zumindest das Herzstück davon.
Wie Rebecca Baumgartner von der Marketingabteilung des Unternehmens, das auch Hauptsonsor der Charitytour ist, zunächst erläuterte, sind am Standort in Peterzell eine eigene Entwicklungsabteilung, das Marketing, Vertrieb und Versand angegliedert. Die Kernkompetenz des Standortes, der einer von insgesamt acht ist, liegt aber in der Herstellung des Scherkopfes. Peter Wall, Qualitätsbeauftragter des Unternehmens, führte die Gruppe durch die 2022 bezogenen Produktionsräume in Peterzell. Er erläuterte, welches umfangreiche Wissen eingesetzt wird, damit jeder Haarschneider, egal ob für den professionellen Anwender oder die Geräte für den Endkunden und für den Haus- und Großtierbereich, mit einem präzise arbeitenden Schneidaufsatz bestückt wird. „Wir arbeiten mit einer Genauigkeit im Mikrometer-Bereich“, verdeutlichte der Qualitätsbeauftragte, der anhand eines Schaubildes zeigte, dass die Genauigkeit, bei der es in der Produktion der Scheraufsätze ankommt, um ein Vielfaches größer ist als ein menschliches Haar dünn ist. Und wie merkt der Kunde das? „Indem unsere Haarschneidemaschinen das Haar schneiden und es nicht ziept und reißt.“
Dutzende Arbeitsschritte sind notwendig, bis aus einem ausgestanzten Stück Metall durch Härten, Zähneschleifen und Polieren das Herzstück jeder Schneidemaschine wird. Entsprechend viel Raum nimmt die Schleiferei ein.
Wie Wall erläuterte, betreibt das Unternehmen auch großen Aufwand, um die Rückstände des Schleifprozesses möglichst umweltverträglich zu entsorgen und Ressourcen zu schonen. So wird das Wasser aus den Schleifmaschinen gesammelt, die Schleifrückstände entfernt und das Wasser wieder verwendet.
Für die Teilnehmer der Charity-Tour war der Zwischenstopp eine willkommene und interessante Station auf ihrer Tour, die am 15. September in Frankfurt am Main startete und über St. Georgen und Colmar bis nach Mannheim führt, wo die Tour am Donnerstag endet. Und wo die Biker ordentlich Geld sammelten. „Insgesamt sind seit der Gründung des Barbersride 2017 in Großbritannien schon 220.000 Euro an Spenden zusammengekommen“, freut sich Jerome Kantner. Das Geld geht an die Organisation „Make a Wish“, in mehr als 50 Ländern aktiv, die schwerstkranken Kindern und Jugendlichen Herzenswünsche erfüllen. Das kann ein Besuch in einem Freizeitpark sein, ein Musicalbesuch, ein Konzert mit dem Lieblingsstar, aber auch Wünsche wie „Ich wünsche mir, eine Burgprinzessin zu sein“, der Besuch eines Fußballspiels des Lieblingsvereins oder „Eine Ziege auf einer Alm zu füttern“. Auch das gehört zu den Wünschen, die die Organisation versucht, mit den Spenden zu erfüllen.