Diesen Beifall haben sich die Sopranistin Sophie Rosenfelder und Magdalena Wolfarth am Klavier durchaus verdient. Denn mit dem zuvor gebotenen Konzert haben beide Künstlerinnen im Ökumenischen Gemeindezentrum (Öku) auf der Seebauerhöhe eine bravouröse Leistung erbracht. Dieser Ort entwickelt sich aufgrund des Engagements von Sabine Porsch inzwischen zu einem Geheimtipp konzertanter Aufführungen.
Das Zuschauerinteresse verträgt noch eine Steigerung, obwohl es sich inzwischen auch herumspricht, welches künstlerische Niveau im Öku geboten wird. Jedenfalls klagt niemand und die Anwesenden wissen eigentlich, was sie zu erwarten haben. Allein der Blick in die Gesichter sagt mehr aus, als fragende Worte an das Publikum gerichtet. Es blieb nicht verborgen, dass Sophie Rosenfelder und Magdalena Wolfarth bereits etliche gemeinsame Konzerte erlebt haben. Jedenfalls, was nun schwieriger war, das Singen oder die Klavierbegleitung, diese Entscheidung liegt beim Publikum. Beide Künstlerinnen strahlten Harmonie aus. Wenige Blickkontakte genügten, um sich zu verständigen. Die Virtuosität des Klavierspiels hinterlässt Spuren beim Publikum. Und wenn die Pianistin dann bei dem Theo-Mackeben-Titel "Ich schenk mein Herz" mimisch Unterstützung gibt, steigt die Spannung im Publikum.
Dass Sophie Rosenfelder eine begnadete Sopranistin ist, ist in St. Georgen mittlerweile bekannt. Dass sie auch Chansons zu präsentieren weiß, das wussten bisher nur Wenige. Auch das präsentierte Programm, mit einem Teil klassischer Lieder, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, weckte in Sophie Rosenfelder den kontrastreichen Ausflug in die Welt der teilweise frivolen Lieder zu wagen. Und sie konnte es, das Publikum saugte regelrecht ein, was geboten wurde. Natürlich beherrscht Sophie Rosenfelder auch die Mimik und die Kunst des Theatralischen, sich dem Publikum anzubieten. Überaus ausdrucksstark, mit wirkungsvoller Klangvielfalt, präsentiert die Künstlerin ihren Gesangspart.
Allein der musikalische Auftakt mit Johannes Brahms und dessen Kompositionen aus "Zigeunerlieder" op. 103, lässt mit sechs Liedern erkennen, welche Intensität sich in Sophie Rosenfelder verbirgt. Als Kontrast folgte "Für mich soll’s rote Rosen regnen", das von Hildegard Knef mit rauchiger Stimme gesungene Chanson, wird mit Wolfarth und Rosenfelder zu einer genussvollen, doch bisher nicht erlebten Interpretation. So gut wie jedem im Öku war dieser Titel bekannt, weshalb bei manchem der Text im Kopf ablief.
Zweimal "Die Loreley" von Franz Liszt und "Lorelei" von Clara Schumann, mit dem Text von Heinrich Heine, lies erkennen, wie unterschiedlich beide Komponisten den musikalischen Schwerpunkt legten.
Weitere Werke von Wolf Biermann, Robert Schumann, Kurt Weill und Theo May folgten. Besonders aus Weills "Dreigroschenoper" mit dem Song "Die Seeräuber-Jenny", stellte hohe Anforderungen an das Künstlerpaar. Der Vortrag lässt erkennen, dass Chansons, von einer Sopranistin gesungen, einen neuen musikalischen Eindruck hinterlassen. Die Frage "Müssen Männer einsam sein", wurde beim Refrain im Duett gesungen und der Schlussseufzer lässt die Frage nach dem Einsamsein mit einem Schmunzeln vergessen.
Weiteres Programm
Am 3. Februar wird das Zupforchester Villingen-Schwenningen zu Gast im Ökumenischen Zentrum sein. Für den 10. März ist eine Konzert-Lesung zum Gedenken an den Gedichtschreiber Reinhard Jäckle angekündet. Beide Veranstaltungen finden an einem Sonntag ab 18 Uhr statt. (wm)