Am letzten Sonntag im September 1994 endet auch in St. Georgen um 3.00 Uhr die Sommerzeit. Bis zum letzten Sonntag im März 1995 herrscht dann die Winterzeit, die eigentliche Mitteleuropäische Zeit für die Europäische Union. Der SÜDKURIER vom Samstag, 24. September 1994, nimmt sich des Themas Zeitumstellung kritisch an und lässt vor allem die Landwirte zu Worte kommen.
Nutzvieh ist ungeduldig
Denen ist die staatlich verordnete Zeitumstellung ein Dorn im Auge, weil sie ihr Nutzvieh nur schwer daran gewöhnen können. Die Kühe melden sich zur gewohnten Zeit und warten dann ungeduldig auf den Bauern, der sie melken soll. „Sie brauchen ein paar Tage, bis sie sich umgewöhnt haben“, erzählt Friedel Stockburger aus Oberkirnach. Allerdings sei die Umstellung im Herbst weniger problematisch. Während die Kühe jetzt eine Stunde warten müssen, werden sie im Frühjahr quasi aus dem Schlaf gerissen. Und das gefalle ja auch den Menschen nicht.
Überstunden sind nötig
Dass mit Umstellung auf die Winterzeit in einigen städtischen Einrichtungen der Tag dann 25 Stunden habe und somit auch Dienstpläne verändert werden müssen, ist eine weitere Folge. Die Polizei müsse Überstunden machen, ebenso die Mitarbeiter der Krankenhäuser. Nachtschwärmer dagegen können noch eine Stunde mehr am Tresen verbringen. Zu tun haben nach der Zeitumstellung Besitzer von Uhren, die nicht im Funkbetrieb laufen. Pünktlich um 3.01 Uhr sendet der Funkturm in Frankfurt/Main ein Signal, das alle Funkuhren im Umkreis von 1500 Kilometern umstellt. Im Rathaus dreht am Sonntagvormittag Hausmeister Werner Neininger die Zeiger der historischen Uhr um eine Stunde zurück.
Das Kreuz mit der Bio-Uhr
Einzig Arbeitnehmer, die im Frühjahr darüber klagen, dass sie ab der Sommerzeit eine Stunde früher aus den Federn müssen, können nun wieder die innere Uhr auf „normal“ einstellen und zunächst eine Stunde länger schlafen. Allerdings dauert es auch da einige Zeit, bis die „Bio-Uhr“ des Einzelnen den neuen Rhythmus akzeptiert.