Ist die Rede von einem Zupforchester, vermuten dahinter viele ein Mandolinenorchester. Und sie liegen damit goldrichtig. Mandolinenorchester hatten ihre große Zeit in den 1920er Jahren. Damals entstanden aus der Arbeiter- und Wandervogelbewegung viele Zupforchester. Heute gibt es etliche Mandolinenorchester, die sich anspruchsvoller Literatur klassischer und auch anspruchsvoller Unterhaltungsmusik zuwenden. Organisiert sind die Orchester im Bund Deutscher Zupfmusiker.

Das könnte Sie auch interessieren

Das heutige Zupforchester Villingen-Schwenningen steht seit 2007 unter der Leitung von Frank Scheuerle, einem gebürtigen St. Georgener. Ein umfangreiches anspruchsvolles Repertoire in klassischer und neuzeitlicher Musik weist das Orchester auf. Sabine Porsch, Initiatorin von Ökultur, hat in drei Jahren mehr als 15 Konzerte zur Aufführung gebracht. Und auch jetzt gab es viele Zuhörer.

Aus Georg Philipp Telemanns Feder stammt die „Hamburger Ouvertüre“, von deren acht Sätzen sechs gespielt wurden. Lebhaft zeigten sich Mandolinen und Gitarren. Frank Scheuerle führt das Orchester mit Bedacht von Satz zu Satz. Die Musikerinnen und Musiker folgen willig. Als Gegenpol zur Mandoline ergänzen die Gitarren das Tonbild des Orchesters.

Mit höchster Konzentration spielt Wolfram Holl seine Konzertmandoline.
Mit höchster Konzentration spielt Wolfram Holl seine Konzertmandoline. | Bild: Werner Mueller 78112 St.Georgen

Frisch und locker, scheinbar mit künstlerischer Leichtigkeit, schlägt das Plektrum die Mandolinensaiten an. Das dabei erzeugte Tremolo bringt den Raum im Ökumenischen Gemeindezentrum zum Klingen. Frischen, fröhlichen Auftakten folgen faszinierend schnelle Fingerläufe über die Bünde der Mandoline.

Welche solistische Leistung Frank Scheuerle erbringt, zeigte sich mit dem Concerto G-Dur für Mandoline und Zupforchester. Drei Sätze, Allegro, Largo und Allegro assai, hinterließen beim zahlreichen Publikum so etwas wie einen Aha-Effekt. Schon nach dem ersten Satz spendete das Publikum reichlich Szenenapplaus. Während Dirigent Frank Scheuerle sich dem Konzertstück widmete, übernahm der aus Japan stammende Daji Iju das Orchester und führte es mit Bravour zum Finale. Im Sinne Joseph Haydns bearbeitete Frank Scheuerle das Menuett aus der Symphonie Nr. 100. Die Komposition lud zum Innehalten ein.

Die Gitarren sind von links mit Ulrike Kappel, Romy Blumstengel und Karin Schlayer besetzt. Bild: Werner Müller
Die Gitarren sind von links mit Ulrike Kappel, Romy Blumstengel und Karin Schlayer besetzt. Bild: Werner Müller | Bild: Werner Mueller 78112 St.Georgen

Eine folkloristisch moderne Weltreise unternahm das Zupforchester nach einer Pause und bot Hermann Ambrosius’ „Feierlicher Reigen“, verstärkt durch das Spiel des Kontrabasses. Das Klangbild des Mandolinen-Tremolos wechselte in Richtung der Balalaika, wobei sich Mandolinen und Gitarren im Zwiegespräch befanden. Zwei Ragtimes, Champagne-Rag und Bohemoia, brachten Stimmung ins Publikum. Es fehlte nur wenig, und die Mandolinen der höheren Stimmung glichen dem Banjo. Ein Ausflug in die Karibik nach Kuba ließ spanisch- kubanische Klangbilder erkennen.

Japanische Musik ist für europäische Ohren eher ungewohnt. Und dennoch: Daji Iju schaffte es, die „Japanischen Impressionen“ zum Klangerlebnis werden zu lassen. Vier sogenannte Haikus, drei Wortgruppen in 5-7-5 Lauteinheiten gefasst und musikalisch unterlegt, wirkten mit dem Wiegenlied, dem Tempeltanz, dem Intermezzo an der Quelle und dem Tanzlied nachhaltig erfrischend. In die orientalisch- maurische Welt wurden die Gäste mit dem „Turski Mars“ und „Spanische Ouvertüre“ entführt. So war es nicht verwunderlich, dass auf die erste Zugabe noch zwei weitere folgten, bevor sich die Orchestermitglieder vom Publikum verabschieden konnten.