Zwölf Euro pro Stunde – weniger dürfen arbeitende Menschen in Deutschland ab Oktober nicht verdienen. Der SÜDKURIER hat sich in Villingen umgehört, wie das die Menschen finden.

Beate Grützmacher ist Bäckereifachverkäuferin und arbeitet bei der Bäckerei Hettich in Villingen. „Ich bin froh, dass der Mindestlohn angehoben wird. Irgendwo muss das Geld ja herkommen, wenn alles immer teurer wird“, sagt Beate Grützmacher. Sie verdiene aber sowieso schon jetzt mehr als zwölf Euro in der Stunde und könne sich deshalb überhaupt nicht beklagen.

Beate Grützmacher freut sich über die Erhöhung des Mindestlohnes.
Beate Grützmacher freut sich über die Erhöhung des Mindestlohnes. | Bild: Dominik Zahorka

Dass der gestiegene Mindestlohn möglicherweise zu einer Preisspirale führen könne und für manche Arbeitgeber eine zusätzliche Belastung darstelle, sei ihr bewusst. Trotzdem fühle es sich für viele Arbeitnehmer einfach gut an, wenn in Zeiten der steigenden Preise auch die Löhne etwas angehoben würden.

Musa Balcioglu, Inhaber des Barber-Salon Villingen, zahlt seinen Mitarbeitern bereits jetzt mehr als den Mindestlohn.
Musa Balcioglu, Inhaber des Barber-Salon Villingen, zahlt seinen Mitarbeitern bereits jetzt mehr als den Mindestlohn. | Bild: Dominik Zahorka

Dieser Meinung ist auch Musa Balcioglu, Inhaber des Barber-Salon Villingen. „Es ist einfach nicht mehr zeitgemäß, den Leuten acht oder neun Euro in der Stunde zu bezahlen. Wer soll davon leben“, sagt der Friseur. Er bezahle seinen Mitarbeitern schon jetzt weit mehr als den Mindestlohn. „Es ist wie ein Zahnrad, Preise steigen, Gehälter müssen steigen“, fährt Balcioglu fort.

Athanasios Bantolas vom Restaurant Zuma sieht kein Problem in der Erhöhung des Mindestlohns.
Athanasios Bantolas vom Restaurant Zuma sieht kein Problem in der Erhöhung des Mindestlohns. | Bild: Dominik Zahorka

Dieser Meinung ist auch Athanasios Bantolas, Inhaber des Restaurant Zuma in der Villinger Altstadt: „Ich finde die Erhöhung durchaus berechtigt. Trotzdem wird am Ende der Kunde wieder der Leidtragende sein, der einfach noch mehr bezahlen muss“, sagt der Gastronom.

Eine gestaffelte Anhebung des Mindestlohnes hätte er allerdings eher begrüßt, als den Sprunghaften Anstieg auf zwölf Euro. Verständnis für jammernde Arbeitgeber habe er aber trotzdem nicht: „Nein, das ruiniert einen Arbeitgeber nicht und hilft den Arbeitnehmern momentan“, ist er sich sicher.

Silke Lopes vom Unverpacktladen Fußabdruck freut sich für die Arbeitnehmer.
Silke Lopes vom Unverpacktladen Fußabdruck freut sich für die Arbeitnehmer. | Bild: Dominik Zahorka

Silke Lopes ist Betreiberin des Unverpacktladen „Fußabdruck“ in der Villinger Innenstadt. „Wir arbeiten ausschließlich mit Minijobbern und ich freue mich, dass die Löhne jetzt angeglichen werden“, sagt sie. Sie bezahle ohnehin mehr als den momentanen Mindestlohn, hoffe aber dass die Arbeitszeit von zehn Stunden wöchentlich für die Arbeitskräfte noch möglich sein werde: „Wenn es nicht mindestens zehn Stunden wöchentlich sind, lohnt es sich weder für Arbeitgeber noch Arbeitnehmer.“ Solange diese Balance im Minijob-Bereich gehalten werden könne, hätten aber alle etwas davon.

Übrigens: Der SÜDKURIER hatte versucht, mit weiteren Menschen über das Thema Mindestlohn zu sprechen. So auch am Mittwoch um neun Uhr, als auf dem Münsterplatz die Lebensmittelhändler ihre Marktstände aufbauen und sich treffen, ehe der große Ansturm auf die frischen Lebensmittel beginnt. Die Stimmung kippt, sobald das Thema Mindestlohn angesprochen wird. Jeder der anwesenden Landwirte und Hofbetreiber hat eine Meinung zum Thema, meist gegen den Mindestlohn, doch mit seinem Namen will keiner dafür stehen.