Im allgemeinen Mangel an Fachkräften zeichnen sich gerade für das regionale Fleischerhandwerk immer größere Probleme ab. Für die Verantwortlichen in Politik, Handwerk und Bildung ist klar, dass es höchste Zeit ist, dieses Problemfeld gemeinsam mit neuen Ideen anzugehen.
Der gemeinsame Tenor: Wenn das alles erst einmal weg sei, komme es auch nicht mehr zurück. Es sei wichtig, dem massiv entgegen zu steuern. So haben Vertreter des Landkreises, der Handwerkskammer, der Fleischer-Innung und des Handels gemeinsam Ideen gesammelt. Und jetzt im Resultat eine Erklärung und Kooperationsvereinbarung zur Ausbildung im Fleischerhandwerk unterzeichnet.
Teufelskreis in der Ausbildung droht
Auf eines der zentralen Probleme verweist Landrat Sven Hinterseh: Die Ausbildungsklassen werden bei sinkender Nachfrage nach einer Fleischerausbildung immer kleiner. Dadurch könnte das Land gezwungen sein, die Berufsausbildung von den Landkreisen auf nur noch einen Standort in den Regierungsbezirken zu konzentrieren.

Aber genau das wäre wohl der Todesstoß für den Handwerkszweig in der Region. Denn viele der Schulabgänger im Alter von 15 bis 16 Jahren würden weite Reisen etwa zur Berufsschule nach Freiburg oder anderen entfernten Orten einfach nicht mehr auf sich nehmen wollen und können. Da waren sich vor allem die Vertreter der Innung und der Berufsschulen einig.
Kurze Wege zur Ausbildung entscheidend
Handwerkskammerpräsident Werner Rottler hat bereits die Erfahrung gemacht, dass kurze Wege zur Ausbildung für viele Jugendliche einer der entscheidenden Faktoren für ihre Berufswahl sind.
Dabei habe das Berufsfeld gute Perspektiven. Rottler sieht ein zunehmendes Interesse der Verbraucher rund um die Themen Tierwohl, Regionalität und Ernährungsbewusstsein. Das Fleischerhandwerk sei sehr breit und vielfältig aufgestellt. Und das gelte es jetzt verstärkt zu bewerben.
Hohe Ausbildungsvergütung lockt
Derzeit werden im Schwarzwald-Baar-Kreis noch 17 Lehrlinge an der Gewerbeschule in Schwenningen ausgebildet, die allesamt aus Familienbetrieben in der Region kommen. Was auch angesprochen wurde: Das Fleischerhandwerk rangiere an dritter Stelle in der Ausbildungsvergütungen und biete attraktive Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten.

Unterstützung finden die Handwerker in der Politik. Für die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Martina Braun etwa ist es unabdingbar, das Thema Regionalität und Nachhaltigkeit auch in der Ausbildung junger Menschen eine hohe Priorität haben müsse.
Metzgerhandwerk als Teil der Kultur
So sieht das auch Landesinnungsmeister Joachim Lederer aus Lörrach: „Unser Handwerk ist Teil unserer Kultur. Und unsere Dörfer und Innenstädte veröden immer mehr, wenn es irgendwann kaum noch einen Metzger am Ort gibt.“

Im Rahmen der gemeinsamen Kooperationsvereinbarung wurden nun viele Ideen ausformuliert und deren Umsetzung vereinbart werden. Darunter sind Themen wie ein verstärkter Auftritt auf Messen und bei Schulabgangsklassen, ergänzt durch regionale Betriebstouren und mehr Praktika und Azubi-Speed-Datings. Auch auf den Social-Media-Kanälen will man verstärkt Jugendliche ansprechen.