In Niedereschach ist es längst als Geisterhaus bekannt: Ein seit Jahren unbewohntes Gebäude an der Dauchinger Straße. Seit vielen Jahren gammelt das Haus Nummer 11, sehr zum Unwillen vieler Niedereschacher Bürger und vor allem auch der Anwohner an der Dauchinger Straße, vor sich hin. Und Abhilfe ist nicht in Sicht, wie sich aktuell beim Frauengespräch mit Bürgermeister Martin Ragg zeigte.
Eine fast unendliche Geschichte
Als „Schandfleck“ für die Gemeinde bezeichneten die Niedereschacher Frauen das Gebäude in ihrem Treffen. Obwohl die Gemeinde bereits mehrfach den auswärts wohnenden Eigentümer kontaktiert und auch das Baurechtsamt eingeschaltet hat, wird die Angelegenheit wohl zu einer schier unendlichen Geschichte, stellte der Rathauschef klar.
Die Gemeinde habe das Gebäude sogar schon kaufen wollen, doch der Eigentümer habe klar erklärt, dass er nicht verkaufen wolle und demzufolge auch kein Kaufangebot der Gemeinde wünsche. Er wolle das Haus bald renovieren. Trotz dieser Zusicherung habe sich aber bislang nichts getan und aktuell deute auch nichts darauf hin, dass sich etwas tue.
Gemeinde hat kaum Möglichkeiten
Im Moment sei es so, dass die Baurechtsbehörde dem Eigentümer einige Auflagen erteilt und zur Umsetzung eine Frist gesetzt habe. „Wir sind gespannt, ob der Eigentümer jetzt mal was macht“, so Ragg. Gleichzeitig verwies er darauf, dass mit Blick auf das Eigentumsrecht die Gemeinde nur die Möglichkeit habe, das Gebäude zu kaufen. Das gehe aber nur, wenn der Eigentümer dazu bereit ist. Die ganze Situation sei ärgerlich. Die Gemeinde versuche, auch unter Einschaltung des Baurechtsamtes weiter Druck auszuüben, verbunden mit der Hoffnung, dass es endlich einmal ein Ergebnis gebe.
Dass das Haus mit seinen bröckelnden Fassaden, dem seit gefühlt ewigen Zeiten stehenden Baugerüst, den Absperrgittern und den vom Wind zerfetzten Plastikfahnen inzwischen in die Annalen des Ortes eingegangen ist, ist somit nicht verwunderlich.
Hat sich doch bereits im Frühjahr vor zwei Jahren die bildende Künstlerin und Schriftstellerin Doris Benz der Sache angenommen und sich mit einer Moritat, die in der Regel ja eine schauerliche Geschichte zum Inhalt hat, diesem Schandfleck gewidmet. Sie hat das Geisterhaus in ihrer Erzählung zu einem zentralen Schauplatz einer grusligen Geschichte gemacht.
Auch die Geschichte des Hauses bleibt dabei nicht außen vor, seinen Auftritt bekommt sogar der den älteren Bürgern im Ort noch gut bekannte Schuhmacher Adolf Glatz, der zeitlebens seine originelle Schuhmacherwerkstatt und sein Schaufenster in besagtem Haus direkt an der Dauchinger Straße hatte.
„Er fordert ein, sein Eigentum, sein Lebenswerk als De-um-die Werkstatt, die posthum, vermacht wurd‘ dem Museum – dass so verkommen nun sein Haus, den Schuster grämt es übel, mit Lederriemen teilt er aus“, heißt es in der von Doris Benz verfassten Moritat.