Alexander Hämmerling

Fachkräfte aus dem Ausland für den deutschen Arbeitsmarkt werben und das heimische Potenzial optimal mobilisieren: Mit diesem Vorhaben sind die Initiativen Fachkräfteallianz Gewinnerregion und Welcome Center Gewinnerregion vor knapp zwei Jahren auch in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg an den Start gegangen. Die Träger und federführenden Organisationen haben nun für das Jahr 2015 Bilanz gezogen.

Dabei ging es unter anderem um die Integration von Flüchtlingen in den regionalen Arbeitsmarkt. Generell hieß, dass derzeit keine belastbaren Zahlen über die Integration dieser Personengruppe in den Arbeitsmarkt vorgelegt werden können. Joachim Schmider, Leiter des Referats für Fachkräftesicherung im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, stellte aber fest, dass Baden-Württemberg rund 300 000 Menschen dieser Zuwanderergruppe im Jahr 2015 aufgenommen habe. Über deren formalen Berufs- oder Schulabschluss lägen noch keine vollständigen Zahlen vor. Aber Kompetenzfeststellungen, Qualifikationsanalysen und Sprachförderungen liefen auf Hochtouren.

Der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwarzwald-Baar-Heuberg, Heinz-Rudi Link, ging bei seinen Äußerungen einen Schritt weiter: „Der jetzige Zuzug von Flüchtlingen wird unser Fachkräfteproblem innerhalb der nächste fünf bis zehn Jahre nicht lösen.“

  • Doch nicht nur die aktuell mangelnde Qualifikation vieler Flüchtlinge für den regionalen Arbeitsmarkt bieten wenig Aussichten auf dauerhafte Abhilfe gegen den Fachkräftemangel. Es kommen weitere Faktoren hinzu: Ab etwa 2020 rolle eine Pensionierungswelle auf die Region zu, hieß es gestern. Grund sei der aktuell hohe Anteil von etwa 65 000 Menschen über 50 Jahren unter den versicherungspflichtigen Arbeitnehmern bei rund 200 000 Arbeitnehmern insgesamt. Durchwegs sind Techniker, Mechatroniker, Elektro-, Informatik-, und Kunststoffingenieure, aber auch psychisch belastende Berufssparten wie im Pflegebereich gefragt.

Und so bleiben Zuwanderer doch ein interessantes Thema für die zahlreichen kleinen und mittelständischen Unternehmen, an die sich die Initiativen der Gewinnerregion vorwiegend richten. Die Fachkräfteallianz zählte etwa bei einer entsprechenden Info-Veranstaltung zur Beschäftigung von Flüchtlingen am 11. November 260 Teilnehmer, überwiegend Unternehmer. Zudem gibt es positive Zahlen der Fachkräfteallianz zu aktiv geworbenen Ausbildungs- und Arbeitsverhältnissen aus dem Ausland. Im September 2014 wurden 20 Auszubildende in Spanien geworben. Davon seien heute acht in der Region und drei weitere in der ganzen Republik – auch bereits in Beschäftigungsverhältnissen - vertraglich gebunden. Zusammen mit dem Welcome Center arbeite man auch an intensiven Maßnahmen zum Halten von ausländischen Fachkräften in der Region.

 

Die Initiativen

Organisation: Die Initiativen Fachkräfteallianz Gewinnerregion sowie Welcome Center Gewinnerregion sind seit September 2013, beziehungsweise Januar 2014 Einrichtungen der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg. Mit Zuschüssen des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft in Baden-Württemberg haben alle zwölf Regionen im Land nunmehr eine Koordinierungsstelle für die Fachkräfteallianz, zehn Regionen haben ein Welcome Center.

Fachkräfteallianz: Themen der Fachkräfteallianz mit ihren 13 Partnern sind unter anderem die Erwerbstätigkeit von Frauen und älteren Personen, ferner gezielte Zuwanderung und auch die Integration von Asylbewerbern. Beteiligt sind unter anderem das Land, Arbeitsagentur, Südwestmetall, IHK, Handwerkskammer und Gewerkschaften.

Welcome Center: Das Welcome Center mit seinen momentan 34 Förderpartnern berät unentgeltlich Zuwanderer. Rat gibt es auch für Unternehmen bei Anwerbung von und Zusammenarbeit mit ausländischen Fachkräften. (häm)