Eine Heimat fürs Leben würde man wohl eher einem Hausbesitzer zuschreiben. Doch dies gilt mittlerweile auch für die Bewohner des Hauses Lebensheimat in Reiselfingen. Ein Haus für Menschen mit geistiger Behinderung, welches auch dem gesellschaftlichen Wandel unterliegt, ebenso der Veränderung der Bewohner.
- Neue Herausforderungen: Die demografische Entwicklung mit einer stetigen Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung betrifft auch die Bewohner des Hauses Lebensheimat. Eine zusätzliche Herausforderung, der sich Heimleiterin Rita Bernhart-Männlin, mit ihrem Team stellt. So ist das Wohn- und Therapieheim für geistig- und mehrfachbehinderte Bewohner einem stetigen Wandel unterworfen. Die Bewohner bedürfen neben der Pflege, Therapie, Betreuung und Förderung immer mehr auch dem erhöhten Pflegebedarf, der im Zusammenhang mit dem Alterungsprozess steht. Als nächstes wird das Bundesteilhabegesetz zusammen mit den Behörden und den Eltern und Familien der Bewohner erarbeitet und umgesetzt werden.
- Heimat fürs Leben: "Von den 52 Bewohnern leben in der Zwischenzeit zehn über zehn Jahre in Reiselfingen, für Nunzia Brullo, Annette Zimmermann und Günter Link ist das Haus Lebensheimat seit 30 Jahren Heimat fürs Leben", erklärt Rita Bernhart-Männlin. Mit dem zunehmendem Alter der Bewohner befasst sich das Team regelmäßig, denn nicht nur der körperlichen Veränderungen wird nun zusätzlich Rechnung getragen, sondern auch sich verändernden Gewohnheiten und Wünschen der Bewohner. Angefangen von der Barrierefreiheit, über die Gestaltung der Zimmer bis zu den Therapieangeboten reichen die Veränderungen.

- Hohe Nachfrage: Das Haus Lebensheimat braucht keine Zukunftssorgen zu haben. Es bestehe eine große Nachfrage, auch in Sachen Kurzzeitpflege, wie die Heimleitrein informierte. Letztere sei im Rahmen der Verhinderungspflege möglich.
- Beschäftigungstherapie: Seit ein paar Monaten ist die Werkstatt vom alten Postgebäude nun zu IMS Connector-Systems in die Löffinger Talstraße umgezogen. In den beiden Räumen werden die 13 Bewohner in den zwei Gruppen von drei Mitarbeitern betreut. "Hier werden vor allem die überall so beliebten Holzanzünder gefertigt", informiert Janos Botos, der die Werkstadt vor 36 Jahren aufgebaut hat. Auch der Laden ist hier untergebracht. "Hier werden Holzartikel, aber auch Bastelarbeiten, Arbeiten aus Stein oder auch Likör, Essig oder Kerzen verkauft", so der Leiter der Tagesstruktur, Carsten Keßler. Es war schon eine Meisterleistung von der alten Post, seit April 2013 war man dort untergebracht, umzuziehen. "Bis Ende des Jahrs wird sich entscheiden, wie es weitergeht", informiert Rita Bernart-Männlin.
- Herbstfest: Es sind Feste, Ausflüge oder andere Veranstaltungen, welche die Bewohner des Hauses Lebensheimat so lieben. Beim Herbstfest jüngst kamen nicht nur die Bewohner, sondern auch deren Familie und Freunde, so dass der Aufenthaltsraum mit knapp 100 Personen voll besetzt war. Rita Bernhart-Männlin hatte dieses Fest genutzt, die langjährigen Bewohner auszuzeichnen. 14 Bewohner standen auf der Liste, darunter sechs, die länger als 20 Jahre in Reiselfingen eine neue Heimat gefunden haben. Dabei wurde auch Musik gemacht. Sabine Hasenkamp musizierte mit der Blockflöte und Bernhard Lickter mit seinem Akkordeon.
Lebensheimat
1964 wurde der Verein Lebensheimat gegründet. 1965 wurde das erste Heim in Görwihl mit zehn Bewohnern eröffnet, 1972 zog man nach Reiselfingen, 1978 wurde das zweite Haus erworben, 1986 und 1998 mit Neubauten erweitert. Ein Wohn- und Therapieheim für derzeit 52 geistig- und mehrfachbehinderte Erwachsene mit Tagesstruktur. 2012 wurde in Löffingen mit dem Haus Warth und vor zwölf Jahren in Dittishauesn im ehemaligen Schwarzwälder Hof das Angebot mit Außenwohngruppe und betreutes Wohnen erweitert. (pb)