Franz Dreyer

Für Leipferdingen war es damals geradezu eine Sensation: Auf der Anhöhe oberhalb des Ortes, an der Kreisstraße nach Stetten, wurde im Jahr 2013 ein Kinofilm gedreht. Produziert wurden die wesentlichen Szenen für den Film „Mein Bruder Robert“. Im Januar 2014 war die letzte Klappe für das Filmprodukt gefallen. Der Regisseur und Produzent Philip Gröning verabschiedete sich damals von Ortsvorsteher Jürgen Keller und überreichte ihm als Dank für die von Leipferdingen erhaltene Unterstützung die Klappe "Ende MBR“ (Mein Bruder Robert). Er kündigte an, der Film werde im nächsten Jahr in den Kinos zu sehen sein.

Seitdem hatte man von dem Filmprojekt nichts mehr gehört. Es war geradezu aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeit verschwunden. Kaum jemand glaubte noch daran, den Film jemals erleben zu können.

Doch nach fünf Jahren kommt nun die Überraschung. Jetzt kann Ortsvorsteher Keller, was viele nicht mehr für möglich hielten, berichten, dass der Film inzwischen doch fertig geworden ist. Der Titel lautet nun endgültig: „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ .Der Film hat einen Verleih gefunden, der Grönings Werk in diesem Jahr in die Kinos bringen will. "Mehr noch, der Film geht auf der am 15. Februar im Festivalpalast am Potsdamer Platz beginnenden diesjährigen Berlinale in den weltweiten Wettbewerb um den Goldenen Bären", informierte Keller.

Für Kenner der Szenerie ist es nichts Besonderes, dass das Zustandekommen eines Filmes, mit dem man in den Kinos hohe Besucherzahlen und Auszeichnungen erhalten will, oft Jahre dauert. Der Film erzählt von den Zwillingen Elena und Robert, die viel Zeit in einer Tankstelle verbrachten und eine unmoralische Wette eingehen: Bevor sie ihr Abitur schreibt, will Elena mit einem Mann schlafen – egal mit welchem. Sollte sie verlieren, winkt für Robert das Auto. Was als pure Provokation beginnt, wird aber schnell ernst. Der Filminhalt ist keine Liebesgeschichte, sondern eigentlich ein Drama. Hauptdarsteller sind Julia Zange als intelligente Elena und der von ihr als blöd und dumm bezeichnete Bruder Robert, gespielt von Josef Mattes. Julia Zange war in anderen Filmen schon Autorin. Der Schauspieler Josef Mattes wirkte bereits in zahlreichen Filmen mit.

Die ersten Überlegungen für das Projekt gehen bereits auf das Jahr 2007 zurück. Lange hat Gröning in Süddeutschland nach einem passenden Umfeld für die Produktion in Form einer einsamen Landschaft mit weitem Blick, Feldern und Windräder gesucht und dieses schließlich in Leipferdingen gefunden. Er ließ am Drehort 2011/12 originalgetreu eine Tankstelle errichten, die längst wieder zurückgebaut wurde. Durch eine Erkrankung der Szenenbildnerin konnten die Aufnahmen erst 2013 erfolgen.

Positiv fand der Regisseur die ihm in Leipferdingen zu Teil gewordene Unterstützung, insbesondere auch durch die Landwirte, die mit der Aberntung der Felder um die Produktionsstätte auf die Wünsche des Produzenten Rücksicht nahmen. Ortsvorsteher Jürgen Keller hofft nun, dass Gröning sein Versprechen einhält und in Leipferdingen eine Sondervorstellung des Filmes bietet.

Zur Person

Philip Gröning ist ein bekannter Produzent und Regisseur. Der Filmemacher wurde am 7. April 1959 in Düsseldorf geboren. Nach dem Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen in München gründete er 1986 eine eigene Produktionsfirma. Er ist Professor an der internationalen Filmschule Köln. Philip Gröning ist zudem Mitglied mehrerer nationaler und europäischer Filmakademien und gehört mehreren Fachjurys an. Für eine ganze Anzahl seiner Filme hat der Regisseur schon Auszeichnungen und Preise erhalten. (wf)