Einsteigen, aussteigen, etwas anschauen und gleich wieder weiterfahren. Das ist das Prinzip der Hop-on/Hop-off-Busse. Es stammt aus dem Tourismusbereich und hat sich bei Stadtrundrundfahrten etabliert. Ein solches Konzept soll auf Wunsch der GUB-Fraktion auch in Donaueschingen umgesetzt werden. Allerdings nicht für Touristen, sondern für Menschen, die mit dem Bus ihren Alltag bewältigen.
Linienverkehr soll aus der Stadt
Kontrovers diskutiert wurde im Mobilitätsausschuss des Stadtrates der Vorschlag der GUB-Fraktion, mit Hop-on/Hop-off-Bussen die Innenstadt frei von den Bussen des Linienverkehrs zu machen.
Konkret sieht das Konzept eine Busverbindung vor, die im 15-Minuten-Takt vom Bahnhof in Richtung Karlstraße und zurück fährt. Da die Verbindung vom Bahnhof in Richtung Karlstraße bereits durch die Stadtbuslinie 3 alle 30 Minuten abgedeckt ist, müsste der zusätzliche kleinere Bus alle 30 Minuten zeitversetzt zu dieser Linie fahren.
Da nach Meinung der Fraktion am Samstag und Sonntag der 30-Minuten-Takt der Linie 3 ausreicht, soll der „Hop-On/Hop-off“-Bus montags bis freitags von 8 Uhr bis 18 Uhr eingesetzt werden und auch in den Schulferien fahren.
Zusätzliche Haltestellen vorgesehen
Neben den Haltestellen der Linie 3 soll der neue Bus eine zusätzliche Bushaltestelle an der Stadtkirche/Donauquelle/Orangerie erhalten, eventuell eine weitere Haltestelle soll an der Schellenbergbrücke eingerichtet werden.
Preislich sollen die Konditionen der Donaubuslinien innerhalb von Donaueschingen übernommen werde. Konkret kostet das Einzelticket 1,50 Euro für Erwachsene und ein Euro für Kinder.
Ein solcher Bus soll permanent auf einem Rundkurs unterwegs sein. Dieser führt vom Busbahnhof über die Josefstraße an der Stadtkirche vorbei auf die Karlstraße und die Käferstraße entlang und zum Busbahnhof. Geplant sind acht Haltestellen.
Im Gegenzug sollen Überlandbusse ausschließlich den Busbahnhof anfahren. Deren Fahrgäste können dort in den „Hop-on/Hop-off“-Bus umsteigen, um an verschiedene Punkte wie die Innenstadt, Donauquelle, Rathaus oder Sparkasse zu erreichen. Im ursprünglichen Antrag von 2020 sprach die GUB von 105 Überlandbussen, die dann nicht mehr durch die Innenstadt fahren würden.
GUB-Fraktionssprecher Marcus Milbradt begründete die Entscheidung, schon früh im Jahr dieses Konzept auf die Tagesordnung des Mobilitätsausschusses des Gemeinderats zu bringen: „Wir möchten dem Landratsamt jetzt schon ein Signal geben, so etwas in Erwägung zu ziehen. „Nicht, dass man im Herbst zu spät dran ist, solche Überlegungen in Erwägung zu ziehen, um die großen Linienbusse aus der Stadt heraus zu bekommen“, sagte er.

„Das hat mit dem Landratsamt nichts zu tun“, stellte auch OB Erik Pauly klar. “Für den Stadtbus sind wir zuständig. Und wenn wir einen zusätzlichen Bus wollen, müssen wir ihn auch bezahlen“. Allerdings stehe man mit dem Dienstleister Verkehrsgesellschaft Bregtal in einem festen Vertragsverhältnis, eine Änderung sei in der laufenden Vertragszeit nicht hinzubekommen. Dieser Vertrag läuft 2027 aus, deshalb müsse man spätestens ein Jahr vorher in Verhandlungen treten, fügte Ordnungsamtsleiter Andreas Dereck hinzu.

Deshalb müsse man bald anfangen, darüber nachzudenken, was man möchte und wie es weitergehen solle. Deshalb schlage die Verwaltung vor, diesen Punkt wohlwollend in diese Neudiskussion aufzunehmen, so OB Pauly. Er selbst finde diese „kleine Schleife“ eine „charmante Idee“, um mehr Verkehr aus der Stadt herauszubringen.
Künftig müssen Elektrobusse angeschafft werden
Dabei türme sich eine weitere Hürde auf: Im Zusammenhang mit der Neuausschreibung informierte Pauly, dass diese zukünftig mit Elektrobussen erfolgen müsse. Die seien teurer, eine Infrastruktur fehle bisher.
Martin Lienhard (CDU) sah in dem Bestreben, die Überlandbusse aus der Karlstraße zu nehmen, einen weitgehenden Konsens. Allerdings verursache ein Hop-on/Hop-off-Bus Kosten. Man müsse sich Gedanken machen, ob höhere Nutzerzahlen hier eine dagegen stünden. Hier müsse man sich Expertenrat einholen.
Ideen der Fraktionen in Bezug auf Innovationen beim Stadtbus, erinnerte Michael Blaurock von den Grünen: „Diese Ideen muss man bündeln und das Thema möglichst schon nach der Wahl im Herbst in Angriff nehmen.“

Diesen Innovationen solle man sich stellen und sich nicht hinter dem erst 2027 ablaufenden Vertrag zu verstecken. Das Konzept müsse in einer älter werdenden Gesellschaft behindertengerecht sein. Der Hop-on/Hop-off-Bus bedeute zusätzliches Umsteigen merkte Blaurock kritisch an.
Die SPD-Diskussion über den Bus habe unterschiedliche Meinungen ergeben, sagte Martina Wiemer. Doch in einem Punkt sei man sich einig: Solange der Individualverkehr ungehindert und kostenlos überall in der Karlstraße parken könne, gäbe es keine Zustimmung für diesen Bus.

„Es ist eine Unverschämtheit, dass man jemanden umsteigen lässt in einen kleinen Bus und jedes Auto vor jedem Geschäft parken kann. Das geht gar nicht!“ wetterte Martina Wiemer. Außerdem werde damit das Hüsler-Konzept, das gut funktioniere, außer Kraft gesetzt. OB Pauly sah das anders. Der Bus sei eine Ergänzung zu den drei Linien.
Michael Klotzbücher von der FDP/FW-Fraktion kommentierte, es hänge von den überregionalen Bussen ab, ob man die wirklich, aus der Innenstadt heraus bekommt. Es sei überdies sehr fraglich, ob man sich dieses zusätzliche Angebot das leisten könne.
Der Behindertenbeauftragte Manfred Kempter mahnte an, dass viele Bushaltestellen nur einseitig barrierefrei seien.
Man einigte sich schließlich darauf, dass der Antrag der GUB-Fraktion im Zusammenhang der Gesamtüberlegungen zum Stadtbus berücksichtigt werden soll.