Es könnte so schön sein: Man reserviert sich einen Tisch im Restaurant, verbringt eine schöne Zeit mit gutem Essen und geht zufrieden wieder nach Hause. Doch es gibt eine Unsitte, die augenscheinlich immer häufiger vorkommt. Reservieren und nicht kommen.

Die sogenannten „No-Shows“, übersetzt in etwa „die, die nicht auftauchen“, sind in der Branche schon länger ein Thema. Das bestätigen auch zwei Betriebe vor Ort und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Baden-Württemberg.

Ausfälle kommen immer wieder vor

In größeren Städten gibt es Restaurants, die dafür eine Ausfallgebühr verlangen. Vorher muss man beispielsweise seine Kreditkartendaten hinterlegen, damit dem Restaurant das Geld nicht verloren geht. Gibt es sowas auch im eher ländlichen Raum auf der Baar?

Johannes Dury, Junior-Chef des Hotel Restaurant Lindenhof in Bräunlingen. Das Bild ist im Januar entstanden.
Johannes Dury, Junior-Chef des Hotel Restaurant Lindenhof in Bräunlingen. Das Bild ist im Januar entstanden. | Bild: Ganter, Patrick

Ja, das kommt schon mal vor, sagt Johannes Dury, Junior-Chef vom Hotel Restaurant Lindenhof in Bräunlingen. „Aber es ist kein Riesenproblem für uns“, sagt er. „Es ärgert einen aber schon“, wie er hinzufügt.

Etwa ein Mal im Monat passiere so etwas. In manchen Zeiten auch etwas seltener, sagt Dury.

Der finanzielle Schaden lässt sich, trotz des Ärgers, meistens begrenzen. „Es ist eher unwahrscheinlich, dass das gerade einem Tag passiert, an dem alle Tisch belegt wären“, sagt Dury. So wäre der Tisch dann meist so oder so leer geblieben, mit oder ohne Reservierung.

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Wachsendes Problem

„Das nimmt immer mehr zu“, sagt Alexander Aisenbrey, Geschäftsführer des Öschberghofs, der für den Hotelbetrieb und mehrere Restaurants verantwortlich ist. Und er glaubt auch, den Grund zu kennen. „Das liegt am fehlenden Verantwortungsbewusstsein“, sagt Aisenbrey.

Reservierungen, die nicht wahrgenommen werden, gebe es im Restaurant Hexenweiher und der Öventhütte täglich. Dort sei das aber zu kompensieren, weil sich das meistens durch spontan kommende Gäste auffangen lasse.

Viel ärgerlich sei das im Gourmet-Restaurant „Ösch noir“. Und dort hat eine nicht wahrgenommene Reservierung auch Konsequenzen. „Wir verlangen dort eine Stornogebühr“, sagt Aisenbrey.

Das sei etwa zwei bis drei Mal im Monat nötig. Denn bei nur 35 Plätzen sei der finanzielle Schaden durch nicht verkaufte Speisen und Getränke ohne diese Gebühr zu groß. Und gerade in der gehobenen Gastronomie muss vergleichsweise viel Personal eingesetzt werden, um besondere Gerichte zuzubereiten, und das mit oft teuren Zutaten – das verursacht entsprechende Kosten.

Gehäuft zur Weihnachtszeit

Ganz extrem sei es im Öschberghof rund um die Weihnachtszeit gewesen. Teilweise hätten auch größere Gruppen einen Tisch reserviert und seien dann nicht aufgetaucht.

Öschberghof-Geschäftsführer Alexander Aisenbrey.
Öschberghof-Geschäftsführer Alexander Aisenbrey. | Bild: JENNER-EGBERTS Foto+Film

Oft kommt auch vor, wie Aisenbrey sagt, dass man sich in zwei oder drei Restaurants etwas reserviert, um dann am eigentlichen Termin noch auswählen zu können. Natürlich ohne ein Gespür dafür, was das für die Gastronomie-Betriebe bedeutet.

Drohungen nehmen zu

Eine Stornogebühr gibt es auch, wenn man ein Hotelzimmer gebucht hat, dann aber nicht erscheint. Denn das frei gehaltene Zimmer könne man nicht mehr vergeben. Immer häufiger würden Menschen bei den Stornogebühren auch ausfällig. „Sie werden beschimpft und bedroht“, sagt Aisenbrey.

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Die Leute drohen mit schlechten Bewertungen im Internet oder mit schlechter Mundpropaganda und schreiben entsprechend wenig freundliche E-Mails, wie der Geschäftsführer sagt. Das sei besonders ärgerlich. Spätestens bei Drohgebärden sei natürlich eine Grenze überschritten.