Donaueschingen – Zum Holzwurm kommt der Hausschwamm: Beide haben zwei Dinge gemeinsam. Sie zerstören Holz und sie sind in der Neudinger Gnadentalkapelle zu finden. Während der Förderverein zur Erhaltung der Gnadentalkapelle Neudingen rührig Spenden sammelt, um die Innenausstattung des Kleinods sanieren zu können, fällt der Hausschwamm in die Zuständigkeit der Stadtverwaltung. 300 000 Euro wurden für die Beseitigung des holzzerstörenden Pilzes im städtischen Haushalt für das Jahr 2018 vorgesehen.
Dass im einen Fall die Stadt Donaueschingen verantwortlich ist und im anderen Fall der Förderverein sich engagiert, liegt in der Historie der kleinen Kapelle begründet. Ursprünglich im Besitz des Fürstenhauses, wechselte die Gnadentalkapelle 1956 den Besitzer. Anlass war ein Grundstückstausch zwischen der damals noch selbstständigen Gemeinde Neudingen und dem Fürstenhaus: Die Gnadentalkapelle gegen das Kapleinhaus bei der Gruft lautet das Tauschgeschäft damals. Mit der Eingemeindung Neudingens übernahm so die Stadt Donaueschingen die Bauunterhaltungspflicht und muss so für den Holzschwamm, der sich im Dachstuhl der Kapelle ausgebreitet hat, und die dadurch entstandenen Schäden aufkommen. Das Mobiliar hingegen gehört nicht zum Gebäude und fällt somit auch nicht unter die Unterhaltspflicht der Stadt.
Dass der Hausschwamm entdeckt wurde, ist eigentlich eher Zufall: Andreas Beck vom Bauamt hatte einen Termin in der Kapelle. Eigentlich war er nur in beratender Funktion vor Ort, schließlich ist Beck im Donaueschinger Rathaus auch für den Denkmalschutz verantwortlich. Er entdeckte den Hausschwamm und sofort war ihm klar: Das muss geprüft werden. Der Gutachter – Rolf Hummel aus Heiligenberg ist spezialisiert auf Holzbauwerke – gab die Bestätigung: „Es ist der Hausschwamm – sogar der echte Hausschwamm“, sagt Stadtbaumeister Heinz Bunse und sein Kollege Christian Unkel, Sachgebietsleiter Hochbau und Gebäudemanagement, fügt hinzu: „Große Teile des Gebälks im Dachstuhl der Kapelle sind betroffen.“

Im Stadtbauamt hat man bereits Erfahrungen mit dem Holzschwamm gesammelt: So war auch schon der Erker des Wolterdinger Rathauses betroffen. Damals war das ganze Holzwerk durchsetzt, denn: „Den echten Holzschwamm sieht man leider erst, wenn er schon da ist und dann hat man die Schäden bereits“, erklärt Unkel.
Handlungsbedarf ist in Neudingen geboten: Denn wenn nichts gegen die Ausbreitung des Hausschwamms gemacht wird, würde der Pilz das Dachgebälk weiterhin zersetzen. „Wenn wir nichts machen würden, dann wäre die Gnadentalkapelle irgendwann einsturzgefährdet“, erklärt Unkel. Und so soll dann 2018 der Holzschwamm beseitigt werden. Eine Gesundheitsgefährdung bestünde in dieser Zeit allerdings nicht: Denn zum einen wäre der Holzschwammbefall weit oben im Dach, zum anderen sei er nicht zu verwechseln mit einem Schimmelbefall, dessen Sporen beim Einatmen gesundheitliche Probleme verursachen können.
Erst nach der Dachsanierung will dann der Förderverein das Holzwurm-Problem in Angriff nehmen: „Es macht keinen Sinn, den Holzwurm zu bekämpfen, wenn das Dach noch nicht saniert worden ist“, sagt Klaus Münzer, Ortsvorsteher und Vorsitzender des Fördervereins. Wenn dann die Arbeiten am Dach abgeschlossen sind, plant der Förderverein mit einer Begasung den Kampf gegen den Holzwurm. Für diese Aktion hat der Verein bereits genügend finanzielle Mittel gesammelt.
Das soll aber nicht heißen, dass damit die Arbeit abgeschlossen ist: „Uns wird es danach sicherlich nicht langweilig“, so der Neudinger Ortsvorsteher. Denn Arbeit gibt es noch viel: Ist der Holzwurm beseitigt, „dann geht’s ans Eingemachte“: Auf der rechten Seite sind die Holzbohlen durchgebrochen, die Altäre müssen saniert werden und auch der Gestühlboden muss erneuert werden. Zeit und Geld kann der Förderverein also noch jede Menge investieren: „Spenden können wir daher auf jeden Fall noch brauchen“, sagt der Vorsitzendes des Fördervereins.
Die Gnadentalkapelle
Die Gnadentalkapelle, einst zum Kloster „Auf Hof“ respektive „Maria Hof“ einverleibt, gehörte zu den Liegenschaften des Hauses Fürstenberg. Durch einen Grundstückstausch wechselte sie den Besitzer und ist nun im Eigentum der Kirche, währen die Stadt Donaueschingen mit der Eingemeindung von Neudingen auch die Gebäudeunterhaltspflicht für die Kapelle übernommen hat. Das heutige Aussehen erhielt sie wohl 1619 – darauf lässt eine Jahreszahl an der Außenkanzel schließen. Bereits 70 Jahre später musste die Kapelle saniert werden. Das betagte Gemäuer wurde dann 1853 auf den neusten Stand gebracht und 1871 wurden die Altare restauriert. In jüngster Zeit machte der Kapelle auch ins Gemäuer eindringende Feuchtigkeit zu schaffen, sodass 2014 von der Stadt die Außenentwässerung neu verlegt wurde. (jak)