Katharina Schaub

Sie alle erinnern sich noch deutlich an diesen Tag vor 30 Jahren. Auf der A 864 kommt es am 6. September 1992 zu einem schweren Busunfall. 21 Personen sterben. In der Nähe der Unfallstelle erinnert ein großes Holzkreuz an das Unglück.

Hier stehen Kreisbrandmeister Florian Vetter, Donaueschingens ehemalige Bürgermeister Bernhard Kaiser und Feuerwehrkommandant Gerd Wimmer, um einen Kranz niederzulegen. Jeder von ihnen verbindet ganz unterschiedliche Erinnerungen mit dem Busunfall. Eingeprägt haben sich diese aber bis heute.

Fahrer war übermüdet

„Das war einfach schrecklich“, sagt Bernhard Kaiser und fügt hinzu: „Dabei war es ein wunderschöner, sonniger Tag.“ Erst am Abend hat er von dem Unfall erfahren, mit den Einsatzkräften telefoniert und der Feuerwehr und das Ausmaß der Katastrophe begriffen. Der übermüdete Fahrer des Reisebusses war bei überhöhter Geschwindigkeit eingenickt. Der Bus kippte auf die Seite, eine Leitplanke riss die Flanke des Busses auf.

Gerd Wimmer, heute Kommandant der Donaueschinger Feuerwehr, war damals vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt war er 24 Jahre alt und als Feuerwehrmann auf dem Löschzug Retten Schwarzwald-Baar eingesetzt. Auf diesem Fahrzeug hielt er sich am Rande des Geschehens bereit, für den den Fall, das noch mehr Einsatzkräfte benötigt werden.

Feuerwehrkommandant Gerd Wimmer
Feuerwehrkommandant Gerd Wimmer | Bild: Katharina Schaub

150 Rettungskräfte von Polizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz waren damals im Einsatz, für Wimmer blieb es jedoch beim Warten. Die Szenerie prägte sich ihm dennoch ein. „Ich erinnere mich noch ganz deutlich an die Hubschrauber und die Schar an Menschen“, sagt er. „Und natürlich an den Eiswagen.“

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Schaulustige damals wie heute ein Problem

In der Ferne hatten sich nach dem damaligen Unglück zahlreiche Schaulustige versammelt. Sogar ein Eiswagen war vorgefahren und hatte die Gaffer mit Erfrischungen versorgt. Eine Erinnerung, bei der Wimmer nur den Kopf schütteln kann. Die Problematik mit Schaulustigen begleitet den Feuerwehrkommandanten nach wie vor. Die Donaueschinger Feuerwehr ist daher heute mit Sichtschutzwänden ausgestattet, die im Ernstfall aufgestellt werden können.

Kreisbrandmeister Florian Vetter, der ehemalige Bürgermeister Bernhard Kaiser und Feuerwehrkommandant Gerd Wimmer (von links).
Kreisbrandmeister Florian Vetter, der ehemalige Bürgermeister Bernhard Kaiser und Feuerwehrkommandant Gerd Wimmer (von links). | Bild: Katharina Schaub

Am 30. Jahrestag an das Unglück zu erinnern, lag Wimmer am Herzen. „Mir war wichtig, dass wir etwas machen. Dieses Ereignis war absolut nicht alltäglich“, sagt der Kommandant mit dem Kranz in der Hand. Behutsam platziert er ihn am Fuße des Holzkreuzes. Das befindet sich etwas entfernt von der eigentlichen Unfallstelle, nahe des Solarparks Aasen. Auf der Brücke, die zu dem Holzkreuz führt, wurden damals viele der Verletzte behandelt.

Kreisbrandmeister Florian Vetter, der ehemalige Bürgermeister Bernhard Kaiser und Feuerwehrkommandant Gerd Wimmer gedenken der 21 Toten.
Kreisbrandmeister Florian Vetter, der ehemalige Bürgermeister Bernhard Kaiser und Feuerwehrkommandant Gerd Wimmer gedenken der 21 Toten. | Bild: Katharina Schaub

Das sei auch eine der großen Schwierigkeiten bei Unfällen mit Bussen, erklärt Wimmer, der Einsatzkräfte zum Thema Bus- und Zugrettung ausbildet: Bei einem Busunfall gebe es in der Regel sehr viele Verletzte auf einmal. Das Busunglück in Donaueschingen wird bei Schulungen immer wieder als Beispiel besprochen. Vergleichbare Szenarien werden mit bis zu 50 Statisten geprobt.

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Und auch die Technik stellt die Feuerwehr vor Herausforderungen. Da sich die Konstruktion der Busse ändert sich immer wieder, sind immer wieder andere Rettungsgeräte nötig. Regelmäßiges Training ist daher besonders wichtig. Außerdem verlagere sich durch große Busunternehmen wieder mehr Verkehr von der Schiene auf die Straße, auch dadurch können sich Busunfälle häufen.

Psychologische Betreuung für Einsatzkräfte wird ausgebaut

Eine weitere Lehre aus dem Busunglück hat Kreisbrandmeister Florian Vetter gezogen. „Das Einprägsamste war, das wirklich alle sehr betroffen waren“, erinnert er sich. Zum Zeitpunkt des Unfalls war er erst zehn Jahre alt und gerade in die Jugendfeuerwehr eingetreten. Doch das hier etwas Schlimmes passiert ist, war ihm auch in diesem Alter schon klar.

„Der Einsatz bei dem Busunglück war traumatisch für viele Einsatzkräfte“, sagt Vetter. Er setzt sich daher unter anderem für spezielle Gesprächsangebote für Einsatzkräfte ein. Traumatisierte Rettungskräfte gelte es aufzufangen und zu begleiten, so der Kreisbrandmeister.

Zum 30. Jahrestages legen Vertreter der Feuerwehr einen Kranz ab.
Zum 30. Jahrestages legen Vertreter der Feuerwehr einen Kranz ab. | Bild: Katharina Schaub