Etwa 40 bis 50 Personen sind vor einigen Tagen im Saal des Amtsgerichts in Villingen. Hier findet eine Zwangsversteigerung eines Hauses samt Feld aus Bräunlingen statt. Nicht alle Besucher sind hier, um auch mitzubieten, sondern einfach, weil es sie offensichtlich interessiert, wie die Angelegenheit ausgeht. Das Thema ist in der Stadt kein neues. Immerhin geht es um eine Immobilie samt Grundstück und Feld, das sich an einer prägnanten Stelle im Stadtbild findet.

Über den Löwenkreisel ist das Haus in der Dögginger Straße 1 auch Teil der Stadteinfahrt. Die Stadt sieht das Gelände als große Chance, ...
Über den Löwenkreisel ist das Haus in der Dögginger Straße 1 auch Teil der Stadteinfahrt. Die Stadt sieht das Gelände als große Chance, am Eingangstor der Stadt etwas zu machen. | Bild: Simon, Guy

Es handelt sich dabei um das Gebäude in der Dögginger Straße 1. Das alte Haus befindet sich gegenüber der Bäckerei Schmid, zwischen Löwenkreisel und Stadthalle. Daneben murmelt der Brändbach. Das Haus steht mittlerweile schon geraume Zeit leer. Was einmal daraus werden sollte, beschäftigte die Stadt indes schon wesentlich länger. Jahre.

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„Es handelt sich dabei um ein 2300 Quadratmeter großes Grundstück am Eingangstor zur Stadt“, erklärt Bürgermeister Micha Bächle. Auch schon sein Vorgänger habe sich damit beschäftigt, ebenso der alte und der neue Gemeinderat. Bis vor Kurzem war das Gebäude noch im Besitz einer Erbengemeinschaft. Das hat sich mittlerweile geändert. Seit der Versteigerung.

Mehrere Interessenten

Im Villinger Amtsgericht geht es zu dieser Sache heiß her. Es gibt mehr als einen Interessenten für die Immobilie. Das Bietverfahren zieht sich so lange, dass sogar eine Pause eingelegt werden muss. Wer nach Stunden schließlich den Zuschlag bekommt: Die Stadt und Bäcker Joachim Schmid. Sie haben sich in einer Bietergemeinschaft gegen die anderen Interessenten durchgesetzt. Wie Bächle sagt, erfolge die offizielle Zuteilung von Haus und Grundstücken im Oktober, dann sei man der Eigentümer. Mit zum Gebäude gehört auch ein Feld mit einer Größe von etwa 15 000 Quadratmetern. Sind die Verhältnisse später geklärt, werde auch die Bietergemeinschaft wieder aufgelöst.

Bis zum Dachgiebel ist das Gebäude auf jener Seite zugewachsen, die an den Brändbach grenzt und direkt neben der Stadthalle liegt. Die ...
Bis zum Dachgiebel ist das Gebäude auf jener Seite zugewachsen, die an den Brändbach grenzt und direkt neben der Stadthalle liegt. Die neuen Besitzer haben auch schon einige Ideen, was dort entstehen könnte. | Bild: Simon, Guy

Was soll entstehen?

Was sind nun die Pläne von Stadt und Bäckerei für Gebäude und Grundstück? „Natürlich ist es uns mit Blick auf die Stadthalle wichtig, dass wir hier städtebaulich mitwirken können“, erklärt der Bürgermeister. Das Grundstück liege nun mal an einer gut sichtbaren Stelle im Bild von Bräunlingen. Hier biete sich eine Riesenchance mit der Fläche etwas zu entwickeln, das schließlich auch passe. Eben auch das ein Grund für die Stadt, hier mit als Bieter aufzutreten. Hätte ein Privat-Investor hier zugeschlagen und eine reine Wohnbebauung daraus gemacht – wie hätte das zukünftig mit der Stadthalle harmoniert, in der regelmäßig Veranstaltungen stattfinden?

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Grundkonzeption soll her

Für Stadt und Bäckerei sei es definitiv ein Gewinn, mit Vorteilen für beide Seiten: „Jetzt, wo wir das Grundstück haben, können wir an einer Grundkonzeption arbeiten. Darin soll dann schließlich genau festgelegt werden, was wir damit machen wollen. Wir müssen dann schauen, wie wir das umsetzen“, sagt Bächle. Ideen gibt es schon einige, davon auch welche, die im Gemeinderat das ein- oder andere Mal bereits angesprochen wurden. Die neue Fläche soll einerseits auch dazu dienen, die Parkplatzprobleme der Stadthalle in den Griff zu bekommen: „Die gibt es natürlich, aber es sollen nicht ausschließlich Parkplätze entstehen“, erklärt er. Die freie Fläche vor dem Haus werde auch jetzt schon zum Parken genutzt. Entstehen soll jedoch mehr als das.

Vielleicht ein Café

„Wir sind froh, dass die Stadt in der Bietergemeinschaft mit dabei ist. Das konnten wir nur zusammen stemmen“, sagt Joachim Schmid von der gleichnamigen Bäckerei direkt gegenüber des Gebäudes. Er hat die Vorstellung hier am Stadteingang etwas Schönes entstehen zu lassen. Vielleicht ein Café – so der Wunsch. Wie es genau kommen wird, soll jetzt nach und nach ausgearbeitet werden. Dabei wird sich auch zeigen, inwieweit mit dem Bestand gearbeitet werden kann. Das Gebäude stammt wohl aus den 1920er-Jahren. So ist es nach damaliger Bauweise noch näher an den Brändbach gebaut, als es heute überhaupt rechtlich möglich wäre.

Über Jahre hingezogen

Gerne hätte man das Gebäude ohne eine Zwangsversteigerung erworben. Die Angelegenheit habe sich allerdings nun schon über Jahre gezogen und es sei keine Einigung zustande gekommen. „Das war kein haltbarer Zustand, hier musste eine Lösung her“, erklärt Schmid. Auch für ihn sind weitere Parkplätze sinnvoll. Direkt vor seiner Bäckerei ist momentan lediglich Platz für vier Fahrzeuge.

Für die Zwangsversteigerung hat sich die Erbengemeinschaft aufgelöst.