Eigentlich ist Franziska Taubenmann in ihrem Blumberger Friseur-Salon zugange. Nebenbei, da entwickelt sie seit einiger Zeit auch Ideen für Apps, die an den Markt gehen. „Oft sind es die kleinen Dinge, die uns am meisten helfen und uns weiterbringen, besonders wenn sie unseren Alltag erleichtern“, ist sich die Mutter von drei Kindern sicher.
Als besonders während der Corona-Pandemie die Einladungen zu digitalen Weiterbildungs-Angeboten regelmäßig ins Haus flatterten, stellte sie schnell fest, wie mühselig die Interaktion während Online-Konferenzen mit großen Teilnehmerkreisen sein konnte. Platzierten die Teilnehmer ihre Fragen im Chat, mussten diese entweder aufwendig schriftlich beantwortet oder nochmals vorgelesen werden. Hoben sie digital ihre Hand, wusste der Leiter der Besprechung häufig nicht, wer in welcher Reihenfolge signalisiert hatte, dass er etwas sagen möchte.
Nichts geht über den persönlichen Austausch
„Der persönliche Austausch und die direkte soziale Interaktion mit meinen Mitmenschen liegen mir sehr am Herzen“, betont Taubenmann. Daher war sie froh, dass mit dem erklärten Ende der Pandemie auch die Rückkehr zu mehr Präsenz-Veranstaltungen einherging.
Doch ein Manko blieb: Auch auf den persönlichen Treffen und Konferenzen gestaltete sich die direkte Interaktion gerade bei hohen Besucherzahlen schwierig. Besonders fiel ihr das auf den von ihr besuchten Friseurmessen auf. Wie oft hatte sie im Publikum gesessen und eine Vorführung auf der Bühne verfolgt und war sich unsicher gewesen, wann wohl der richtige Zeitpunkt für ihre Frage sei, um den Redner nicht in einem ungünstigen Moment zu unterbrechen.
Länger warten als andere
Oder sie hatte sich in der Schlange angestellt, um eine der präsentierten Neuheiten aus dem Bereich von Lockenstab, Glätteisen, Haartrockner und Co. selbst auszuprobieren und dabei festgestellt, dass sie wieder einmal deutlich länger im Getümmel gestanden und gewartet hatte als andere, die eindeutig nach ihr gekommen waren.
Profi-Entwickler setzen Vorhaben in die Tat um
Je häufiger sich diese Negativ-Erfahrungen mehrten, desto intensiver reifte in Franziska Taubenmann die Überlegung, hier Abhilfe zu schaffen. Inspiriert und ermutigt von ihrem Mann, überlegte sie sich ein Konzept, größere Veranstaltungen mit einem strukturierten und organisierten Vorgehen zu verbessern.
Daraus entwickelte sich die Idee, eine App für digitale Handzeichen zu entwickeln. „Da ich von der nötigen Technik und Entwicklung selbst keine Ahnung habe, musste ich mir hier Unterstützung suchen und habe mir zwei App-Entwickler aus München ins Boot geholt, die bereits über 200 Apps erfolgreich entwickelt haben“, erklärt die junge Unternehmerin, die hierfür ihr eigenes Startup gegründet hat.
Am Ende profitieren Redner und Teilnehmer
Kern der neuen App ist die Möglichkeit, ein digitales Handzeichen abzugeben. Eigentlich ganz simpel und dennoch voller Potenzial, Präsenz-Veranstaltungen mit der wichtigen Komponente der persönlichen Interaktion spürbar zu vereinfachen. Dem Redner gibt die App die Chance, im Fluss zu bleiben und seinen Vortrag ungestört und ohne Unterbrechung zu halten, bis ein geeigneter Moment für Zwischenfragen gekommen ist, in dem er dann die Teilnehmer in der Reihenfolge ihrer Meldungen und persönlich mit ihrem Namen ansprechen kann.
Die Besucher brauchen keine Sorge zu haben, den Vortrag unpassend zu stören oder unnötig lange Schlange zu stehen, da sie gemäß der Reihenfolge der eingegangenen Handzeichen aufgerufen werden und auch sehen, an wievielter Stelle sie drankommen werden. Somit sorgt die Anwendung rundum für mehr Ordnung, Struktur und Fairness oder neudeutsch für die begehrte Win-Win-Situation, bei der alle Seiten profitieren.
Asiatischer Name mit Pfiff und passender Bedeutung
Nachdem der Inhalt stand, musste noch ein origineller und einprägsamer Name her. Zu Deutsch sollte er nicht sein, damit er auch international verständlich und verwendbar ist. Ein völlig freies Kunstwort ohne jeglichen Bezug zum Inhalt gefiel Franziska Taubenmann auch nicht recht.
Sie recherchierte in verschiedenen Sprachen und ließ ihrer Kreativität freien Lauf, bis sie schließlich beim Begriff „Shoushi“ fündig wurde. Der Name ist einprägsam und gut auszusprechen und passt auch noch inhaltlich perfekt zur neu entwickelten App: Die beiden Wortbestandteile „shou“ und „shi“ stammen aus dem Chinesischen und bedeuten „Hand“ beziehungsweise „ja“. Zusammengesetzt bedeutet „shǒushì“ „Handzeichen“ oder in abgewandelter Schreibweise ohne Akzente „Ordnung“.
Die Entwickler der webbasierten App verleihen der Anwendung aktuell den letzten Schliff. Diese Woche soll die Website bereits online gehen und unter der Adresse www.shoushi.io verfügbar sein. Wichtig war der Initiatorin, dass die Anwendung schnell und einfach nutzbar ist, ohne erst einen aufwendigen Registrierungsprozess mit einer Unmenge von Eingabedaten durchlaufen zu müssen.
Dabei gibt es eine kostenlose Version für Veranstaltungen mit einem virtuellen Konferenzraum und bis zu 50 Teilnehmern sowie eine Premium-Bezahlversion, die eine unbegrenzte Anzahl an Konferenzräumen und Teilnehmern sowie die Möglichkeit bietet, ein individuelles Branding mit dem eigenen Logo vorzunehmen.
Neben Konferenzen auch weitere Anwendungen im Auge
Die App könne vielfältig eingesetzt werden. „Meine Hauptzielgruppe im ersten Schritt sind größere Messen und Veranstaltungen mit Bühnenshows, zunächst aus dem Bildungs- und Konferenzbereich“, erklärt die junge Geschäftsführerin des Startups ihren Fokus. Aber auch für einfache Abstimmungen, Ja-Nein-Fragerunden oder Quiz-Shows lasse sich die App einsetzen.
„Später könnte ich mir auch eine Weiterentwicklung zum Beispiel für große Restaurants oder Biergärten vorstellen, in denen man über die App signalisieren kann, dass man etwas zu trinken bestellen oder bezahlen möchte“, hat Franziska Taubenmann schon eine klare Vision im Kopf.