Die Stadt Tengen hatte nach der Schließung der Pflegeheime Blumenfeld eigentlich darauf gesetzt, die Gebäude und Liegenschaften zeitnah verkaufen zu können, doch dies gelang nur zum Teil. Für das im 16. Jahrhundert erbaute Schloss Blumenfeld, das seit drei Jahren für 1,55 Millionen Euro zum Verkauf steht, ist noch immer kein neuer Eigentümer in Sicht.
Teure Umbauten schrecken ab
Die Gründe dafür sind vielfältig: Wie die 2017 von Architekturstudenten ausgearbeiteten Nutzungs- und Umbauvorschläge zeigen, bewegen sich die Kosten dafür im Millionenbereich, die Anforderungen des Denkmalschutzes schränken die zukünftigen Inhaber bei ihren Umbauplänen ein und nicht zuletzt muss auch der Brandschutz berücksichtigt werden.
Auch das Krankenhaus, dessen Preis von 350.000 Euro auf 310.000 Euro gesenkt worden war, wartet bis heute auf einen Käufer. Doch die knapp 1,9 Millionen Euro, die der Verkauf von Schloss und Krankenhaus hätte bringen sollen, bräuchte die Stadt dringend.
Stadt muss 750.000 Euro aufnehmen
Der Eigenbetrieb Schloss Blumenfeld, der die Immobilien verwaltet, und damit für deren Unterhalt sowie Steuern und Versicherungen aufkommen muss, weist aus früheren Jahren Verbindlichkeiten gegenüber der Stadt in Höhe von etwa 900.000 Euro auf. Diese Verbindlichkeiten sollen nun, wie in der Haushaltsplanung 2020 vorgesehen, in jährlichen Raten à 300.000 Euro zurückgeführt werden.
Zudem belasten die Zinsen und die Tilgung des langfristigen Kredits aus dem Jahr 2013, der damals zum Kauf der Pflegeheime benötigt wurde, den Haushalt mit weiteren 220.000 Euro jährlich. Vor diesem Hintergrund ist zur Finanzierung anstehender Investitionen im Haushalt 2020 eine Kreditaufnahme in Höhe von 750.000 Euro vorgesehen.
Öffentliche Nutzung des Schlosses?
Nun, da der Maklervertrag zum Schlossverkauf sowieso ausläuft und dieser Weg zu keinem Erfolg geführt hat, müsse man über Alternativen nachdenken und dazu tragfähige Konzepte ausarbeiten, wie Bürgermeister Marian Schreier erklärt. Erste Ideen dazu hat er schon, die er beim Neujahrsempfang in Blumenfeld so formulierte: „Warum nicht das Schloss in Zukunft in Teilen öffentlich weiter nutzen, etwa das Schlosscafé und das Hochzeitszimmer?“
Auch Fastnachts-, Vereins- und städtische Veranstaltungen kann er sich im historischen Gemäuer vorstellen. Wenn das Schloss nicht als Ganzes zu verkaufen sei, dann eben in Teilen. Eine der Möglichkeiten sei auch, die alte Brücke zwischen Schloss und Krankenhaus wiederherzustellen, um die beiden Immobilien wieder zu verbinden.
Investoren-Wettbewerb denkbar
Zu diesen Nutzungsideen kann sich Schreier einen Architektenwettbewerb vorstellen, doch diesen Themenkomplex wolle er erst noch im Gemeinderat diskutieren. Zusätzlich denkt er auch über einen Investoren-Wettbewerb nach, denn tolle Pläne alleine genügten nicht.
Es brauche auch Geldgeber, die bereit seien, diese umzusetzen. Die Stadt könnte dann auch für potenzielle Investoren mit einem finanziellen Anreiz aufwarten: Die städtebauliche Maßnahme zur Sanierung des Blumenfelder Ortskerns wird im Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ in den kommenden Jahren gefördert.
Konzept für Zwischennutzung
Vom Regierungspräsidium in Freiburg wurde dazu schon ein Förderrahmen in Höhe von 900.000 Euro genehmigt. Davon könnte dann auch der Neuinhaber des Schlosses profitieren. Doch all dies benötigt mehrere Monate Vorbereitungszeit und umgesetzt muss es anschließend auch noch werden.
Seit vergangenem Jahr entwickelt die Stadt Tengen für diese Überbrückungsphase ein Konzept zur Zwischennutzung unter dem Motto „Frischer Wind in alten Mauern“. Dazu will die Stadt die zur Verfügung stehende Fläche der ehemaligen Pflegeheime in sieben sogenannte Raummodule aufteilen, die mit jeweils etwas mehr als 200 Quadratmeter Fläche in etwa gleich groß sind, aber unterschiedliche Zuschnitte und Erhaltungszustände aufweisen.
Interesse an kleinen Flächen vorhanden
Die Idee dahinter ist, Kultur, Kunst, Start-Ups und Gastronomie unter einem Dach zu vereinigen. Schriftliche Interessensbekundungen lägen dazu bereits vor, wie Bürgermeister Marian Schreier verriet. Auch seien kleinere, finanziell nicht zu aufwendige Anpassungen für diejenigen möglich, die einziehen wollten.
Über die Pflegeheime
2013 hatte die Stadt Tengen die gesamten Gebäude und Liegenschaften der Pflegeheime im Schloss Blumenfeld zu einem Kaufpreis von 3,5 Millionen Euro erworben, um damit die wirtschaftlich angeschlagene Einrichtung am Leben zu erhalten. Vom 1. Juli 2014 an übernahm die Stadt auch die Pflegeeinrichtung des Zweckverbandes Pflegeheime Schloss Blumenfeld und führt diese – wie die Gebäude und Liegenschaften auch – seither als Eigenbetrieb der Stadt.
Zwar verschaffte der auf Pump finanzierte Kauf dem Pflegeheim für einige Zeit Luft, doch die Wende blieb aus und brachte der Stadt Verluste in Millionenhöhe. Der damals frisch ins Amt gewählte Bürgermeister Marian Schreier zog zusammen mit dem Gemeinderat die Notbremse und schloss die Pflegeheime zum 31. März 2017. Schloss Blumenfeld war zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf den Grundmauern einer mittelalterlichen Burganlage errichtet worden.