Bei der zweiten Infoveranstaltung zum Bürgerentscheid am 8. März über einen Windpark im Gewann Brand könnte sich ein für alle Seiten tragfähiger Kompromiss abzeichnen. Die Firma Solarcomplex will dort stadteigene Flächen pachten, einen Windpark mit drei Anlagen zu errichten.
Der Kompromiss setzt allerdings voraus, dass die Bürger von Tengen mit ihrer Stimme für dieses Projekt grünes Licht geben. Sollte dies der Fall sein, könnte der Vorschlag von Johannes Moser, dem Bürgermeister von Engen, Realität werden, nämlich eine der drei Windkraftanlagen auf Engener Gemarkung zu errichten.
Das Foyer der Randenhalle ist rappelvoll
Auch bei der zweiten Infoveranstaltung, die im völlig überfüllten Foyer der Randenhalle in Tengen stattfand, wurde kräftig diskutiert und Argumente für und gegen die Verpachtung der stadteigenen Flächen an Solarcomplex ausgetauscht.
Unter der Moderation der Firma Translake, welche die Stadt bei Bürgerbeteiligungsprojekten schon des Öfteren unterstützt hat, standen die Themenschwerpunkte Wirtschaftlichkeit, ökologische Verträglichkeit, Auswirkungen auf den Tourismus sowie die Auswirkungen der Windkraftanlagen auf die Lebensqualität und Gesundheit der Anwohner im Mittelpunkt.
Auch Bürger aus Stetten haben sich eingefunden
Michael Mayer, Wortführer von etwa zwanzig angereisten Bürger aus Stetten, traf den Nerv der Verantwortlichen, als er aus seiner Seele keine Mördergrube machte und äußerte, dass es weh tue, was die Stadt Tengen mit ihrem Dorf machen wolle.
Sie, die dem geplanten Windpark geografisch am nächsten seien und den Auswirkungen der Anlagen in Bezug auf Beeinflussung der Landschaft und Schattenwurf am stärksten ausgesetzt seien, hätten beim Bürgerentscheid als Nicht-Tengener keine Stimme, da sie ja auf Engener Gemarkung lägen.
Hegauwind GmbH will auf Betroffene zugehen
Diesen Standpunkt hatten die Stettener auch auf der Infoveranstaltung zuvor, die in ihrem Ort stattgefunden hatte, deutlich gemacht. Auf Basis dieser aus Stettener Sicht unbefriedigenden Konstellation gingen nun sowohl die Verantwortlichen in Tengen als auch die potentiellen Windkraftanlagenbetreiber der Hegauwind GmbH auf die Betroffenen zu.
Der Hegauwind-Geschäftsführer Andreas Reinhardt und Bene Müller von Solarcomplex betonten, dass sie sich einen Alternativstandort in der Gemarkung Engen vorstellen könnten, der so ausgewählt werden solle, dass er weit genug von Stetten entfernt sei.
Schreier: Regenerative Energie nund gute Beziehungen zu Stetten sind wichtiger als Erlöse
Potentielle Standorte im Westen, die von Stetten aus nicht sichtbar seien, habe man sich, so Müller, schon angeschaut und man sei zuversichtlich, dass ein geeigneter gefunden werde.
Auch Bürgermeister Marian Schreier bezeichnete diesen Alternativvorschlag als guten Kompromiss und man wolle gern auf die Stetten am nächsten gelegene Anlage verzichten, denn das übergeordnete Ziel der Erzeugung umweltfreundlicher Energie einerseits und die gutnachbarlichen Beziehungen zu Stetten andererseits seien ihnen wichtiger als das zu erwirtschaftende Geld.
Auch die beiden Gemeinderäte Karlheinz Hofgärnter und Josel Ritzi nahmen dazu Stellung und stimmten diesem Kompromissvorschlag zu. Schreier ergänzte dann auf Nachfrage, dass sich diese Kompromissidee und der Bürgerentscheid nicht ausschlössen.
Das grundsätzliche Votum fällten die Tengener Bürger am 8. März; falle dies pro Verpachtung der stadteigenen Fläche an Solarcomplex aus, sei die Idee, eine der drei Windkraftanlagen auf Engener Gemarkung zu errichten, durchaus realisierbar.
Bürgermeister dankt für sachliche Auseinandersetzung
Schreier zog dann eine erste Bilanz bezüglich der Infoveranstaltungen, die es im Vorfeld des Bürgerentscheids gab, wobei er herausstellte, dass man gemeinsam mit den Bürgern um die bestmögliche Lösung gerungen habe. Die Atmosphäre sei eine konstruktive gewesen. Er dankte allen Beteiligten für ihren Beitrag, wobei es hart in der Sache, aber fair im Ton zugegangen sei.