Die gute Nachricht zuerst: Etwas, das vielen älteren Bank-Kunden seit dem vergangenen Juni Probleme gemacht hat, ändert sich wieder. An der Sparkasse-Filiale in der Stockacher Oberstadt wird in der kommenden Woche der Briefkasten für Überweisungen wieder geöffnet. Die Sparkasse hatte im Juni 2020 die Filiale in eine reine SB-Filiale umgewandelt. Manche Kunden waren darüber verwundert, ratlos und verärgert.

Eine von ihnen ist Rita Maier-Rampf, die mit ihrem chronisch kranken Mann in der Stockacher Oberstadt lebt. „Dass es da eine Information gegeben haben soll, das habe ich nicht mitbekommen“, sagt sie und fügt hinzu, dass sie gedacht habe, die Schließung sei nur temporär und wegen Corona geschehen. Beschwert habe sie sich dann über die Schließung des Briefkastens, sagt sie. Aber das änderte nichts. Man könne nichts machen, habe es seitens der Sparkasse geheißen.

Lange, beschwerliche Wege

Die Schließung bedeutete für sie, bei Bankangelegenheiten einen langen, zeitraubenden Weg in die Filiale in der Schillerstraße auf sich nehmen zu müssen – Zeit, die sie nicht habe, da sie ihren bettlägerigen Mann nicht lange allein lassen könne. Eine ihrer Bekannten sei sogar mit ihrem Rollator einen halben Tag zu Fuß unterwegs gewesen, um ihre Überweisung in der Schillerstraße abzugeben.

„Das ist rücksichtslos und nicht sehr kundenfreundlich“, fasst Marianne Karmann zusammen. Sie ist mobile, medizinische Fußpflegerin aus Stockach und viele ihrer Kunden, die nicht motorisiert sind, seien ebenfalls von der Schließung des Briefkastens und der Umwandlung der Filiale betroffen.

Sparkasse: Alles muss sich rechnen

Einen anderen Blickwinkel auf die Angelegenheit hat die Sparkasse Hegau-Bodensee. Heribert Schwarz, Teamleiter von Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, informierte darüber, dass der Briefkasten Mitte Januar wieder geöffnet werde. Er betont auch, dass keine Filiale geschlossen werde.

„Natürlich wollen wir unsere Sparkassen-Philosophie, für Kunden da zu sein, aufrecht erhalten“, sagt er. Aber es müsse sich alles rechnen. Man zahle für Einlagen einen Strafzins, der an die Zentralbank gehe. Man müsse darum die Kosten im Auge behalten und Kompromisse machen, um wirtschaftlich stark und ebenbürtig im Wettbewerb mit anderen Banken bleiben zu können. Und aus diesem Grunde würden manche Filialen, bei denen nicht so viel Publikumsverkehr sei, in SB-Filialen umgewandelt.

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Die Digitalisierung sei heute wichtig, erklärt Heribert Schwarz. Die Sparkasse wolle, dass auch die Zielgruppe älterer Menschen für das Online-Banking fit gemacht werde. Hierbei würden auch die Mitarbeiter der Filialen gerne Kunden beraten.

Auch bei der Volksbank gab es die Änderung, dass die Oberstadt-Filiale zu einer SB-Filiale umgewandelt wurde. Zwar fänden, wie Erich Heggenberger, Pressesprecher der Volksbank Überlingen erklärt, in den Obergeschossen noch immer Kundengespräche statt, aber nur nach Terminvereinbarung an drei Tagen in der Woche.

Alles spielt sich online ab

Ein Grund für diese Veränderung sei, dass das Online-, Mobile- sowie Telefonbanking bei der Volksbank deutlich zugenommen hätte und man sich auf dieses veränderte Verhalten einstelle. Erich Heggenberger erläutert: „Gemäß unserer Erfahrungen nutzen viele ältere Kunden unser Online-Banking. Gerade in Corona-Zeiten haben wir festgestellt, dass dieses Angebot sehr gerne angenommen wird.“ Der Briefkasten für Überweisungen sei und bleibe aber weiterhin geöffnet.

Und was sagt Sparkassen-Kundin Rita Maier-Rampf dazu? „Für mich ist das Online-Banking nichts.“ Sie hadert auch mit dem Überweisungsautomaten: „An diesem Gerät dauert alles viel zu lange, dann geht es nicht und hinter einem steht schon der nächste, der wartet.“

Sie wolle zwar gerne den Umgang mit der Handy-App lernen, könne das aber nicht alleine: „Ich brauche meinen Sohn dazu, um es mir zu erklären“, sagt Rita Maier-Rampf. „Aber der stößt mit seiner Geduld bei mir auch an seine Grenzen. Ich traue mir vieles zu, aber nicht alles. Und mit einem Mal zeigen ist es ja nicht getan.“