Nun ist klar, was an der Goethestraße gebaut werden darf. Der Stockacher Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung neue Festsetzungen zur Bebauung in dem zentralen Gebiet beschlossen. Dort darf nun in einigen Fällen nicht mehr so hoch gebaut werden, wie es der erste Entwurf des Bebauungsplans zugelassen hätte. Betroffen davon ist ein Bauvorhaben des Investors Betz und Weber aus Ravensburg.
Markanteste Änderung: Der Turm, der direkt am Linde-Kreisel entstehen soll, wird niedriger. An dieser Stelle werden nun 20 Meter Gebäudehöhe zugelassen statt ursprünglich 23,5 Meter. Hinzu kommt noch ein Meter für untergeordnete Technikaufbauten. Statt sieben Geschossen sind nun noch sechs Geschosse möglich. Vor allem an der Höhe des Turms hatte sich viel Kritik von Bürgern entzündet, die in einer Unterschriftenaktion mit mehr als 1100 unterzeichneten Flugblättern mündete.
Das Gebäude entlang der Straße auf dem Telekom-Grundstück darf noch 14 Meter hoch werden mit vier Geschossen. Zuvor waren 18 Meter geplant. Weiter in Richtung Schiesser-Knoten werden entlang der Straße 16 Meter Höhe mit vier Vollgeschossen und einem zurückspringenden Attika-Geschoss möglich (vorher 18 Meter). Und im rückwärtigen Bereich des Telekom-Grundstücks bleibt es bei einer Höhe von 12,50 Meter, zugelassen werden drei Vollgeschosse und ein Attika-Geschoss.
Antrag von CDU und Grünen setzt sich am Ende durch
Diese Maße hatten CDU und Grüne in einem gemeinsamen Antrag vorgeschlagen, der nach einer ausführlichen Debatte mit 19 Ja-Stimmen und zehn Nein-Stimmen angenommen wurde. Ein Antrag, der maßgeblich von den Freien Wählern eingebracht wurde und ebenfalls weitere Unterstützung aus anderen Fraktionen erfuhr, bekam keine Mehrheit. Dieser hätte entlang der Straße teilweise niedrigere Höhen festgeschrieben und im rückwärtigen Bereich drei Geschosse ohne Attika-Geschoss vorgesehen.
Bürgermeister Rainer Stolz hat in seiner Einleitung hervorgehoben, dass nun eine städtebaulich prägnante Entwicklung möglich werde. Es soll dringend notwendiger Wohnraum geschaffen werden, ebenso wie innenstadtnahe Gewerberäume. Ein seit Jahrzehnten bestehender Hotelstandort solle gesichert werden. Und: Nicht Initiativen hätten das Planungsrecht. Dies sei das Königsrecht des Gemeinderats.
Fraktionen werben für Kompromisslösungen
Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) warb für den interfraktionellen Antrag für „konsensfähige Bebauung mit angemessener städtebaulicher Struktur“. Wolfgang Reuther (CDU) argumentierte für den weniger strengen Antrag von CDU und Grünen mit dem Bedarf an Wohnraum. Verdichtung könne nur in der Höhe gelingen. Um zehn bis 30 Prozent sei man mit den Höhen heruntergegangen und auch den Kritikern entgegen gekommen. Wobei die Sache für die Anlieger offenbar erst im Frühjahr richtig spannend geworden sei, nachdem der Gemeinderat jahrelang mit dem Thema befasst gewesen sei.
Rainer Vollmer, Anlieger und Wortführer der Kritiker, will das am Tag danach nicht auf sich sitzen lassen. Er sei schon vor zweieinhalb Jahren wegen der Veränderungen in der Goethestraße bei Bürgermeister Stolz gewesen. Die Gebäudehöhen, um die es jetzt ging, wurden erst im Februar dieses Jahres öffentlich. Vom Abstimmungsergebnis zeigt sich Vollmer enttäuscht, er hätte mehr Entgegenkommen erhofft.
Michael Schumacher von der Geschäftsführung des Investors Betz Baupartner bezeichnete die Entscheidung als „guten Kompromiss“, der die Grundstruktur des Entwurfes bestehen lasse. Dies werde man nun ausfüllen. Und: „Ich bin sicher, dass das ein super Projekt wird. Ich freue mich darauf.“