Constanze Wyneken

Die Ruine Nellenburg, ein Wahrzeichen und Namensgeber für viele Einrichtungen in Stockach, ist auch ein touristischer Anziehungspunkt. Und sie ist durch wucherndes Unkraut und Gesträuch gefährdet. Deshalb hatte das Umweltzentrum Stockach zur Mitmachaktion unter dem Motto „Wir schneiden die Nellenburg frei“ aufgerufen.

Freiwillige Helfer haben das wüst die wenigen Mauerreste überwuchernde Unkraut entfernen, Büsche zurückgeschnitten und die Ruine für Wanderer und Besucher wieder sichtbarer und zugänglicher gemacht. „Es ist toll, dass so viele gekommen sind“, sagte Sabrina Molkenthin, Leiterin des Umweltzentrums, angesichts der 15 Helfer, die zu der Aktion den Weg auf den Nenzinger Berg, wie er ehemals im Frühmittelalter noch hieß, gemacht hatten. Sie strahlte übers ganze Gesicht, als sie voller Tatkraft ihren Spaten packte.

Bei der momentanen Klimalage kann man sich nie sicher sein, womit das Wetter am nächsten Tag aufwartet. Und so war es eine positive Überraschung, dass am Samstag der Aktion die Sonne bereits morgens strahlte und der Tag stahlblauen Himmel und frostige Temperaturen bot. Denn diese machten den Grund fest und sicher begehbar für die Helfer, die am Samstag ab zehn Uhr auf dem Wanderparkplatz Nellenburg erschienen waren.

Einer der Helfer, die das Gemäuer vom Unkraut befreiten, war Fredy Meyer, in der Region ein bekannter Lokalhistoriker. Seit ihrer urkundlichen Ersterwähnung im Jahre 1056 und ihrer Begründung als „Castrum meum“ (meine Burg) von Graf Eberhard von Nellenburg (1001 bis 1079) bis zu ihrem Ende und Abbruch ab dem Jahr 1783 habe die Nellenburg alle möglichen Höhen und Tiefen erlebt, weiß Meyer zu erzählen.

Historiker Fredy Meyer rückt dem Unkraut auf der Burgruine zuleibe.
Historiker Fredy Meyer rückt dem Unkraut auf der Burgruine zuleibe. | Bild: Constanze Wyneken

Und er hat noch mehr Spannendes auf Lager, über das Adelsgeschlecht der Nellenburger, über Ritter, Burgfrauen und eine Belagerung im 13. Jahrhundert, als die Habsburger, statt die Burg zu stürmen oder das Tor zu rammen, einen Turm untergruben, diesen zum Absturz ins Tal brachten und sich so Zutritt zur Burg verschafften. „Das war eine schlaue Maßnahme der Habsburger“, erzählt Meyer, „durch welche die Nellenburger sich den Habsburgern unterwerfen mussten und fortan keine politischen Entscheidungen mehr treffen konnten.“

Durch etliche danach folgende Irrungen, Wirrungen und Wechsel der Besitzverhältnisse, wurde schlussendlich das Mauerwerk nach und nach abgetragen und als Baumaterial verkauft. Reste der Burg finden sich zuhauf verbaut in Gebäuden der Umgebung von Stockach. „Das, was von der Burg übrig geblieben ist, die Ruine, gilt es nun zu unbedingt zu bewahren. Der Wildwuchs zerstört das Mauerwerk und das wollen wir verhindern. Darum gibt es diese Pflegeaktion“, so Molkenthin.

Für solch eine Pflegemaßnahme, die bereits zum dritten Mal stattfindet, werden natürlich nicht nur Helfer, sondern auch Gerätschaften benötigt. Und diese wurden freundlicherweise von der Bürgerstiftung Stockach finanziert. Hilfe kommt auch vom Bauhof der Stadt Stockach, der den Grünschnitt kostenlos abholen wird. „Es ist so Einiges an Grünschnitt angefallen, denn wir haben auch Blickschneisen freigeschnitten“, so Sabrina Molkenthin. Sie hofft, dass in dieser Hinsicht vielleicht auch die Forstverwaltung der Grafenfamilie Douglas tätig wird. Die Ruine steht nämlich auf deren Grund und Boden.