Viele wollen, dass regenerative Energien mehr genutzt werden. Doch der Ausbau der Nutzung hinkt speziell im Landkreis Konstanz weit hinter den Erwartungen her. Bei der Gewinnung solarer Energie sind die Steißlinger ganz vorne dran. So nutzen hier nicht nur Unternehmer, die Kommune für ihre Gebäude sowie Privatleute Solarenergie, es gibt sogar einen Solarpark. „Wir wollen mehr tun und uns vielfältig aufstellen“, sagt Bürgermeister Benjamin Mors.

Der Betreiber des Solarpark Steißlingen bietet immer wieder gerne Führungen an. Hier ging es unter anderem um Artenvielfalt und den ...
Der Betreiber des Solarpark Steißlingen bietet immer wieder gerne Führungen an. Hier ging es unter anderem um Artenvielfalt und den Vergleich zu landwirtschaftlich genutzten Pachtflächen. | Bild: Susanne Schön

Die Firma Wattner – ein Projektentwickler, der Solarenergieprojekte als Vermögensanlage seiner Kunden realisiert -, errichtete und betreibt den Steißlinger Solarpark. Nun traf sich der Betreiber mit kommunalen und kirchlichen Vertretern am Solarpark. Die Besucher wollten sich nicht zuletzt darüber informieren, was unter den Solarpanelen passiert. Denn die Solarparks sind keineswegs tote Flächen. In dem geschützten Raum können sich viele Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Biologe Ralf Schneider zeigte den Besuchern, welche.

Die Biologe Ralf Schneider zeigt am Solarpark eine der vielen Libellenarten. Auch unterschiedlich Schmetterlinge und andere Insekten ...
Die Biologe Ralf Schneider zeigt am Solarpark eine der vielen Libellenarten. Auch unterschiedlich Schmetterlinge und andere Insekten ließen sich finden. | Bild: Susanne Schön

In Steißlingen tun vierbeinige Landschaftspfleger ihr Werk: Schafe. Die Tiere wurden zuerst in abgesteckten Arealen gehalten, nun bewegen sie sich frei auf der gesamten Anlage. Sie nutzen die Solarmodule auch mal als Sonnen- und Wetterschutz. Der Nachteil des Bewirtschaftens durch Schafe ist, dass diese durch ihre Hinterlassenschaften den Boden düngen und manchmal die Pflanzen essen, bevor diese sich versämen können.

Gerd Burkert von der Energieagentur des Landkreises Konstanz (links) und Benjamin Mors, Steißlingens Bürgermeister, beobachten ...
Gerd Burkert von der Energieagentur des Landkreises Konstanz (links) und Benjamin Mors, Steißlingens Bürgermeister, beobachten interessiert, was so alles kreucht und fleucht in einem Solarpark. | Bild: Susanne Schön

Auf Anlagen, bei denen händisch oder maschinell gemäht wird, gibt es immer wieder Probleme, wo man das Mähgut hinbringen kann. Die Entsorgung sei erstaunlich teuer, führte Thomas Schneider von der Projektgesellschaft Wattner aus.

Platz ist sowohl für Arten, die die Sonne lieben, als auch für solche, die den Schatten lieben. So konnte man verschiedene Libellen-, Wanzen-, Käfer- und andere Insektenarten bestaunen. Rund um die Ständer der Module wachsen auffällig viele Brennnesseln, welche zum Beispiel für bestimmte Schmetterlinge wichtige Futterquellen sind.

Dem Biologen Ralf Schneider gelang es bei einer Führung im Solarpark Steißlingen, die dortige Artenvielfalt einzufangen.
Dem Biologen Ralf Schneider gelang es bei einer Führung im Solarpark Steißlingen, die dortige Artenvielfalt einzufangen. | Bild: Susanne Schön

Durch den Blühstreifen rund um die Anlage finden neue Pflanzen den Weg in den Solarpark. Auch Sandhügel bieten seltenen Arten ein Zuhause. Der Zaun, der den Solarpark vor unbefugtem Betreten schützt, hat so viel Bodenfreiheit, das kleine Tiere herein können, während Raubtiere draußen bleiben.

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Bei der Nutzung solarer Energie entstehen kaum Belastungen, die Anlage könnte rückstandslos abgebaut werden, erläuterte der Betriebsführer Marco Reinhold. Auch werde eine hohe Recyclingquote erreicht, sagte Reinhold. Befürworter von Solarparks betonen, dass nur durch Solarparks der Stromhunger zu stillen sei, alleine durch Solarmodule auf Dächern ginge dies nicht.

Wie ist der Stromhunger zu stillen?

Zudem würden Solarparks durch geringe Versiegelung pro erreichbarem Stromertrag bestechen. Es werde keine Fläche für den Anbau von Energiepflanzen benötigt, wie bei Biogasanlagen. Auch seien keine großen Fundamente nötig wie bei Windrädern.

Auch Bürgermeister Benjamin Mors (links) sowie Thomas Schneider und Marco Reinhold von der Projektierungsgesellschaft gefiel die ...
Auch Bürgermeister Benjamin Mors (links) sowie Thomas Schneider und Marco Reinhold von der Projektierungsgesellschaft gefiel die Steigerung der Artenvielfalt auf dem Gelände des Solarparks Steißlingen. | Bild: Susanne Schön

Damit seien Solarparks gerade für extensiv genutzte Flächen interessant, insbesondere, wenn sie landwirtschaftlich unattraktiv sind. Doch spreche eben auch der Gedanke an die Artenvielfalt für eine extensive Nutzung landwirtschaftlicher Fläche, statt dort in Monokultur Mais für die Biogasanlage anzubauen. Zumal die Flächen nach Pachtende problemlos wieder an die Landwirtschaft zurückgegeben werden können.

Aber es sei schwer, genehmigungsfähige Flächen zu finden, bedauerte Thomas Schneider. Für ihn stehen Solarparks für günstige Versorgungssicherheit mit regenerativen Energien. „Wir müssen die Schöpfungskraft besser nutzen“, sagt er und verweist darauf, dass die Natur an einem Tag mehr Energie gebe, als die Menschen in einem Jahr brauchen.