Viele wollen, dass regenerative Energien mehr genutzt werden. Doch der Ausbau der Nutzung hinkt speziell im Landkreis Konstanz weit hinter den Erwartungen her. Bei der Gewinnung solarer Energie sind die Steißlinger ganz vorne dran. So nutzen hier nicht nur Unternehmer, die Kommune für ihre Gebäude sowie Privatleute Solarenergie, es gibt sogar einen Solarpark. „Wir wollen mehr tun und uns vielfältig aufstellen“, sagt Bürgermeister Benjamin Mors.

Die Firma Wattner – ein Projektentwickler, der Solarenergieprojekte als Vermögensanlage seiner Kunden realisiert -, errichtete und betreibt den Steißlinger Solarpark. Nun traf sich der Betreiber mit kommunalen und kirchlichen Vertretern am Solarpark. Die Besucher wollten sich nicht zuletzt darüber informieren, was unter den Solarpanelen passiert. Denn die Solarparks sind keineswegs tote Flächen. In dem geschützten Raum können sich viele Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Biologe Ralf Schneider zeigte den Besuchern, welche.

In Steißlingen tun vierbeinige Landschaftspfleger ihr Werk: Schafe. Die Tiere wurden zuerst in abgesteckten Arealen gehalten, nun bewegen sie sich frei auf der gesamten Anlage. Sie nutzen die Solarmodule auch mal als Sonnen- und Wetterschutz. Der Nachteil des Bewirtschaftens durch Schafe ist, dass diese durch ihre Hinterlassenschaften den Boden düngen und manchmal die Pflanzen essen, bevor diese sich versämen können.

Auf Anlagen, bei denen händisch oder maschinell gemäht wird, gibt es immer wieder Probleme, wo man das Mähgut hinbringen kann. Die Entsorgung sei erstaunlich teuer, führte Thomas Schneider von der Projektgesellschaft Wattner aus.
Platz ist sowohl für Arten, die die Sonne lieben, als auch für solche, die den Schatten lieben. So konnte man verschiedene Libellen-, Wanzen-, Käfer- und andere Insektenarten bestaunen. Rund um die Ständer der Module wachsen auffällig viele Brennnesseln, welche zum Beispiel für bestimmte Schmetterlinge wichtige Futterquellen sind.

Durch den Blühstreifen rund um die Anlage finden neue Pflanzen den Weg in den Solarpark. Auch Sandhügel bieten seltenen Arten ein Zuhause. Der Zaun, der den Solarpark vor unbefugtem Betreten schützt, hat so viel Bodenfreiheit, das kleine Tiere herein können, während Raubtiere draußen bleiben.
Bei der Nutzung solarer Energie entstehen kaum Belastungen, die Anlage könnte rückstandslos abgebaut werden, erläuterte der Betriebsführer Marco Reinhold. Auch werde eine hohe Recyclingquote erreicht, sagte Reinhold. Befürworter von Solarparks betonen, dass nur durch Solarparks der Stromhunger zu stillen sei, alleine durch Solarmodule auf Dächern ginge dies nicht.
Wie ist der Stromhunger zu stillen?
Zudem würden Solarparks durch geringe Versiegelung pro erreichbarem Stromertrag bestechen. Es werde keine Fläche für den Anbau von Energiepflanzen benötigt, wie bei Biogasanlagen. Auch seien keine großen Fundamente nötig wie bei Windrädern.

Damit seien Solarparks gerade für extensiv genutzte Flächen interessant, insbesondere, wenn sie landwirtschaftlich unattraktiv sind. Doch spreche eben auch der Gedanke an die Artenvielfalt für eine extensive Nutzung landwirtschaftlicher Fläche, statt dort in Monokultur Mais für die Biogasanlage anzubauen. Zumal die Flächen nach Pachtende problemlos wieder an die Landwirtschaft zurückgegeben werden können.
Aber es sei schwer, genehmigungsfähige Flächen zu finden, bedauerte Thomas Schneider. Für ihn stehen Solarparks für günstige Versorgungssicherheit mit regenerativen Energien. „Wir müssen die Schöpfungskraft besser nutzen“, sagt er und verweist darauf, dass die Natur an einem Tag mehr Energie gebe, als die Menschen in einem Jahr brauchen.
Solarpark Steißlingen
Projektentwicklungsgesellschaft des Solarparks ist das Kölner Unternehmen Wattner. Es hat seit 2008 über 90 Solarkraftwerke mit 353 Megawatt Leistung im Wert von 600 Millionen Euro errichtet oder erworben. Über 8000 Anleger entschieden sich für diese Vermögensanlage.
Die Anlage in Steißlingen ist am 7. Mai 2020 in Betrieb genommen worden, hat 9,92 Megawatt Leistung und produziert zwölf Millionen kWh. Sie hat 35.424 Solarmodule. Das Investitionsvolumen beträgt sechs Millionen Euro. Der Solarpark ist 16,6 Hektar groß, davon werden 6,2 Hektar durch Module überschirmt und 10,4 Hektar als extensives Grünland bewirtschaftet.