Das Thema Wasserstoff-Kernnetze treibt die Politiker aus Südbaden um – weil die Region nach den Plänen der Bundesnetzagentur zum Ausbau der Kernnetze bisher ein weißer Fleck auf der Landkarte der Autobahnen für den Wasserstoff bleiben soll. Zu diesem Thema hat kürzlich der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung Interessierte zu einem Austausch per Video-Konferenz eingeladen. Mit dabei war auch die Wirtschaftsministerin des Landes, Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), an die ein eindringlicher Appell ging, dass Südbaden nicht von Wasserstofflieferungen ausgeschlossen werden dürfe.

Andreas Jung hatte es für die Region Singen bereits Ende November in einer Pressemitteilung auf den Punkt gebracht: ‚Singen ohne Kernnetz, das wäre wie Singen ohne die A81‘. Nun ist jedoch Eile geboten, denn noch bis zum 8. Januar 2024 können zu dem Entwurf der Bundesnetzagentur Stellungnahmen abgegeben werden. Diese sollen dann im weiteren Verfahren zur Finalisierung des Wasserstoff-Kernnetzes einbezogen werden.

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Firmen wollen ins Ausland abwandern

Wie es Wirtschaftsminister Robert Habeck Ende November formuliert hat, handelt es sich beim Wasserstoff-Kernnetz um so etwas wie ‚Autobahnen des Wasserstoffes‘. Und Wasserstoff werde beim Umbau zu einer klimaneutralen Industrie eine wichtige Rolle spielen. Deshalb sei es umso wichtiger, dass Südbaden kein weißer Fleck auf der Landkarte bleibe. Markus Kittl, Leiter des Bereichs Technik und Kommunalmanagement bei der Thüga Energienetze Singen, hat große Sorge, dass der Landkreis Konstanz mit seinen rund 280.000 Einwohnern nun komplett abgehängt ist.

Markus Kittl, Leiter Technik und Kommunalmanagement bei der Thüga Energienetze Singen.
Markus Kittl, Leiter Technik und Kommunalmanagement bei der Thüga Energienetze Singen. | Bild: Rasmus Peters (SK-Archiv)

„Wir haben hier große Betriebe in der Aluminiumproduktion und im Maschinenbau. In der Corona-Zeit waren wir sogar systemrelevant, doch nun sind Tendenzen zu spüren, dass Firmen überlegen, ins Ausland abzuwandern“, so Kittl. Dann würden natürlich sehr viele Arbeitsplätze verloren gehen. „Wir müssen unsere Lieferketten bis 2035 CO2-frei stellen. Aber das ist ohne Wasserstoff nicht möglich“, sagt er.

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Unter den 40 Teilnehmern der Diskussion waren auch einige Vertreter aus den Regionen Hochrhein und Friedrichshafen. „Wir könnten theoretisch woanders produzieren, wollen wir aber nicht“, sagte Katharina Fraune, Leiterin der Standortkommunikation bei Evonik in Rheinfelden. „Wir brauchen den grünen Wasserstoff und können nicht bis 2030 warten“, erklärte sie weiter. „Dass Firmen ins Ausland abwandern, darf nicht passieren.“

Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel

Dieter Sommerhalter von der Infrastruktur-Trägergesellschaft mbh & Co. KG mit Sitz in Freiburg berichtete, dass sich Firmen wie Evonik, RWE, Bosch und Badenova gemeinsam auf den Weg gemacht hätten. „Wir könnten am Hochrhein beginnen, die Infrastruktur aufzubauen, brauchen aber den Startschuss“, richtete er seinen Appell an die Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.

Ihr sei klar, dass die Verfügbarkeit von Wasserstoff ein zentraler Standortfaktor für Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region sei. Die Bedarfe, die genannt wurden, entsprächen nicht der Zukunft. „Wir haben die Bedarfe neu erhoben und bringen sie auf Bundesebene ein“, so Hoffmeister-Kraut. Für Volker Mayer-Lang, CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Friedrichshafen, war nach der Diskussion klar: „Wir müssen im Austausch bleiben, denn es stehen viele Arbeitsplätze auf dem Spiel“.

Christoph Luschnat, Leiter Energiepolitik und Koordinator Wasserstoff bei der Firma Terranets Baden-Württemberg, erläuterte, dass das Kernnetz ab 2032 komme. „Das ist politisch und gesetzlich festgelegt und muss durch die Bundesnetzagentur umgesetzt werden“. Anfangs seien nur 1800 Kilometer Netze vorgesehen und auch sonst seien die Vorgaben sehr hart gewesen, so Luschnat. Insgesamt sieht der Antragsentwurf vom 15. November nun eine Leitungslänge von 9721 Kilometern vor, die überwiegend auf Umstellungen bestehender Erdgasleitungen basieren. Die zu erwartenden Investitionskosten belaufen sich auf 19,8 Milliarden Euro, informiert die Bundesnetzagentur auf ihrer Internetseite.

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Stellungnahmen zu dem Thema müssen bis zum 8. Januar 2024 per E-Mail an wasserstoff-kernnetz@bnetza.de geschickt werden. Umfassende Informationen zum Wasserstoff-Kernnetz finden sich unter www.fnb-gas.de/wasserstoffnetz-wasserstoff-kernnetz/